Page 34 - Spielfeld_Maerz_2019
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ENTDECKER AUS ÉLANCOURT
Ishak Belfodil hat in seiner Laufbahn bereits in fünf Ländern und bei neun Profi-Vereinen gespielt. Aufgewachsen ist der gebürtige Algerier in einem Pariser Banlieue. Trotz der bewegten Laufbahn ist die Bindung des 27-Jährigen zu seiner französischen Heimat sehr ausgeprägt – von den damaligen Erfahrungen profitiert der Angreifer zudem noch immer.
 Formstark und torgefährlich: Ishak Belfodil
Ishak Belfodil war schon in vielen Orten zu Hause, in seiner Heimat ist es aber immer noch am schönsten. Manch Außenstehendem
fällt diese Sichtweise schwer, hat der 27-Jährige doch bereits in Lyon, Bologna, Parma, Mailand, Abu Dhabi, Lüttich, Bremen und Heidelberg gewohnt – da wirkt Elancourt, ein Banlieue vor den Toren von Paris, eher wie ein Ort, den man gern hinter sich lässt. Belfodil hat genug verdient, um die Familie mit drei Schwestern und zwei Brüdern aus dem nicht ungefährli- chen Vorort zu holen. Doch das wollen weder er noch seine Angehörigen: Die Liebe zum Ort seiner Jugend ist tief und andauernd: „Ich hatte hier eine schöne Kindheit, auch wenn wir nicht viel besaßen. Die Kinder aus dem Viertel und ich haben ständig Fußball gespielt, wir hatten viel Spaß. Auch wenn es dort Leute gab, die aufgrund von Armut, Arbeitslosigkeit und fehlender Perspektive auf dumme Gedanken gekommen sind.“
In Deutschland Bundesliga-Star, in Élancourt einfach nur Ishak. Der gebürtige Algerier genießt die Aufenthalte im 25.000-Einwohner-Vorort, 30 Kilometer entfernt vom Pariser Zentrum und noch weiter weg vom Leben eines Fußball-Profis. Er ist noch immer ein gern gesehener Teil der Gemeinde, die er als „arabisch und afrikanisch geprägt“ beschreibt. Einer, der wie alle anderen auch mal barfuß durchs Viertel lief, nichts be- saß und auch mal schwerere Zeiten durchlebte. „Wenn ich zurückkomme, bin ich kein Star. Das würde mir niemand anmerken, ich trage auch keinen Schmuck oder so. Ich habe nur ein teures Auto, aber damit prahle ich nicht. Die anderen Jungs haben noch viele Bilder aus meiner Kindheit im Kopf, wie wir früher gelebt haben. Ich verändere mich nicht. Sie freuen sich für mich, dass ich es geschafft habe. Für sie fühlt es sich dadurch ein bisschen so an, als hätten sie es auch geschafft.“
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