Page 14 - Spielfeld_November_2016
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                                   DER SCHÄUBLE DER TSG
Frank Briel (41) ist eine Konstante bei der TSG 1899 Hoffenheim. Seit August 2006, ein Jahr bevor die TSG in die zweite Bundesliga aufgestiegen ist, arbeitet er für den Klub. Der gelern- te Diplom-Kaufmann war zunächst kaufmännischer Leiter, seit Mai 2010 ist er als einer von zwei Geschäftsfüh- rern zuständig für die Finanzen und die Organisation des Klubs. „Meine Rolle ist unter anderem die, dass wir die Regeln des Financial Fairplay einhalten und vor allen Dingen ohne Schwierigkeiten die jährlich von der DFL zu erteilende Lizenz bekommen“, sagt Briel. Der gebürtige Wiesbade- ner ist quasi der Schäuble der TSG, der den Management-Kollegen den finanziellen Rahmen vorgibt. „Unsere gesamte Führungscrew ist betriebswirt- schaftlich orientiert. Wir finden immer einen Konsens zwischen sportlichen und wirtschaftlichen Anforderungen.“ Die Bilanz der Saison 2015/16 macht Frank Briel nach den komplizierten Jahren zuvor richtig Spaß. „Sie tut der Seele gut. Aber es ist ähnlich wie bei unseren Jungs auf dem Platz. Die alte Saison ist rum, nun ist entscheidend, dass es bestätigt wird.“
Dieser ist in der Regel nur aufzufangen, indem Tafelsilber verkauft oder diese Phase durch Zwischenfinanzierungen und besondere Unterstützungsleistungen durch Partner und Sponsoren überstanden werden können. Unbestreitbar ist es, dass sich der Profifußball in Hoffenheim mit der exzellenten Infrastruktur und seinem gesamten Konzept dauerhaft nur in der Bundesliga wirtschaftlich tragen kann. Bemessen an unseren Möglichkeiten muss unser Anspruch die Tabellenregion zwischen Platz 8 und 12 sein. Wenn wir uns in dieser Bandbreite bewegen und wir konsequent an unserer Philosophie – der Entwicklung hochtalentierter, junger Spieler – festhalten, kann sich das Unternehmen selbst tragen.“
Wie kann die TSG Hoffenheim das gute Ergebnis verstetigen? Wie viel Transfererträge werden jeweils benötigt, um eine ausgeglichene Bilanz zu erreichen?
„Sinn und Zweck des Profifußballs bei der TSG ist es nicht, regelmäßig Rekordergebnisse auszuweisen, sondern eine finanzielle Grundlage zu entwickeln, die Handlungsspiel- räume gewährt. Nach der Anschubfinanzierung durch Dietmar Hopp haben wir die Balance hinbekommen, das Geschäftsmodell Profifußball auch in den Bilanzen in die richtige Richtung zu bringen. Wir werden auch in der aktuellen Saison 16/17 signifikante Transfererlöse durch die Abgänge von beispielsweise Kevin Volland, Jonathan Schmid oder Jannik Haberer in einer Größenordnung von voraussichtlich knapp 30 Millionen Euro ausweisen können. Auch das ist wieder ein außergewöhn- liches Volumen. Aber man kann nicht seriös planen, dass wir in den nächsten Jahren regelmäßig 25 oder mehr Millionen Euro an Transfererträgen generieren. Es ist aber auch nicht unmöglich. Das Transfergeschäft ist relativ schwer zu prognostizieren.“
Deswegen können Sie auch nicht versprechen, dass der Klub weiter wachsen und schon in einem Jahr einen Umsatz von 135 Millionen Euro präsentieren wird?
„Wir müssen den extremen Wachstumssprung, den wir aktuell vollzogen haben, rela- tivieren und richtig einordnen, denn wir haben von den Transferaktivitäten ein ganz besonderes Jahr hinter uns. Wir bauen durchaus die Fantasie auf, dass wir in drei bis fünf Jahren dauerhaft Besonderheiten erleben. Aber uns darauf zu verlassen, wäre ein großes Wagnis. Deswegen ist es wichtig, dass wir auch auf anderen Geschäftsfeldern ein gewisses Wachstum beibehalten. Es gibt auch deutlich planbarere Komponenten in unserer Bilanz. Die Medienerlöse sind ein wesentlicher Umsatzfaktor, der zukünftig einen noch höheren Stellenwert erfährt.“
Was erwarten Sie konkret bei den Einnahmen aus Fernsehrechten?
„Mit Blick auf die nationalen Erlöse erwarten wir ein durchschnittliches Wachstum von rund 85 Prozent für die nächste Rechteperiode (2017 bis 2021). Die Einnahmen der DFL werden von durchschnittlich 628 Millionen pro Saison auf 1,15 Milliarden Euro steigen. Diese Wachstumssprünge kommen dem gesamten Fußball, also auch uns, zugute. Der endgültige Verteilungsschlüssel, um den ja lange öffentlich gestritten wurde, wird nun Ende des Jahres durch das DFL-Präsidium festgelegt.“
Hat der umsichtig kalkulierende Kaufmann Frank Briel schon einmal aus- gerechnet, was dann rauskommen könnte?
„Wenn wir davon ausgehen, dass der Verteilungsschlüssel im weitesten Sinn bestehen bleibt, würde die Summe, die aus den nationalen TV-Erlösen zu erhalten ist, um zwölf bis 15 Millionen Euro klettern – vorausgesetzt wir bleiben auf unserem Platzierungs- level.
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