Page 53 - Spielfeld_Oktober_2017
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  Lässt sich nun sagen, dass das Saisonziel, bis zum Ende ganz vorne mitzuspielen, wirklich zu erfüllen ist? „Grundsätzlich ist es unser primäres Ziel, dass die Jungs sich entwickeln, dass sie bei uns im Klub Profis werden. Natürlich wollen wir auch in der Liga gut abschneiden. Ich kenne diese Liga und weiß, welche Jahrgänge in welchen Vereinen gut sind. So wie die Tabelle geordnet ist, haben wir es vorhergesehen. Und ich rechne damit, dass es auch am Saisonende so sein wird. Wer auf den ersten, zweiten oder dritten Platz kommt, wird man sehen. Dass Stuttgart, die Bayern und wir da oben stehen, ist zumindest kein Zufall und keine große Sensation.“
Sie waren selbst Profi und haben auch in den DFB- Juniorenteams gespielt. Wie unterscheiden sich die Anforderungen zwischen damals und heute?
„Das ist ein schwieriges Thema, denn es handelt sich um eine ganz andere Generation. Bei uns war der Druck bei weitem nicht so hoch. Als ich beim Karlsruher SC in der U19 gespielt habe, war klar, dass es nicht viel mehr bessere Spieler im Einzugsgebiet gab. Von den Jungs, die heutzutage in den Leis- tungszentren der Bundesligisten spielen, kann sich niemand sicher sein, ob nicht morgen jemand aus Schweden kommt, der die gleiche Position spielt. Viel schwieriger geworden ist für die Jungs auch die Schule, G8 ist eine große Herausforde- rung, weil damit alles viel komprimierter geworden ist. Und es gibt noch andere Faktoren wie die Medienwelt.“
Welchen Einfluss hat diese denn?
„Sie ist komplett anders als bei uns damals, wobei ich vor allem die Sozialen Medien anspreche. Facebook und Instagram sind wichtig für die Jungs. Sie wollen sich auch als eigene Marke sehen wie die Profis. Ich habe damals gedacht, ich muss Profi werden, damit ich so sein kann wie die Profis. Aber von den Jungs heute denken manche, dass sie einen Instagram-Account wie ein Profi haben müssen und dann wären sie schon ein Profi. Diese Scheinwelt, in der die Jungs leben, ist schon manchmal ein Problem. Damit müssen wir Trainer und Betreuer aber umgehen, das kann man nicht
mehr ändern. Es gehört einfach dazu. Die Jungs müssen einen Weg finden, wie sie damit umgehen und trotzdem Leistung bringen.“
Wenn Sie diesen Weg aufzeigen, sind Sie dann mehr als ein Trainer, der den Spielern auf dem Platz zeigt, wie sie besser werden?
„Ja, so ist es. Ich bin oft auch ein Erzieher. Das gehört zum Jugendtrainer dazu. Es gibt Schranken für die Jungs, die muss man ihnen genauso aufzeigen wie den Weg.“
Sind Sie dann ein Freund von Ihren Spielern?
„Nein, dafür ist der Altersabstand zu groß. Persönliche Ratschläge gebe ich auch eher selten. Die Jungs haben dafür zu viel Respekt vor mir, die Hemmschwelle, mich in persönliche Dinge einzubeziehen, ist zu groß. Im Prin- zip ist es ja auch recht einfach: Wenn sie spielen, geht es ihnen gut. Wenn sie nicht spielen, geht es ihnen nicht gut. Natürlich stehe ich jedem von ihnen immer gern mit Rat und Tat zur Seite.“
Sie selbst haben den Sprung in die erste Bundesliga nicht geschafft, waren aber viele Jahre in der Zweiten Liga und in der Regionalliga, die damals die dritte Spielklasse war, aktiv. Sie müssten wissen, woran es liegen kann, dass man den Sprung in die absolute Spitze nicht schafft.
„Darüber habe ich mir schon meine Gedanken gemacht. In der U21 war ich Nationalspieler zusammen mit Sebastian Kehl. Er hat dann zehn Jahre in Dortmund gespielt, ich fünf in Pfullendorf. Schlussendlich hatte ich einfach nicht so viel Talent. Ich musste immer alles geben und am Anschlag trai- nieren und spielen. Das habe ich damals ganz gut gemacht. Meine beste Zeit war in der Jugend, den Übergang zu den Erwachsenen habe ich einfach nicht gepackt, weil ich dann zu wenig zum Spielen gekommen bin. Ich war wirklich kein schlechter Fußballer, aber es lag dann daran, dass ich doch ein bisschen limitiert war.“
  Für Deutschland im Einsatz: Der U19-Nationalspieler Marcel Rapp (Nummer 4) zwischen lauter bekannten Namen wie dem heutigen TSG-Manager Alexander Rosen (2), Christian Timm (15), Timo Hildebrand (1) oder Bernd Korzynietz (9).
Manchmal muss der Trainer auch etwas deutlicher werden: Marcel Rapp mit seinen Kickern der U19 der TSG.
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