Alle Ergebnisse TSG eSPORTS TSG IST BEWEGUNG TSG Radio
CAMPUS
06.08.2017

Das Ösi-Trio der U19

Im Kader der Profis stehen mit Florian Grillitsch, Stefan Posch und Robert Žulj gleich drei Österreicher. Dort, wo diese drei Herren schon sind, möchten ihre Landsleute aus der A-Jugend auch gerne hin: Tim Linsbichler (Bildmitte), der schon im vergangenen Jahr zur U17 der TSG gehörte, sowie die beiden Sommer-Neuzugänge Christoph Baumgartner (links) und Benjamin Wallquist bilden das Ösi-Trio der U19. Achtzehn99.de stellt die Drei im Interview vor – und unterzieht sie einem Fußball-Quiz über die österreichische Fußballgeschichte.

Stellt euch bitte mal kurz vor: Alter, Geburtsort, letzter Verein, Lieblingsklub in Österreich und warum ausgerechnet der?

Baumgartner: 18, geboren in Horn und zuletzt in der Akademie St. Pölten. Ich halte zur Wiener Austria, weil mir das in die Wiege gelegt worden ist. Mein Vater und mein älterer Bruder waren schon Fans der Veilchen und ich war da schon als kleiner Junge im Stadion.

Linsbichler: Ich bin 17, geboren in Wien, und mein letzter Verein war Rapid Wien. Mein Lieblingsklub in Österreich ist der SK Rapid Wien, weil ich immer für diesen Verein gespielt habe und schon als kleiner Junge spielen wollte. Und weil mein Vater Rapid-Anhänger ist und ich so erzogen wurde. Im Hanappi-Stadion herrscht eine der besten Stimmungen in ganz Europa und das ist ein echter Traditionsverein.

Wallquist: 17, Wien, RB Salzburg. Ich habe zwei Vereine, RB Salzburg und Admira, weil ich jeweils dort gespielt habe und eine schöne Zeit hatte.

Wie seid ihr in Hoffenheim aufgenommen worden und welche Ziele habt ihr euch gesteckt?

Baumgartner: Ich bin super aufgenommen worden von den Jungs, den Betreuern, den Trainern – von allen. Der Fußball ist hier schneller, einige Vokabeln sind anders. Aber das passt schon. Ich will mich hier schnell etablieren und natürlich auf Dauer U19-Stammspieler werden. Und klar: eines Tages bei den Profis sein. Wenn man als Österreicher nach Deutschland kommt, muss das einfach das Ziel sein.

Linsbichler: Ich bin ja schon ein Jahr hier. Es war von Anfang an sehr familiär und es war sehr leicht, den Kontakt zu den anderen Jungs zu kriegen. Klar, es gab ein paar sprachliche Schwierigkeiten, aber die sind längst überwunden und es gibt keinerlei Kommunikationsprobleme. Meine Ziele? Ich will hier meinen Weg gehen und tue alles dafür, Profi zu werden und wenn möglich eines Tages in der Arena in Sinsheim aufzulaufen!

Wallquist: Wir wurden perfekt integriert und waren von Anfang an Teil der Mannschaft. Ja, es gab das eine oder andere Sprachproblem. Wörter, von denen ich dachte, sie seien normales Deutsch, sind es scheinbar nicht. Zum Beispiel „schirch“ für „hässlich“ oder „schlecht“. Das Wetter ist schirch, das hat niemand verstanden (lacht). Zu den Zielen: Wir haben die Qualität, viel zu erreichen, also warum nicht Deutscher Meister werden und den Pokal holen? Langfristig will ich natürlich mal in der ersten Mannschaft spielen.

Mit Grillitsch, Posch und Žulj spielen drei eurer Landsleute bei den Profis. Kanntet ihr euch schon vorher und wie ist der Kontakt jetzt?

Baumgartner: Florian Grillitsch hat auch in der Akademie St. Pölten gespielt, zusammen mit meinem Bruder, daher kannten wir uns ein wenig. Als feststand, dass wir beide nach Hoffenheim wechseln, ist der Kontakt wieder aufgefrischt. Als ich das erste Mal hier war, um mir das Trainingszentrum anzuschauen, hat Herr Mack (Anm. d. Red.: Direktor Nachwuchs Dirk Mack) Stefan Posch mitgebracht.

Linsbichler: Ich kannte sie vorher, sie aber mich nicht. Als ich hier meine Zelte aufschlug, hat mich Poschi, der schon ein Jahr länger hier ist und gerade in die U23 aufgerückt war, nach wenigen Tagen begrüßt und mich ein bisschen an die Hand genommen. Wann immer ich etwas brauche, kann und soll ich mich bei ihm melden.

Wallquist: Ich kenne sie nur aus dem Fernsehen. Poschi ist extra wegen uns mal in der Akademie vorbeigekommen und hat uns gesagt, dass wir uns immer bei ihm melden können, wenn etwas wäre. Eine sehr nette Geste.

Bitte vervollständigt diesen Satz: Österreicher können besonders gut…

Baumgartner: … raunzen (laut Duden österreichisch für „weinerlich klagen; dauernd unzufrieden nörgeln“). Und Skifahren.

Linsbichler: … Skifahren – und mittlerweile auch wieder gut Fußballspielen.

Wallquist: … Skifahren.

Und diesen hier: Aus meiner Heimat vermisse ich am meisten…

Baumgartner: … meine Familie und meine Freunde.

Linsbichler: … die Großstadt, die österreichische Küche – und natürlich meine Familie.

Wallquist: … meine Familie und Freunde.

Gibt es eine Rivalität zwischen Deutschland und Österreich? Oder anders gefragt: Hat die Stadt Córdoba irgendeine Bedeutung für euch?

Baumgartner: Klar. Mein Vater war damals zehn und hat oft darüber erzählt. Wir alle kennen Córdoba. Rivalität ist schon da, es gibt ja den Spruch „Ich halte immer zu Österreich und zu denen die gegen Deutschland spielen“. Aber sie ist eher einseitig, dass wir Österreicher uns freuen, weil uns die Deutschen meistens 2-3 Schritte voraus sind.

Linsbichler: Ja, die Paarung Deutschland gegen Österreich hat im Fußball natürlich eine besondere Bedeutung. Aber außerhalb vom Fußball würde ich nicht von Rivalität sprechen. Ich habe mir die Deutschen etwas strenger vorgestellt, aber ihr seid’s lässiger als ich dachte und ich bin gerne hier.

Wallquist: Ja, natürlich! WM 1978, 3:2 gegen Deutschland, zwei Tore von „El Goleador“. Wir wachsen mit dieser Geschichte auf, ich habe mir das oft auf Youtube angesehen. Darauf sind wir sehr stolz. Die Rivalität ist schon groß, aber nicht sehr ernst zu nehmen. Wir wissen, dass wir uns in der Regel im Fußball nicht mit Deutschland messen können, das ist aber kein Problem. Bei der Frauen-EM sind wir übrigens noch dabei (Anm. d. Red.: Das war zum Zeitpunkt des Interviews, mittlerweile sind die ÖFB-Frauen im EM-Halbfinale im Elfmeterschießen an Dänemark gescheitert).

Wir würden gerne ein Quiz mit euch machen. Zehn Fragen mit unterschiedlicher Gewichtung. Es geht um österreichische Fußballgeschichte. Fangen wir ganz einfach an, für zwei Punkte: Der Rekordtorschütze der österreichischen Nationalmannschaft spielte sieben Jahre in der Bundesliga. Wie heißt er?

Baumgartner: Hans Krankl. [0]

Linsbichler: (pustet kurz die Backen auf, dann aber relativ sicher) Der Polster Toni! [2]

Wallquist: Toni Polster. [2]

Anton „Toni“ Polster, geboren 1964 in Wien, spielte von 1993 bis 1998 beim 1.FC Köln und anschließend noch zwei Jahre für Borussia Mönchengladbach. Dabei erzielte er fast 100 Tore. Für Österreich traf er in 95 Spielen 44 Mal, gefolgt von Krankl mit 34 Toren in 67 Einsätzen.

Was ist die Rapid-Viertelstunde (zwei Punkte)?

Baumgartner: Bei jedem Spiel klatschen die Rapid-Fans in der 75. Minute die Rapid-Viertelstunde ein. Warum, weiß ich nicht. [2]

Linsbichler: Die wird von den Rapid-Fans immer in der 75. Minute „eingeklatscht“. Da hat Rapid schon viele Tore geschossen und Spiele gedreht. [2]

Wallquist: Rapid hat viele Tore in der Schlussviertelstunde erzielt. Daher wurde es irgendwann zum Ritual, diese Zeit „einzuklatschen“. [2]

Korrekte Antwort von allen. Die Rapid-Viertelstunde besitzt sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag. Wann genau dieses Ritual entstanden ist, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Fakt ist, dass es seit über einem Jahrhundert praktiziert wird und ein untrennbarer Teil dieses Klubs ist.

Für drei Punkte: Welcher gebürtige Österreicher war ein sehr erfolgreicher Vereins- und Auswahltrainer und wurde der „Grantler“ genannt?

Baumgartner: (Pause) Irgendwas mit H. (Pause) Happel. [3]

Linsbichler: Der „Grantler“ weil er immer grantig war? (Pause) Hans Krankl. [0]

Wallquist: Ernst Happel. [3]

Der gebürtige Wiener (1925) war selbst erfolgreicher Fußballer (Rapid Wien) und hat der Nachwelt das eine oder andere Bonmot („Bei der Manndeckung hast du elf Esel auf dem Platz stehen!“) hinterlassen. Als Trainer feierte er viele Erfolge in Belgien, den Niederlanden und in Deutschland, unter anderem führte er Feyenoord Rotterdam zum Europapokalsieg 1970 und wiederholte dieses Kunststück 1983 mit dem Hamburger SV. Wegen seiner eigenwilligen, oft schlecht gelaunt wirkenden Art wurde ihm der Beiname „Grantler“ verpasst. Happel starb 1992 in Innsbruck.

Drei österreichische Klubs haben bislang ein Europapokal-Finale erreicht. Welche? (Ein Punkt pro Klub)

Baumgartner: Sturm Graz, Austria Wien und Rapid Wien. [2]

Linsbichler: Sturm Graz, Rapid Wien und Austria Wien. [2]

Wallquist: Austria Salzburg, FC Tirol und Rapid Wien. [2]

Alle drei Vereine wurden genannt, aber keiner hat alle drei richtig. Den Anfang machte 1978 die Austria, die das Endspiel im Europapokal der Pokalsieger gegen RSC Anderlecht allerdings 0:4 verlor. Rapid Wien drang im selben Wettbewerb ebenfalls bis ins Endspiel vor, sogar zwei Mal, verlor aber sowohl 1985 gegen Everton (1:3) als auch 1996 gegen Paris St.-Germain (0:1). Der Dritte im Bunde ist Austria Salzburg, das 1994 im Halbfinale des UEFA-Pokals den Höhenflug des Karlsruher SC beendete, im Finale aber dann zwei Mal Inter Mailand mit 0:1 unterlag.

Stichwort Córdoba: Bei der WM 1978 in Argentinien bezwang Österreich Deutschland sensationell mit 3:2. Wer erzielte das Siegtor? (Ein Punkt)

Baumgartner: Jetzt aber: Krankl. [1]

Linsbichler: Hans Krankl. Der hat sogar zwei Tore geschossen! [1]

Wallquist: Hans Krankl. [1]

Viel zu leicht und offensichtlich österreichisches Kulturgut. Mehr dazu bei der Abschlussfrage!

Bei der WM vier Jahre später in Spanien sorgten Deutschland und Österreich in Gijón für einen Skandal – warum? (Drei Punkte)

Baumgartner: Keine Ahnung. [0]

Linsbichler: Weil sich beide Teams offensichtlich auf das Ergebnis geeinigt und den Ball nur hin und her geschoben haben. [3]

Wallquist: (Pause) Weiß ich nicht. [0]

WM 1982, letzter Spieltag der Gruppenphase. Die Partie Algerien gegen Chile wird ein Tag vor dem Spiel Deutschland gegen Österreich ausgetragen. Durch das Ergebnis (3:2 für Algerien) steht schon vor dem Anpfiff in Gijón fest: Gewinnt Österreich oder endet die Begegnung unentschieden, scheidet Deutschland aus. Bei einem Sieg der DFB-Elf mit zwei oder mehr Toren Unterschied hätten die Österreicher die Heimreise antreten müssen. Würde Deutschland hingegen mit einem Tor Differenz gewinnen, wären beide weiter. Hort Hrubesch traf nach zehn Minuten für Deutschland, anschließend tat sich 80 Minuten lang nichts mehr. Beide Mannschaften verschaukelten die Restspielzeit allzu offensichtlich durch Ballgeschiebe, das Spiel ging als „Nichtangriffspakt von Gijón“ in die Geschichte ein. Seitdem werden die letzten Gruppenspiele immer zeitgleich ausgetragen.

In den 30er Jahren begeisterte die österreichische Auswahl mit ihrem „Scheiberl-Fußball“ und wurde als „Wunderteam“ bezeichnet. Wer war ihr Trainer? (Fünf Punkte)

Baumgartner: Passe, zu lange her. [0]

Linsbichler: Da muss ich passen. [0]

Wallquist: Sindelar. [0]

Hugo Meisl. Anfang der 30er Jahre dominierte die österreichische Nationalmannschaft den Weltfußball und wurde als „Wunderteam“ bezeichnet. Wie auch bei den Ungarn 20 Jahre später, spielte sich diese erfolgreiche Epoche unglücklicherweise zwischen zwei Weltmeisterschaften ab und überdauerte nie ein großes Turnier. Als Geburtsstunde dieses Teams gilt ein 5:0 gegen Schottland 1931 in Wien, wenige Tage später gewann es sogar in Berlin 6:0 gegen die Auswahl des Deutschen Reichs und demontierte mit seinem hochklassigen Kurzpassspiel („Scheiberl“) in der Folge noch weitere große Fußball-Nationen. „Vater“ dieser Mannschaft war Hugo Meisl, der die österreichische Auswahl in zwei Amtszeiten bis zu seinem Tod 1937 in 133 Spielen betreute.

Anschlussfrage für drei Punkte: Der Stürmer dieser Mannschaft wurde wegen seiner Leichtfüßigkeit „der Papierne“ genannt. Wie hieß er?

Baumgartner: Nächste Frage! [0]

Linsbichler: Einer der in den 30er Jahren gespielt hat, lebt der noch? Nein. Ich habe keine Ahnung. Gerhard Hanappi? [0]

Wallquist: Sindelar! [3]

Matthias Sindelar. Als Matěj Šindelář 1903 in der heutigen Tschechischen Republik – damals Österreich-Ungarn – geboren, avancierte der Stürmer bei Hertha Wien und Austria Wien zu einem großen Idol des österreichischen Fußballs. Seine schmächtige Statur und seine Leichtfüßigkeit brachten ihm den Spitznamen ein. 1932 gewann er mit dem Wunderteam den Europapokal der Fußball-Nationalmannschaften, den Vorläufer der Europameisterschaft. Seine Karriere endete mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht 1938. Im Januar 1939 wurde er tot auf seinem Bett gefunden, neben ihm seine jüdische Lebensgefährtin. Als Grund wird eine Kohlenmonoxidvergiftung angenommen, die Hintergründe – Freitod oder nicht – sind nie aufgeklärt worden. Der österreichische Schriftsteller Friedrich Torberg hat Sindelar 1945 ein Gedicht („Auf den Tod eines Fußballspielers“) gewidmet, in dem es unter anderem heißt: „Es jubelte die Hohe Warte, der Prater und das Stadion, wenn er den Gegner lächelnd narrte und zog ihm flinken Laufs davon.“

Bei welcher WM erzielte Österreich seine beste Platzierung? (Je ein Punkt für Jahr und Platzierung)

Baumgartner: 1978. [0]

Linsbichler: 1954, Dritter. [2]

Wallquist: 1954, Dritter. [2]

Dritter Platz 1954 ist korrekt. In Deutschland ist die WM in der Schweiz mit dem „Wunder von Bern“ verknüpft. Im Halbfinale bezwang die Herberger-Elf Österreich mit 6:1, das sich wiederum im Spiel um Platz drei gegen Uruguay durchsetzte (3:1). Im Viertelfinale hatte Österreich (mit Ernst Happel!) im torreichsten Spiel der WM-Historie die Schweiz mit 7:5 besiegt.

Abschlussfrage: Wer war Edi Finger? (Drei Punkte)

Baumgartner: Der Radio-Moderator vom Córdoba-Spiel! [3]

Linsbichler: I werd’ narrisch! [3]

Wallquist: Leicht. Der Moderator von Córdoba, der beim 3:2-Siegtor ausgerastet ist. [3]

Was Herbert Zimmermann („Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen … Rahn schießt …“) für die deutschen Fußball-Fans ist, ist der 1989 verstorbene Edi Finger für den österreichischen Anhang. Er saß in Córdoba am Radio-Mikrofon und kommentierte das Deutschland-Österreich-Spiel. Nachdem ihm aufgrund des wechselhaften Spielverlaufs in der Euphorie schon die eine oder andere Sicherung durchgebrannt war, rastete er bei Krankls Siegtreffer völlig aus. Und das, obwohl es für beide Mannschaften um nichts mehr ging. Deutschland hätte bei einem Unentschieden noch das unbedeutende Spiel um Platz drei erreicht, mehr nicht. Als Rolf Rüssmann in der 89. Minuten einen Flankenball unterlief, schnappte sich Krankl, der später beim FC Barcelona Karriere machte, den Ball, drang in den Strafraum ein und schob mit dem linken Außenrist zum 3:2-Siegtreffer ein. Da war es um Edi Finger geschehen. Mit dem ekstatischen Ausruf „I werd‘ narrisch! Krankl schießt ein!“ verewigte er sich in der österreichischen Radio- und Fußballkultur.

Das Quiz-Ergebnis

  1. Wallquist, 18 Punkte
  2. Linsbichler, 15 Punkte
  3. Baumgartner, 11 Punkte
Jetzt Downloaden!
Seite Drucken nach oben