Page 73 - Spielfeld_März_2018
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 Vier Januartage lang hatte er sich schon mit Xavier Naidoo in einem Tonstu- dio verschanzt. Irgendwo in Mannheim zwischen Vintage-Instrumenten, Mikrofonen, Wasserflaschen und schallgedämpften Wänden, zwischen Skizze und Song – mitten in Jules Kalmbachers kreativem Zweitwohnzimmer. Nur zum Essen verließen sie den Raum. Doch an diesem vierten Tag verschwand der Soulsänger etwas länger als sonst.
„Das Album kommt Ende Mai, Langer“, sagte Naidoo, als er zurück war – für den damals 22 Jahre alten Popakademie-Studenten Kalmbacher ein Satz wie ein Paukenschlag. Damit hatte er nicht gerechnet. Und wie das Album kam: „Bei meiner Seele“ katapultierte sich 2013 auf Anhieb an die Spitze der deutschen Charts und erreichte Platin-Status. Kalmbacher komponierte nicht nur die Musik zu sämtlichen Titeln, bis auf ganz wenige Ausnahmen spielte er auch alle Instrumente ein.
„Damals habe ich überhaupt nicht gewusst, dass aus unserer Arbeit ein Album entsteht“, sagt der „Lange“ fünf Jahre später dort, wo alles begann: im Mannheimer Studiokomplex von Xavier Naidoo und Michael Herberger. Der gebürtige Erbacher hat dort noch immer seine eigenen vier Studiowände. An einer davon lehnen drei gerahmte Goldene Schallplatten, die eigentlich CDs sind, hintereinander. Man muss schon ganz genau hinschauen, um sie überhaupt zu entdecken, zwischen Stehlampe, Gitarren und hinter seinem Produzentenschreibtisch. Ob er sie nicht mal auf hängen will? „Hab ich auch schon überlegt“, meint er knapp. Kalmbacher redet lieber über Musik als über Preise.
Er ist der Mann im Hintergrund, der kreative Kopf hinter den Hits. Das weiß längst nicht mehr nur Naidoo. Kalmbacher produzierte und schrieb schon für Cro, Lena Meyer-Landrut, die Imagine Dragons, Joris, Miss Platnum, Henning Wehland oder Mark Forster. Der Großteil reiste für Kalmbachers Fähigkeiten sogar extra nach Mannheim. Forster etwa nahm der Hitschreiber mit in den Odenwald: „Wir haben auf einem Bauernhof Songs geschrieben. Da hast du deine Ruhe, bist nicht so im Abliefermodus.“ Forster fand es „etwas hobbitmäßig“, es habe ihm aber gefallen. „Ist ja ein ,Pälzer’“, sagt Kalmbacher und lehnt sich zurück in seinen Schreibtischstuhl. Aus den Bauernhof-Sessions entstand mit „Sowieso“ einer der erfolgreichsten Songs des vergangenen Jahres. Im Oktober gewann er die 1Live-Krone in der Kategorie „Beste Single“.
Auch aktuell ist Kalmbacher mit einem Album in den Charts vertreten: „Für Dich“ – nach der Platin-Platte „Bei meiner Seele“ seine zweite Zusammenarbeit mit Naidoo. „Wir haben hier zwei oder drei Wochen zusammen gehaust und geschrie- ben. Mittags haben wir zusammen gekocht, Xavier hat eine Kochausbildung angefangen, da hat er mir gleich ein paar Tricks gezeigt“, erzählt der Wahl-Mann- heimer.
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