Page 24 - Spielfeld_April_2016
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                  Folgenschwere Grätsche: Sebastian Rudy sieht nach diesem Foul an Pierre- Emerick Aubameyang die Rote Karte.
Der Mittelfeldspieler, keine Frage, will sich zeigen: Schon seine Grätsche hatten nicht wenige auch als Zeichen interpretiert, gegen den Ruf des zurückhaltenden, im Zweifel übervor- sichtigen Schöngeists zu arbeiten. Rudy kann da nur müde lächeln. Er wollte einfach den Konter unterbinden, weil er die Gefahr erkannt hatte. Eine Grätsche, ein Foul, Rot. So einfach ist das. „Das kann jedem passieren.“ Sebastian Rudy aber ist
ist ja auch ein Wechsel zurück zu den Wurzeln. Der Stil liegt unserer Mannschaft.“ Die offensive Gangart habe schließlich auch einen psychologischen Effekt: „Wenn man sich zurück- zieht, zeigt man Angst, Furcht. Wir gehen jetzt schon früher drauf, zeigen, dass wir Lust und Mut haben.“
Wechsel ins Ausland hat ihn nie gereizt
Der fast gleichaltrige Trainer habe der Mannschaft vor allem Selbstbewusstsein eingeimpft – nicht zuletzt, weil seine Spielvorbereitung exzellent sei: „Wenn man auf dem Rasen merkt, dass das funktioniert, was der Trainer vorgegeben hat, dann steigt nicht nur das Vertrauen in den Coach, sondern auch in die eigene Leistungsfähigkeit. Da wächst der Mut.“ Ein positiver Kreislauf, ein sich selbst erhaltendes System. Darauf hofft Rudy für den Schlussakkord dieser verkorksten Spielzeit. Alles andere steht dahinter erst einmal zurück. Die Hoffnung auf die EM-Teilnahme, die mit der erneuten Nominierung für die Länderspiele in der Osterwoche weitere Nahrung bekam, ebenso wie die Frage, wie es mit Sebastian Rudy im Kraichgau weitergeht. Sein Vertrag läuft bis 2017, ein Wechsel ins Ausland „kam für mich nie in Frage“, so
nicht irgendwer. Nach dem Wechsel von Andreas Beck und Sejad Salihovic ist er schließlich eine Art sportliches Urgestein der TSG: Vor sechs Jahren bereits kam er in den Kraichgau, erlebte inzwischen neun Trainer, den Fast-Abstieg 2013, die leisen Europacup-Hoffnungen vergangener Jahre, nun das erneute Zittern. An seiner Einstellung ändert das nichts: „Jeder Club hat mal eine schwierige Phase. Aber Hoffenheim ist eine sehr gute Adresse. Das ist ein überragender Verein.“ Ein Club, in dem er wie sein Teamkollege Kevin Volland zum Nationalspieler wurde.
„Ich komme ja jetzt erst ins beste Fußballeralter.“ SEBASTIAN RUDY, 26
Das Nahziel heißt Klassenerhalt, im besten Fall folgt die EM-Teilnahme, und mittelfristig will er mit der TSG dann doch irgendwann mal in der Europa League starten. „Das war damals mein Ziel. Und das ist es heute immer noch.“ Sebastian Rudy sagt das in der ihm eigenen Freundlichkeit, zugewandt, ohne eine Spur Überheblichkeit. Er kann das trennen von der aktuellen Lage, in der es nur eines gibt: den knochentrockenen Abstiegskampf. „Man darf die Situation nicht unterschätzen“, sagt Rudy. Selbst leise Hoffnungen ob der jüngsten Aufwärtstendenz werden erstickt: „Wenn einer denkt, wir schaffen es eh, wenn wir nur so weiterspielen, dann ist das ein Riesenfehler.“
Aber wachsende Zuversicht, keine Frage, die hat der erneute Trainerwechsel auch bei ihm ausgelöst. „Er tut uns gut“, sagt Rudy. „Man sieht jetzt, dass wir einiges mehr können als wir lange gezeigt haben.“ Ganz sicher auch, weil der Spielstil, den Nagelsmann pflegt, zur Hoffenheimer DNA gehört. „Es
Rudy. Er ist gerade 26 geworden, inmitten der jugendlichen Hochbegabten fast schon ein „alter Hase“. Rudy sieht das anders: „Das beste Fußballeralter kommt ja jetzt erst. Man ist erfahren, hat ein paar Spiele mehr auf dem Buckel. Ich fühle mich jetzt besser als mit 20, 21.“
Und die Erfahrung wird Sebastian Rudy nun im Abstiegskampf einbringen. Gern in führender Rolle, durchaus auch als Kapitän. So wie in Hamburg, als er die Mannschaft, unter anderem mit einer Torvorlage, zum wichtigen 3:1-Sieg führte. Es war der perfekte Auftakt für ein starkes Finish.
SEBASTIAN RUDY
Mittelfeld Geburtsdatum 28.Februar1990
Geburtsort Villingen-Schwenningen
Frühere Vereine VfB Stuttgart, SV Zimmern, FC Dietingen
Bei Hoffenheim seit 08/2010
Spiele/Tore gesamt Karriere:
172/9 Bundesliga, 17/0 DFB-Pokal
Spiele/Tore in Hoffenheim:
157/9 Bundesliga, 13/0 DFB-Pokal
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