Page 16 - Spielfeld_November_2016
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                 Das ist aber alles im Konjunktiv. Unabhängig davon ist jeder höhere Tabellenplatz mit einer finanziellen Aufwertung ver- bunden. Ich bin daher wie viele meiner Kollegen sehr gespannt darauf, wie die Verteilung schließlich festgelegt werden wird. Noch bevor der Bär erlegt war, wurde ja bereits sehr intensiv darum gestritten, wie dessen Fell verteilt werden soll.“
Nun sind Transfererlöse nur ein Teil - wenn auch ein besonders wichtiger – des Umsatzes. Wie sehr kann die TSG auf den anderen Feldern noch wachsen?
„Wir haben Grenzen, weil wir schlicht und einfach limitie- rende Faktoren haben. Beim Ticketing können wir wegen der Kapazität des Stadions nicht mehr als 30.000 Karten pro Spiel verkaufen. Momentan haben wir noch keine Vollauslastung, sondern ein Wachstumspotenzial von zehn bis 20 Prozent, ohne die Preise zu erhöhen, die für unsere Dauerkarteninhaber im Übrigen seit acht
Der sportliche Erfolg, also der Tabellenplatz, ist ein wichtiger Umsatztreiber. Gute Platzierungen werden belohnt. Ändert sich daran mit dem neuen TV-Vertrag etwas?
„Der Stellenwert der Medienerlöse wird in den Bilanzen der Bundesligisten immer wichtiger. Wer drei bis fünf schlechte Jahre hat, hängt schnell mit etlichen Millionen Defizit hintendran. Das ist für alle Bundesligisten unterhalb der Top Vier, die die zusätzlichen Einnahmenquellen der Champions League haben, extrem herausfordernd. Die Platzierungen in der Bundesliga sind enorm wichtig, sie sind mit ganz anderen Margen ver- bunden als die der anderen Bereiche. Ein Platz Unterschied in der Geldrangliste, nach der die TV-Einnahmen verteilt werden, kann schnell anderthalb Millionen Euro ausmachen. Dafür müssten schon sehr, sehr viele Trikots oder Tickets verkauft
Jahren stabil sind. Im Businessbereich sind
wir nahezu voll ausgelastet, sodass mit Blick
auf die Hospitality nur noch geringe Zuwachs-
möglichkeiten bestehen. Beim Sponsoring
haben wir sicher mittelfristig gesehen noch
ein Potenzial von 20 bis 30 Prozent. Auch im
Merchandising bewegen wir uns auf einem
Wachstumsfeld. Wir können also überall in einem gewissen Rahmen wachsen.“
Wie hoch sind die prozentualen Anteile der einzelnen Bereiche eigentlich?
„Für die abgelaufene Saison 15/16 machen Transfers rund 44 Prozent aus. Gut ein Viertel resultiert aus den Medieneinnahmen, elf Prozent betreffen die Spielbetriebserlöse, also die Ticketein- nahmen und das Hospitality. Rund 13 Prozent entfallen auf Sponsoring und Werbung, der Rest sind Merchandising und sonstige Erlöse.“
Ist es ein realistisches Ziel, ohne die Transfererlöse dauerhaft einen Umsatz von 100 Millionen Euro oder mehr pro Saison zu erzielen?
„Es muss sogar unser Ziel sein, die 100-Millionen-Euro-Schwelle auch ohne Transfererlöse dauerhaft zu erklimmen. Der neue Medienvertrag wird uns noch einmal ein erhebliches Wachstum bescheren. Alle anderen Geschäftsfelder können vor allem dann wachsen, wenn unsere Bundesliga-Mannschaft weiterhin so auftritt wie aktuell. Wir sind davon überzeugt, dass der Klub dauerhaft wieder anders wahrgenommen wird, da wir doch wieder recht konsequent den neuen, alten Hoffenheimer Weg gehen. Somit können wir eine Renaissance erleben, die sich sicherlich auch wirtschaftlich positiv bemerkbar machen wird.“
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„Wir bekommen zunehmend auch Anerkennung aus der Branche." FRANK BIEL
werden, um dieses aufzufangen.“
Die Ausgaben für den Profikader, den Lizenzspieler-Etat, ist eine Größe, die über die Kostenstruktur eines Klubs interessante Hinweise gibt. Wo liegen diese bei der TSG?
„Für die Gesamtpersonalkosten gibt es ein
Richtwert aus dem Bundesliga-Report, den die DFL jährlich veröffentlicht. Die gesunde Personalkosten- quote liegt demnach bei etwa 40 Prozent. Wir lagen in den vergangenen Jahren etwas darüber, im vergangenen und in diesem Jahr unterschreiten wir den Wert. Wir liegen mit unserer Quote im Mittelfeld der Bundesliga zwischen Platz
9 und 11.“
Lässt sich insgesamt feststellen, dass die TSG Hoffen- heim in der Bundesliga auch wirtschaftlich eine stabile Größe ist?
„Wir sehen, dass unser Plan aufgeht. Das hat viel mit Stabilität zu tun. Wir bekommen zunehmend auch Anerkennung aus der Branche und auch die Wahrnehmung der TSG scheint sich zu ändern. Allenthalben ist zu hören und zu lesen, dass die Arbeit in Hoffenheim sehr solide ist, aus Mainz war zu hören, dass wir die richtigen Entscheidungen treffen. Entgegen den früheren Unkenrufen, dass Dietmar Hopp so viel Geld investieren wird, bis irgendwelche Titel gewonnen werden, wirtschaften wir seriös und vernünftig. Unser Konzept wurde mit Inhalt und Leben erfüllt, wir lassen den Worten auch Taten folgen. Wir haben eine herausragende Infrastruktur, in der eine herausragende Jugendarbeit betrieben wird. Wir sind innovativ und ein Klub zum Anfassen. Das darf uns ein wenig stolz machen, allerdings kann man sich im harten Wettbewerb der Bundesliga nie ausruhen.“









































































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