Page 40 - Spielfeld_April_2019
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  Die Berater besorgten eine Aufenthaltserlaubnis, regelten die formellen Dinge, und Adams verließ zum zweiten Mal seine Heimat. Dieses Mal im Flugzeug – und in eine schon oft gesehene und doch völlig neue, unbe- kannte Welt: Europa. Spanien, Madrid, Léganes.
Beim Vorort-Klub der Hauptstadt absolvierte er ein Probetraining, über- zeugte, erhielt einen Vertrag und wechselte schon ein halbes Jahr später zum Primera-Division-Absteiger RCD Mallorca. Die Profi-Karriere begann an einem Ort, der paradiesische Züge für Adams hatte. „Viele andere Jungs aus Ghana beginnen in Ländern wie der Slowakei oder Bulgarien und man hört nie wieder etwas von ihnen. Dort fällt die Umstellung wesentlich schwerer. Ich lebte in der Sonne und in einem absoluten Fußball-Land, das war perfekt für mich.“
Und es ging weiter nach oben, auch wenn die Temperaturen nach unten gingen: Nach zwei Jahren auf Mallorca wechselte Adams im Sommer 2017 nach Bern und lernte wieder für das Leben eines in Europa spielenden Fußball-Profis: „Ich habe mich um fünf Uhr verabredet und bin um sechs Uhr hingegangen. Aber mit der Zeit spaßt man nicht, das habe ich in der Schweiz gelernt. Ich mag das sehr und versuche, es auch meinem Bruder zu vermitteln. Er ist in Ghana Fußball-Profi, doch das reicht dort nicht, um den Lebensunterhalt zu sichern“, sagt Adams und schaut plötzlich ernst. Das großf lächige, sanfte Lächeln ist für einen Moment aus dem offenen Gesicht des Ghanaers verschwunden. „Es berührt mich, über Afrika zu sprechen“, sagt er und schaut auf den Boden. Mit leiser Stimme fährt er fort: „Ich rede da nicht gern und auch nicht oft drüber. Aber ich versuche, so gut es geht zu helfen. Ich versorge meinen Jugendverein mit Trikots und Schuhen von meinen Klubs. Ich kaufe auch Trainingsklamotten für Jugendliche und un- terstütze mehrere Organisationen. Das Leben in Afrika kann sehr hart sein.“
Aus der Ungleichheit zwischen seinem Leben in Europa und dem seiner Familie und Freunde in Afrika schöpft er aber auch immer wieder neue Motivation: „Ich muss nur daran denken, wie es den Menschen geht und wie ich ihnen helfen kann: indem ich hart arbeite und meinen Weg weiter gehe. Das sind meine Ambitionen und so helfe ich auch meinem Klub.“
In Bern half er dabei, den Traditionsklub Young Boys zurück an die Spitze zu führen. Unter der Regie von Trainer Adi Hütter und mit ihm als Stammspieler beendete der Hauptstadtklub die Vorherrschaft des FC Basel (acht Titel nach- einander) und wurde nach 32 Jahren endlich wieder Landesmeister. Auch ins Pokalfinale stieß das YB-Team vor, verlor aber gegen den FC Zürich mit 1:2. Im Sommer des vorigen Jahres folgte für Adams der nächste Sprung, die TSG Hoffenheim lockte ihn in den Kraichgau. Die Dankbarkeit von Kasim Adams gegenüber der TSG, die ihm den „Kindheitstraum der Liga der großen ghanaischen Stars wie Tony Yeboah oder Samuel Kuffour“ ermöglichte, ist groß. Eine wichtige Rolle nahm auch der Ex-Hoffenheimer Isaac Vorsah ein, der dem Nationalspieler die TSG eindringlich ans Herz legte. Und doch macht Adams keinen Hehl daraus, dass ihn der millionenschwere Wechsel auch unter Druck setzt. „Das ist so viel Geld. Hoffenheim hat mir vertraut und viel Geld in mich investiert. Ich muss alles auf dem Platz zurückzahlen und arbeite hart dafür, dass es gelingt.“
Zugute kommt ihm dabei seine durch diese einschneidende Erfahrungen gewachsene Per- sönlichkeit. „Das Leben ist, was wir aus den Chancen machen, die wir bekommen. Und wenn ich sehe, wo ich heute bin, muss ich jeden Tag dankbar sein: Für das, was ich bin und das, was ich habe.“
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Großer Moment:
Kasim Adams wird 2018 mit Bern Schweizer Meister.
 KASIM ADAMS
Geburtsdatum: Geburtsort: Nationalität:
22. Juni 1995 Accra Ghanaisch
Bei der TSG seit 07/2018
Frühere Vereine:
2016 – 2018: 2014 – 2016: 2013 – 2014:
– 2013
Young Boys Bern RCD Mallorca CD Leganes Medeama SC
Spiele/Tore gesamt:
10/0 Bundesliga 1/0 DFB-Pokal
Spiele/Tore bei der TSG:
10/0 Bundesliga 1/0 DFB-Pokal














































































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