Page 34 - Spielfeld_November_2017
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 Und Schulz avancierte schnell zum beliebten Teammitglied. „Ich war das Küken mit meinen 17 Jahren, wurde aber re- gelmäßig eingewechselt und war immer mit dabei. Ich habe mich auch privat sehr gut mit Raffael und Adrian Ramos verstanden, insgesamt herrschte eine super Atmosphäre. Da wir fast jedes Spiel gewonnen haben, gab es viele Mann- schaftsabende und wir waren oft unterwegs. Das war eine witzige Zeit für mich.“
Doch 2015, ein Jahr vor seinem Vertragsende, hieß es für den damaligen U21-Nationalspieler in Berlin „verlängern oder wechseln“. Schulz zog es zum einstigen Förderer Favre nach Mönchengladbach. Statt neuer Höhenflüge folgten: Kreuzbandriss, Reha, Neustart – die Zeit bei der Borussia stand unter keinem guten Stern.
Bei der TSG will sich der am 1. April 1993 geborene Schulz wieder ins Rampenlicht der Bundesliga kämpfen. Mit der bisherigen Saison ist Schulz „zufrieden“, wobei das nicht für seine Leistungen gilt: „Da darf man nie zufrieden sein. Ich kann sicher noch mehr und will das auch zeigen.“
Im knapp 500 Kilometer von Berlin entfernten Heidelberg hat sich der Großstädter bereits eingelebt. Seine Freundin Maria ist mit den beiden Kindern (1 und 3 Jahre) Anfang Oktober endlich in die neue Wohnung gefolgt – die direkt neben Ádám Szalais Zuhause liegt.
An der Außenlinie kaum aufzuhalten: Nico Schulz
NACHRICHT VON NAGELSMANN, WIEDERSEHEN MIT WAGNER
Als Nico Schulz zum Ende der vergangenen Saison auf sein Smartphone blickte, war er einigermaßen erstaunt. Er hatte eine Nachricht einer unbekannten Nummer erhalten – das Whats- App-Bild war ihm dafür umso bekannter: Julian Nagelsmann lächelte ihm entgegen. Dem Erstkontakt folgten Telefonate, Treffen mit dem Trainer und natürlich mit
Sportdirektor Alexander Rosen – und
schlussendlich die Unterschrift bei der
TSG Hoffenheim. „Mir war schnell klar,
wenn ich den Verein wechseln würde,
dass nur die TSG infrage käme. Die
Verantwortlichen überzeugten mich
schnell, zudem kannte ich bereits Kerem
Demirbay, Ádám Szalai, Serge Gnabry,
Håvard Nordtveit und Sandro Wagner.
Und der Hoffenheimer Spielstil hat mich im vergangenen Jahr beeindruckt und passt perfekt zu mir.“
Schulz spielte in der Jugend lange Zeit linker Verteidiger, wurde dann zum Links- oder Rechtsaußen und kehrte wieder auf die defensive Position zurück. In dem von Nagelsmann präferierten System mit Dreierkette kann sich Schulz somit frei entfalten und seine offensiven sowie defensiven Stärken mit seiner Schnelligkeit ausspielen: Denn die Außenspieler beackern bei der TSG die komplette Außenbahn.
Besonders gefreut hat sich der Neuzugang auf seinen ehemaligen Mitspieler aus Berliner Zeiten: Sandro Wagner. Schulz hat die Entwicklung des aktuellen Nationalstürmers mit Interesse verfolgt – und war von den Qualitäten des 29-Jährigen stets überzeugt. Auf und neben dem Platz,
wie er lachend erklärt: „Sandro ist als Typ genauso, wie damals bei der Hertha. Auch als Spieler hat er sich nicht groß verändert, aber natürlich hat er mittlerweile mehr – oder besser gesagt: noch mehr – Selbstvertrauen als früher, weil er seit Jahren konstant spielt und trifft“, sagt Schulz über den Kollegen. „Er macht das einfach geil. Ich kenne ihn wirklich lange und
liebe ihn für seine Art. Und wenn ich ihn im Fernsehen im Nationalmannschaftstrikot sehe, freue ich mich total – auch wenn ich wegen seiner Spielweise und seiner Gestik oft lachen muss.“
Für Schulz selbst hat das Thema Nationalmannschaft vorerst keine Relevanz – trotz insgesamt sieben Jahren in verschiede- nen U-Teams des DFB: „Man sollte Träume niemals aufgeben. Aber ich bin froh, hier zu sein, will mich durchsetzen und gesund bleiben. Wenn das gelingt, bin ich glücklich.“
Zusammen mit der Familie fällt ihm das Leben im be- schaulichen Kraichgau deutlich leichter als allein, wie der Berlin-Liebhaber lachend erklärt: „Mit den Kindern kann man hier natürlich schön spazieren oder auf die vielen Spiel- plätze gehen. Aber manchmal vermisse ich schon die große Auswahl an Restaurants oder die vielen Menschen und das pulsierende Leben auf der Straße. Für mich ist Heidelberg nun mal ein Dorf – aber ein sehr schönes.“
   Befreundet seit Berliner Zeiten: Nico Schulz (l.) und Sandro Wagner
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