Page 32 - Spielfeld_Dezember_2018
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EIN BESONDERER RÜCKKEHRER
Anfang August bekam Benjamin Hübner im Trainingslager in Windischgarsten einen Ball an den Kopf und erlitt eine schwere Gehirnerschütterung mitsamt einer Funktionsstörung im Innenohr, die Schwindelgefühle auslöste. Die komplizierte Verletzung führte zu einer monatelangen Pause des 29-Jährigen. Nun ist der Abwehrspieler zurück auf dem Trainingsplatz – und absolvierte im November sein erstes Testspiel.
 Das Lachen ist zurück: Benjamin Hübner
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G roße Momente benötigen nicht immer den größtmöglichen Rahmen. Und so war Mitte November ein eher unspektakulärer Ort – das
obere Trainingsfeld in Zuzenhausen – der Schauplatz eines Ereignisses, das Spieler und Verantwortliche der TSG Hoffenheim besonders freute: Benjamin Hübner trug nach langer Pause wieder das TSG-Trikot und absolvierte mit der U23 ein Testspiel gegen den Karlsruher SC. Trotz der 0:1-Niederlage war der 29-Jährige im Anschluss glücklich – wenn auch nach 45 Minuten Einsatzzeit ziemlich erschöpft: „Es war natürlich anstrengend für mich, ich bin ja nach Monaten ohne Sport noch nicht wieder bei 100 Prozent. Aber es fühlte sich sehr gut an, wieder auf Wettkampf-Niveau dabei zu sein und es ist ein schönes Gefühl, mal wieder ein Spiel zu absolvieren, auch wenn es nur ein Test war.“ Und weiter: „Für mich war es genau das Richtige. Ich habe auch schon wieder Kopf bälle gemacht. Allerdings muss ich gestehen, dass ich mich da am langsamsten wieder rangetraut habe. Alles andere ging relativ schnell.“
Während der Sommer-Vorbereitung im August „bekam ich im Training einen Ball unglücklich ab. Es gab natürlich schon häufiger Kopfbälle, die wehtaten, dieser war aber wie ein Schlag auf den Kopf. Ich konnte auch noch weitertrainieren, aber dann ging es lang- sam los mit den Problemen“, berichtet Hübner. Statt der anfänglich erwarteten zwei Wochen Pause fiel er mehrere Monate aus. Eine schwere Zeit mit unzähligen Arztbesuchen, die Verletzung wurde von Spezialisten mehrfach genauestens untersucht. Doch lange blieb sie ein Rätsel – so wandelte sich das ursprüngliche Ziel einer schnellen Rückkehr mehr und mehr in den Wunsch, überhaupt wieder beschwerdefrei zu werden. „Irgendwann ist mir bewusst geworden, dass nach dem Absturz aller Systeme das Wichtigste ist, wieder völlig gesund zu werden – egal, wie lange es dauert. Aus jedem Check-Up, bei dem es ein wenig besser wurde, konnte ich neue Kraft ziehen.“
Keine einfache Zeit für den Profi, der nicht Fernse- hen, Lesen oder das Handy benutzen durfte, als seine Kollegen in die Bundesliga-Saison gingen. „Es ist echt dramatisch für den Jungen“, erklärte Julian Nagels- mann, als das ganze Ausmaß von Hübners Verletzung deutlich geworden war. Bitter war es auch, dass er sein Debüt in der Champions League verpasste, auf das er sich bis zu dem Unfall gefreut hatte. „Man muss für sich Alternativen finden, leichte Sachen machen, sich mit anderen Dingen beschäftigen.“ Mittlerweile ist Hübner aber wieder im Alltag angekommen: „Die geregelten Abläufe, das Training – das tut mir alles sehr gut und ich bin einfach nur froh, wieder da zu sein. Es war sicher die schwierigste Zeit meiner Kar- riere und besonders hart, nicht zu wissen, woran es liegt und wann man wieder zurückkommt. Jetzt ist die Lebensqualität zurück, das ist einfach nur schön und man schätzt Dinge viel mehr, die früher selbst- verständlich waren.“



























































































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