Page 39 - Spielfeld_April_2019
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 Sediu bemerkte schnell, welch großes Talent da etwas unbekümmert in seiner Mannschaft kickte – und vor allem, was es daran hinderte, sich einen Platz in der Stammelf zu sichern: „Er sagte mir, ich sei zu faul“, erinnert sich Adams und lacht. Denn: „Er hatte recht.“ Eine späte Erkenntnis, damals vermutete Adams ganz andere Beweggründe: „Ich dachte immer, er mag mich nicht. Ständig schrie er mich an und korrigierte mich. Ich war jung, weit weg von meiner Familie und nahm mir das sehr zu Herzen.“
Ohnehin war es keine leichte Zeit für den sensiblen Fußballer. Ihn einte der Traum tausender Jugendlicher in Ghana – aber auch die Probleme, die schon viele Wege dorthin zerstört hatten. Die Armut war groß, die Plätze schlecht, das Leben hart. „Ich habe mich allein gefühlt, hatte kein Geld und keine Ausrüstung. Es fehlte an allem. Einmal musste ich mir als Erstliga- Spieler Schuhe von einem Bekannten leihen, weil mei- ne kaputt gegangen waren und ich mir keine neuen kaufen konnte. Viele haben ausreichend Talent, um Profi in Europa zu werden. Aber nicht jeder hat die Möglichkeit, sich darauf zu konzentrieren, seinen Traum zu verwirklichen. Das Leben kann in Afrika sehr kompliziert sein.“
Der größte Moment der Karriere
Doch die Umstände fingen an, Adams zu motivieren statt zu bremsen. Er verinnerlichte die Worte des Trainers, setzte sich durch und wurde Junioren- Nationalspieler. „In einer Zeit, in der ich noch nicht bereit für den Profi-Fußball war, hat er mir sehr ge- holfen. Er wurde wie ein zweiter Vater für mich, wir haben jetzt immer noch nach jedem meiner Spiele Kontakt“, sagt Adams und blickt auf die Zeit zurück, in der er eine weitere, prägende Begegnung
machte: „Ein Agent aus Europa stand vor
mir und sagte, er könne mich nach Spa-
nien transferieren. Es war immer mein
Traum, den Sprung zu schaffen. Aber ich
glaubte ihm nicht, es waren so viele andere
Spieler da und er sprach nur mit mir. Ich
nahm es ihm nicht ab, ich war mir sicher,
dass ist ein Fake.“ Doch der Agent, ein Spielervermittler, ließ nicht locker. Als er schließlich mit einem – Adams bekannten
– afrikanischen Mittelsmann im Elternhaus in Accra auftauchte, wurde Adams die Situation bewusst: „Es war der größte Moment in meinen Leben. Auf die Chance hatte ich immer hingearbeitet. Mein Vater, dem meine Schulbildung immer wichtiger war, stärk- te mir den Rücken. Und dann ging es schnell.“
Profis
  SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
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Gibt nie auf – nicht einmal
eine Diskussion: Kasim Adams

















































































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