Page 53 - Spielfeld_Dezember_2017
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 Verein
 Das Abitur, die erste eigene Wohnung, der Beginn eines Studiums. Für Lena Lattwein hat im Sommer ein neuer
Lebensabschnitt begonnen. Aus dem Saarland zog sie nach St. Leon-Rot, um an der Univer- sität Mannheim Wirtschaftsmathematik zu studieren. Und um bei der TSG Hoffenheim Fußball in der Allianz Frauen-Bundesliga zu spielen. „Hier kann ich den Leistungssport und meine beruf lichen Ziele sehr gut miteinander verknüpfen“, sagt Lattwein. „Der Schritt von zu Hause weg war für mich zwar schwer, aber es war der richtige Zeitpunkt.“ Mit erst 17 Jahren ist sie nun die Jüngste in der Mannschaft von Cheftrainer Jürgen Ehrmann. Als Küken des Teams sehe sie sich aber nicht, betont sie. Das zu glauben, fällt nicht schwer. Auf dem Fuß- ballplatz präsentiert sich der einzige externe Neuzugang der Saison abgezockt, ist wissbegierig und gewissenhaft. „Lena ist sehr zielstrebig“, lobt Ehrmann – und fühlt sich bestätigt: „Der Sprung von der zweiten Liga ist sehr groß, aber wir hatten keine Zweifel daran, dass sie sich schnell einfindet.“
Nur ein halbes Jahr machte Lattwein in der 2. Bundesliga Süd beim 1. FC Saarbrücken Station. Die vergangene Saison begann sie noch bei den männlichen B-Junioren der JFG Untere III, im Winter entschied sie sich dann aber für den Wechsel zum Frauenfußball. „Ich habe mich bei den Jungs wohlgefühlt, musste aber schweren Herzens die Reißleine ziehen“, erzählt Lattwein. „Die Verletzungsgefahr war zu groß,
denn nicht jeder Gegner konnte damit umgehen, wenn ein Mädchen sie mal alt aussehen ließ.“ Mit dem Zweitligisten 1. FC Saarbrücken fand sie schnell eine ideale Lösung, um heimatnah erste Erfahrungen bei den Frauen zu sammeln und gleichzeitig in die heiße Phase des Abiturs zu starten. Sechs Tore erzielte Lattwein in den zehn Partien, die sie für Saarbrücken in der 2. Bundesliga bestritt. Doch nicht erst durch diese überzeugende Bilanz weckte sie das Interesse der TSG. „Schon seit meinen ersten Länderspielen für die U15-Nationalmannschaft 2013 standen wir mit Hoffenheim in Kontakt“, so die gebürtige Neunkirchenerin. „Für mich kam ein Wechsel aber erst nach der Schulzeit in Frage.“
Um sich auf ihr Abitur zu konzentrieren und mit einem bestmöglichen Schulabschluss den Grundstein für ihre beruf lichen Ziele zu legen, verzichtete sie neben dem Bundesliga-Fußball deshalb auch lange Zeit auf Lehrgänge der Juniorinnen-Nationalmannschaften. Im Februar 2016 führte Lattwein die deutsche U16 aber als Kapitänin beim UEFA-Development-Turnier an der Algarve in Portugal zum Sieg, nachdem sie bereits bei den U15-Juniorinnen als Leistungs- trägerin zu sechs Einsätzen kam. „Ich will das, was ich anpacke, zu 100 Prozent machen“, erklärt die 17-Jährige. „Fußball im Verein, die Schule und dazu noch die Nationalmannschaft: Das wäre zu viel gewesen, um in jedem Bereich meinen eigenen Ansprüchen gerecht zu wer- den.“ Mit der Entscheidung sei sie immer noch glücklich, sagt sie.
Angekommen in der Bundesliga: Lena Lattwein ist schon im
Alter von 17 Jahren mit der TSG in der höchsten deutschen Spielklasse unterwegs.
SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
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