Page 12 - Spielfeld_August_2015
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                „ES GIBT NICHT VIEL BESSERES AUF DER WELT“
Er ist gerade 23 Jahre alt geworden, doch bei der TSG 1899 Hoffenheim gilt
er schon fast als Routinier. Der Nationalspieler ist eine Identifikationsfigur des Clubs – auch wenn er nie einen Hehl aus seiner Liebe zur Heimat Allgäu gemacht hat.
K evin, Du hast im Mai Deinen Vertrag bei der TSG 1899 Hoffenheim bis 2019 verlängert. Es kam für manchen Außenstehenden und
Beobachter fast überraschend.
„Das war ein klares Signal an die Fans, dass ich hundert Prozent zum Club stehe. Die TSG ist ein sportlich sehr pro- fessionell geführter Verein. Wir haben hier beste Vorausset- zungen, tagtäglich auf dem bestem Level zu trainieren. Ich denke, es gibt nicht viel Besseres in der Bundesliga, nicht mal auf der Welt. Das Schöne ist, dass ich auf diesem Weg dabei bin. Ich habe immer mehr das Gefühl, dass etwas entsteht. Ich kam vor vier Jahren hier an und es war schon schön und gut, aber es gab auch diesen Hype mit Wiese, Derdiyok und den anderen.“
Inklusive Fast-Abstieg ...
„Es war eine verdammt schwierige Phase. Dann kam Markus Gisdol, der Verein kehrte mit ihm zu dem Konzept zurück, das es schon früher einmal gab. Man spürt seitdem, wie die Fans wieder ins Stadion stürmen, dass es ihnen gefällt, wie wir Fußball spielen. Das ist für mich das Schöne an diesem Club. Er ist sehr familiär.“
Ein gutes Stichwort. Familie, Heimat – ein großes Thema beim gebürtigen Allgäuer Kevin Volland. „Definitiv. Wenn die Abläufe geregelt sind, bin ich ja auch jede zweite Woche unten. Ich setze mich gerne ins Auto und fahre die zwei, drei Stunden heim. Ich brauche die Fahrten nach Hause zum Abschalten. Und daheim treffe ich dann Freunde und natürlich die Verwandtschaft. Ich bin schon ein totaler Familientyp.“
Dann gehst Du in Deiner Heimatstadt Marktoberdorf entspannt mit den Kumpels in die Kneipe? Oder kann sich das ein Profi nicht leisten?
„Hingehen kannst du überall. Es ist eine Frage des Zeitpunkts. Mal etwas trinken zu gehen, das ist ganz normal und mensch- lich. Das ist kein Problem, du wirst nur überall erkannt. Das ist mittlerweile in Deutschland allgemein krasser geworden. Egal wo, ob zu Hause, in Heidelberg und der Region hier oder auch in Berlin, die Leute sprechen mich an.“
Das WM-Halbfinale gegen Brasilien hast Du trotzdem mit Kumpels in Kempten in einer Sportsbar geguckt. Die Öffentlichkeit meidest Du nicht.
(lacht) „Irgendwo muss ich es ja gucken. Meine Jungs daheim fragten halt, ob wir es zusammen gucken wollen. Da bin ich ja der Letzte, der Nein sagt.”
Weil sie daheim im Allgäu auch mal entspannter sind und Dich in Ruhe lassen?
„Dass zig Fotos mit mir gemacht werden, das ist schon ganz normal. Leute, die mich kennen, die wollen keine Fotos. Aber sonst fühlt man sich eigentlich immer beobachtet. Man muss das entspannt sehen. Es ist ja auch ein Zeichen, dass du in den letzten Jahren so viel nicht falsch gemacht hast und schon auch gute Leistungen erzielt und alles dafür gegeben hast.“
Aber das Private und die Ruhe gehen verloren, wenn man so bekannt ist wie Du?
„Ja, definitiv. Mal locker shoppen gehen mit der Freundin oder sowas, das gibt es eigentlich nicht, ohne dass man sich ständig beobachtet fühlt. Aber ich stehe halt in der Öffent- lichkeit, das gehört zum Job dazu. Bei Leuten wie Mario Götze oder so sind es ja noch ganz andere Dimensionen. Die können ja gar keinen Schritt mehr unbeobachtet tun.“
Du bist trotzdem von Rauenberg nach Heidelberg gezo- gen. Kann Dir das da nicht noch öfter passieren?
„Klar, aber es ist total schön. Rauenberg ist ja schon sehr klein, jetzt bin ich zu Fuß in fünf Minuten mittendrin, habe viele Möglichkeiten, ins Café oder Essen zu gehen. Sonst musste
ich schon immer das Auto nehmen, wenn wir uns mit der Mannschaft treffen, weil die meisten Jungs ja in Heidelberg wohnen. Das ist jetzt schon entspannter.“
Und die Region hier ist jetzt schon so etwas wie die zweite Heimat.
„Ja, ich fühle mich schon extrem wohl hier. Als ich vor Jahren hier unterschrieben habe, da habe ich gesagt: Hoffenheim, schon cool, super geführter Verein, erste Liga, für Talente überragend – aber es ist hier schon ländlich, sehr ländlich.
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