Page 57 - Spielfeld_Januar_2016
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  PRÄSENTIERT VON
Verein
   Frauen- Bundesliga
Offizieller Fitness- und Gesundheitspartner
N ach drei Jahren war sie im Sommer wieder zurück. Sophie Howard kehrte zwei Monate vor ihrem 22. Geburtstag aus den USA wieder heim nach St. Leon-Rot. Mit dem
Bachelor in Sportwissenschaft in der Tasche, abgelegt an der University of Central Florida. Weil sie auch dank der Förderung bei der TSG 1899 Hoffenheim eine herausragend gute Fußball- spielerin ist, die mit der deutschen U20-Nationalmannschaft 2012 in Japan Vizeweltmeisterin wurde, hatte sie in Orlando ein Stipendium erhalten. Im Juli war sie nun wieder da, nach drei auch sportlich erlebnisreichen, erfolgreichen Jahren. Und Sophie ist nicht nur Stammspielerin der ersten TSG-Frauen- mannschaft, sondern auch Co-Trainerin der U14-Mädchen und Nachhilfelehrerin im Frauen- und Mädchenförderzentrum.
Bereits mit 15 Jahren war Sophie Howard vom hessischen SV Phönix Düdelsheim zur TSG 1899 Hoffenheim, die damals noch in der Regionalliga antrat, gekommen. „Vorher habe ich im Verein nur mit Jungs gespielt. Da habe ich gelernt, mich zu behaupten“, sagt sie, die damals schon ziemlich klare Vorstellungen von ihrer Zukunft hatte. „Mir war rela- tiv früh klar, dass Fußball meine Priorität ist.“ Also musste sie aus ihrem gewohnten Umfeld in der Nähe von Hanau und von ihrer Familie fortziehen, ihre schottische Mama und ihren englischen Papa, die sie zweisprachig erzogen hatten, ihren älteren und ihren jüngeren Bruder und ihre Zwillingsschwester verlassen. „Es war keine einfache Ent- scheidung, schon mit 15 hierher zu kommen“, sagt Sophie.
Als erste TSG-Spielerin in eine Gastfamilie
Der 1. FFC Frankfurt wäre eine Alternative gewesen, um hochklassig Fußball zu spielen, dann hätte sie zuhause blei- ben können. „Der FFC hat damals auf ältere Spielerinnen gesetzt und hier bei Hoffenheim gab es schon die akademi- sche Ausbildung. Meine Eltern haben sehr viel Wert auf die Ausbildung gelegt. Wir hatten von den Projekten der
TSG gehört und auch, was ‚Anpfiff ins Leben‘ alles macht.“ Da im Raum Frankfurt diese tolle Chance nicht existierte, war es klar: Sophie wechselte im Sommer 2009 zur TSG und kam als erste Spielerin in eine Gastfamilie. „Ich bin aber nicht zur Eliteschule
nach Sinsheim gegangen“, betont sie. Sie machte
in Walldorf ihr Abitur. Auch das war eine sehr bewusste Entscheidung, nicht nur wegen der kurzen Wege zwischen der Schule und den Trainingsplätzen. „Ich wollte immer neben dem Leistungssport auch eine normale Welt haben. Das ist heute noch so. Wenn ich jetzt zur Uni in Karlsruhe gehe, weiß dort niemand, dass ich in der Bundesliga spiele.“
DieTSGhattevorsechseinhalbJahrengeradeerst ihren Aufstieg in die nationale Spitze begonnen – und Sophie war plötzlich mittendrin. Und damit begann schon das Phänomen, dass Sophie meist mehr erreichte, als von ihr eigentlich ge- fordert wurde. Vorgesehen war sie für Einsätze
in der zweiten Mannschaft, aber die Abwehrspielerin schaffte gleich den Sprung ins A-Team und stieg mit den TSG-Frauen gleich im ersten Jahr in die zweite Bundesliga auf. „Ich sollte in der U17 spielen, aber es gab mehrere Verletzte. So kam ich in die erste Mannschaft, wo ich auch spielte. Besser hätte mein Einstieg gar nicht laufen können.“ Denn die Regionalliga passte ideal zum Leistungsvermögen der damals 16-Jährigen. ‚Anpfiff ins Leben‘ half ihr außerhalb des Sports mit der Ver- mittlung in die Gastfamilie und mit der schulischen Betreu- ung. Nach einem Jahr zog Sophie mit ihrem älteren Bruder, der in Mannheim ein Studium begonnen hatte, in eine WG. Von 2009 bis 2012 spielte Sophie für die TSG in der zweiten Bundesliga. Beim damaligen U19 Länderpokal- und Sichtungs- turnier des DFB in Duisburg, als sie in der Baden-Auswahl spielte, wurde sie von Scouts aus den USA entdeckt. Obwohl sie sich schon für ein Sportstudium in Heidelberg beworben hatte, entschied sie sich für das großzügige Stipendium im Sonnenstaat Florida. „Ich habe dem Fußball meine Ausbil- dung zu verdanken“, sagt Sophie. Nach der TSG und dem Dietmar-Hopp-Jugendförderkonzept ‚Anpfiff ins Leben‘ waren es nun für drei Jahre ihre Topleistungen beim Team der UCF Knights, durch das sie ihr Studium finanzieren konnte. Und wie beim Fußball, wo sie dreimal die Sommerpausen an der Uni beim W-League-Team in Colorado überbrückte, legte sie auch in ihrer Ausbildung ein rasantes Tempo vor.
„Ich bin kein großer Fan von Zeitverschwendung.“ SOPHIE HOWARD
Den Bachelor machte sie in drei Jahren, obwohl an ihrer Uni dafür vier vorgesehen waren. „Ich bin kein großer Fan von Zeitverschwendung, wenn ich es auch schneller schaffen kann“,
sagt Sophie. Ist sie gut organisiert? „Das kann man so sagen“, antwortet sie. Sophie kam mit Flügen kreuz und quer durch die Vereinigten Staaten viel herum, weil sie mit ihrem Knights-Team die Playoff-Runden erreichte. „Wir waren als Mannschaft immer zusammen, wir wohnten alle am selben Ort, waren viel auf dem Campus zusammen und haben viele Events zusammen gemacht“, erklärt Sophie. „Wir hatten einen super Teamgeist und deswegen auch viele Spiele gewonnen, wenn es eng wurde.“ Die Zeit in den USA, findet sie, war eine sehr gute Erfahrung. „Es war die richtige Entscheidung. Ich bin gewachsen und wur- desehrselbstständig,dennichmussteallesselberregeln. IchhabejameineElternnureinmalimJahrgesehen. Ich würde es auf jeden Fall noch mal machen.“ Fußballerisch setzen die Amerikanerinnen ihren Schwerpunkt mehr auf die Athletik, wovon Sophie nun in der Allianz Frauen-Bundesliga profitiert. „Technik und Taktik fallen dort aber geringer als hier aus. Da ich wusste, dass ich irgendwann zurückkommen und den Anschluss nicht verlieren wollte, habe ich viel Tech-
nik-Einzeltraining gemacht.“
 SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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