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16.04.2017

Denkwürdiger Englandtrip endet mit Besuch in Anfield

Der Englandtrip der U19 ist zu Ende. Drei Trainingseinheiten, zwei Testspiele – und jede Menge kulturelle Highlights standen auf der achttägigen Rundreise durch das Vereinigte Königreich auf dem Plan. Dabei hatte es der Samstag mit dem Besuch des legendären Stadions an der Anfield Road in Liverpool noch einmal in sich. Am Sonntag, 17 Uhr, kamen die Hoffenheimer schließlich wohlbehalten im Leistungszentrum an.

Einen Tag nach dem verlorenen Test beim Nachwuchs des Liverpool FC und der Begegnung mit Steven Gerrard besuchten die U19-Jungs der TSG das ehemalige Wohnzimmer der Reds-Legende: das Anfield Stadium im gleichnamigen Stadtteil. Auf der Busfahrt dorthin ging es zunächst an der Heimspielstätte des Stadtrivalen Everton FC, dem Goodison Park, vorbei. Beide Arenen sind von Anstoßpunkt zu Anstoßpunkt gerade mal 960 Meter Luftlinie voneinander getrennt, nirgendwo sonst in Europa liegen die Stadien zweier derartiger Top-Klubs so nah beieinander.

Die großartige Historie Anfields lernten die Hoffenheimer bei einer Stadionführung kennen, und das an einem ganz besonderen Tag. Am 15. April 1989, also auf den Tag genau vor 28 Jahren, kamen 96 Anhänger des Klubs bei der Hillsborough-Tragödie in Sheffield ums Leben. Darunter der damals zehnjährige Cousin Gerrards. Traditionell werden am Jahrestag Blumenkränze vor dem Stadion niedergelegt, um der Opfer zu gedenken. Auch an diesem Samstag verkündeten mehrere Hinweistafeln, dass für 15:06 Uhr, der exakten Uhrzeit der Katastrophe, eine Schweigeminute angesetzt ist.

28. Jahrestag der Hillsborough-Tragödie

Der Rundgang begann an der Bill-Shankly-Statue, die sich hinter dem „Kop“ befindet, der berühmtesten Tribüne weltweit. Shankly war von 1959 bis 1974 Trainer der Reds und prägte nicht nur die erfolgreichste Epoche, sondern auch den Spruch: „Es gibt Leute, die denken, Fußball sei eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann Ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist.“ Er konnte nicht ahnen, welch tragischer Bezug zwischen seinem Zitat und dem Hillsborough-Drama Jahre später entstehen würde.

Menschen aus aller Herren Länder wuselten um das Stadion herum, schossen Erinnerungsfotos und hetzten ihrem Tour-Guide hinterher. Die Hoffenheimer „Reiseleiterin“ hieß Sarah und bot ihre Ausführungen im schwer verständlichen Scouse-Dialekt dar. Und doch war in jedem Satz eine gewisse Hingabe für ihren Klub herauszuhören. Die erste Station der Tour war die nagelneue Haupttribüne, die im vergangenen September fertiggestellt wurde, eine der größten freistehenden Tribünen der Welt ist und das Fassungsvermögen des Stadions auf 54.000 Zuschauer erhöht.

Sarah war sich nicht zu schade, während des Rundgangs das eine oder andere verrutschte Kissen auf den Stühlen im VIP-Bereich geradezurücken. Der Zugang zu dieser elitären Räumlichkeit ist nur geladenen Ehrengästen vorbehalten. Oder über ein Ticket, das allerdings nur als Dauerkarte, nur paarweise und nur über die Dauer von drei Jahren zu erwerben ist. So summiert sich der Gesamtbetrag dieses VIP-Tickets auf stolze 150.000 Pfund, also knapp 175.000 Euro. Dafür kommt der Karteninhaber in den Genuss exquisiter Speisen und Weine und befindet sich dabei in bester Gesellschaft, so gehören etwa die Schauspieler Daniel Craig ("007") und Russell Crowe („Gladiator“) zu den illustren Stammgästen.

Die Magie des „Kop“

Schließlich durften die Hoffenheimer auch auf der Spielerbank Platz nehmen und für handgestoppte fünf Minuten einen herrlichen Blick auf den „Kop“ genießen. Nur das Betreten des satten Grüns war unter Androhung einer empfindlichen Strafe strengstens verboten! Der „Kop“, erklärte Sarah, wurde 1906 als Grashügel errichtet und nach einem Bergkegel in Südafrika benannt, in dessen Nähe im Jahr 1900 knapp 400 britische Soldaten im zweiten Burenkrieg ihr Leben verloren. Später wurde die Hintertortribüne zu einer vor allem in Europapokal-Schlachten gefürchteten Festung. Die Magie des „Kop“ bekam vor einem Jahr Borussia Dortmund im Europa-League-Viertelfinale zu spüren, als Dejan Lovrens Kopfballtreffer zum 4:3 die Tribüne zum Explodieren brachte.

Im Halbfinale des Europapokals der Landesmeister 1977 gegen die AS St.-Étienne sollen sich hier 36.000 Zuschauer – bei einem eigentlichen Fassungsvermögen von 28.000 – aufgehalten haben. Wenn sich zwischen den Wellenbrechern jemand bewegte, versetzte er die gesamte Menschenmasse in Wallung. „Das war natürlich sehr gefährlich. Und es gab damals nur zwei Toiletten“, erklärte Sarah mit einem Augenzwinkern. „Was das bedeutete, ist klar.“ Die Geschäfte wurden während des Spiels auf der Tribüne verrichtet. Wer aufgrund des bestialischen Gestanks oder der erdrückenden Enge ohnmächtig wurde, wurde über die Köpfe der Zuschauer hinweg nach unten befördert und am Spielfeldrand von Sanitätern versorgt. Zustände wie bei einem Konzert der Beatles in den 60ern.

Bevor die Hoffenheimer im Klub-Museum mehr über die beeindruckenden Erfolge der „Roten“ erfuhren, durften sie im Spielertunnel das von Shankly selbst entworfene Schild mit der Aufschrift „This is Anfield“ berühren. Ein Ritual, das Spieler seit Generationen vor dem Betreten des Spielfelds vollführen. „Es soll die Liverpooler daran erinnern, für wen sie spielen. Und die anderen, gegen wen sie spielen“, so Sarah über die einschüchternde Wirkung des Schildes. Im Medienbereich bekamen die TSG-Talente einen kleinen Vorgeschmack darauf, was sie bei einer eventuellen Profi-Karriere erwartet. Vor den Werbetafeln gab Julian Tomas dann auch spontan dem „Reporter“ Alfons Amade ein Interview. Zeitgemäß per Smartphone aufgezeichnet.

Zwei Geburtstage um Mitternacht / Rapps positives Fazit

Der Rest des Tages stand den Hoffenheimern zur freien Verfügung. Sowohl die Spieler als auch das Funktionsteam hatten um Mitternacht einen Geburtstag zu feiern: Kapitän Theodoros Politakis wurde am Sonntag 19, Cheftrainer Marcel Rapp doppelt so jung.

Rapp zog an seinem Ehrentag auch ein rundum positives Fazit des achttägigen England-Aufenthalts: „Wir haben in zwei Testspielen gegen hochwertige Gegner bewiesen, dass wir auf Top-Niveau mithalten können. Die Jungs von Chelsea und Liverpool haben uns in Sachen Körperlichkeit und Professionalität noch einiges voraus, was aber auch daran liegt, dass viele von ihnen bereits in der U23 spielen.“

Der Sport stand auf dieser Reise klar im Vordergrund, doch auch die kulturellen Aspekte kamen mit Besuchen im London Dungeon, in Stonehenge oder in der Beatles-Ausstellung nicht zu kurz. „Ich hoffe, dass die Jungs neben der wertvollen sportlichen Erfahrung auch viele tolle Erinnerungen mitgenommen haben“, so Rapp.

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Besuch im Gruselkabinett und Sightseeing in London

Ein historischer Abend im Selhurst Park

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