Unified Cup: Spannende Tage im Zeichen des Miteinanders

Der Ball fliegt in die Mitte, ein Getümmel im Strafraum, die Abwehrspieler wollen klären, die Angreifer vollenden. Dann landet das Spielgerät bei Dennis Kutzner. Er fackelt lange, zieht ab und trifft zum 1:0 für das erste Team der TSG Wilhelmsdorf/Die Zieglerschen. Es ist der erste Treffer beim Unified Cup auf dem Schulsportplatz in Hoffenheim, jenem Turnier der Special Olympics, das einem ganz besonderen Konzept folgt: Auf dem Platz spielen Menschen mit und ohne geistige Behinderung zusammen Fußball. Das Miteinander steht im Vordergrund, die Endergebnisse sind zweitrangig.

Darauf weist auch Kutzner hin, als er kurz nach dem ersten Turnierspiel, das er mit seinem Team im Vereinsduell gegen die TSG Wilhelmsdorf II mit 4:1 gewonnen hat, auf das von ihm erzielte erste Turniertor angesprochen wird. „Ich habe auf die Situation gelauert und dann den Treffer erzielt. Am Ende ist es aber nicht wichtig, wer die Tore erzielt, sondern, dass wir hier zusammenspielen können und eine gute Zeit haben.“ Neben den beiden Teams aus Wilhelmsdorf (Landkreis Ravensburg) sind fünf weitere Mannschaften nach Hoffenheim gekommen und mit Eifer dabei. „Der Unified Cup hat für uns einen sehr hohen Stellenwert im Kalender“, bestätigt Meike Frei, die Wilhelmsdorfer Trainerin, die allgemeine Stimmungslage aller Mannschaften.

Ursprüngliches Konzept greift wieder

Im Jahr 2020 war der Unified Cup aufgrund der Corona-Pandemie einmal ausgefallen, ein Jahr später konnte er in Hoffenheim wieder stattfinden, wurde allerdings auf einen Turniertag begrenzt. Nun griff erstmals wieder das ursprüngliche und vor der Pandemie etablierte Konzept einer Zwei-Tages-Veranstaltung. Teilweise übernachteten die Teams in Hoffenheim, teilweise fuhren sie über Nacht noch einmal nach Hause und kehrten ausgeruht an den Schulsportplatz in unmittelbarer Nähe zum TSG AOK Campus zurück.

„Es war grundsätzlich unser Ziel, zum Zwei-Tages-Modus zurückzukehren, um dem Unified Cup im Terminkalender der Special Olympics eine hervorgehobene Stellung zu geben. Wir freuen uns darüber, dass es in diesem Jahr wieder funktioniert hat“, sagte Florian Rauch, der vonseiten der Special Olympics als Turnierleiter nach Hoffenheim gekommen war. Ähnlich äußerte sich auch Manuel Sanchez, der bei der TSG Hoffenheim die Koordination übernommen hatte: „Der Unified Cup ist eine Herzensangelegenheit. Es war wieder einmal eine Freude zu sehen, wie die Mannschaften einerseits qualitativ hochwertig Fußball spielen und andererseits den Fair-Play-Gedanken vorbildlich transportieren. Wir sind stolz, das Turnier ausrichten zu dürfen und freuen uns schon auf das nächste Jahr.“

Jeder-gegen-jeden-Modus

Die (zunächst) sieben teilnehmenden Teams traten am ersten Turniertag im Jeder-gegen-jeden-Modus an. Am zweiten Tag ging es dann, orientiert an den Ergebnissen des Vortages und den festgestellten Leistungsunterschieden, in einer Vierer- und einer weiteren Vierer-Gruppe weiter, da der SV Deckenpfronn/GWW Sindelfingen spontan ein zusätzliches Team stellte. Wenngleich am Ende alle Spieler bei der Siegerehrung, bei der auch Prof. Dr. Jan Mayer, Geschäftsführer der TSG Hoffenheim, anerkennende Worte zu den Sportlern sprach, eine Medaille erhielten.

Großen Wert gelegt wird beim Unified Cup auf den Fair-Play-Gedanken. „Hier hat es in den vergangenen Jahren definitiv eine Entwicklung gegeben“, erläuterte Charly Mildenberger, der als Vorsitzender des Integrativen Fanklubs der TSG Hoffenheim alle bisherigen Unified Cups miterlebt hat und daher Vergleiche ziehen kann. Die Trainer sämtlicher Teams werden beim Unified Cup stets noch einmal geschult, bevor der erste Ball rollt. Tenor: Beruhigt eure Spieler, wenn es zu hitzigen Situationen auf dem Platz kommt. Schließlich wurde auch das Niveau der Spiele in den vergangenen Jahren immer weiter gesteigert, was automatisch den Ehrgeiz jedes einzelnen Spielers wecken kann. Hinzu kommt die enge Atmosphäre (der Unified Cup wird parallel auf zwei Kleinfeldern ausgerichtet) – da kann es durchaus hoch hergehen. „Zumal auch Spieler ohne geistige Behinderung nicht selten feststellen, dass sie den Spielern mit Behinderung unterlegen sein können, wenn diese etwa aktiv Fußball spielen“, gibt Mildenberger zu bedenken, betont dann aber: „Insgesamt ist die Stimmung immer sehr positiv, und wenn es mal emotionaler wird, gibt man sich nach dem Spiel die Hand, so wie es im Fußball sein muss.“

Eröffnungsfeier mit vielen Emotionen

Emotional – aber ausschließlich im positiven Sinn – war es bereits zu Beginn des Turniers geworden. Alle Teams hatten sich auf dem Platz versammelt, als die Hymne der Special Olympics ertönte und einige Spieler die Special-Olympics-Fahne sowie die olympische Fackel auf den Platz trugen. Spieler, Trainer und Schiedsrichter legten anschließend ein Gelöbnis ab, um das faire Miteinander zu untermauern. Für die Spieler übernahm dies Marco Friess aus dem Integrativen TSG-Fanklub (Inklusionsteam Pilgerhause-TSG Lützelsachsen). Er sagte: „Ich will gewinnen, und wenn ich nicht gewinnen kann, will ich alles geben.“ Danach konnten die Spiele beginnen. Den Turniersieg feierte dann am Ende der HPZ RehaSport e.V. Irchenrieth. 

Übrigens: Ohne die pandemiebedingte Zwangspause im Jahr 2020 wäre es heuer schon zu einem Jubiläum gekommen. Ein klassischer Fall von: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben – denn nun ist die Vorfreude auf den zehnten Unified Cup in Hoffenheim im Jahr 2023 bereits groß.

Die teilnehmenden Teams im Überblick:

TSG Wilhelmsdorf/Die Zieglerschen I
TSG Wilhelmsdorf/Die Zieglerschen II
HPZ RehaSport e.V. Irchenrieth
SV Deckenpfronn/GWW Sindelfingen
Inklusionsteam Pilgerhaus-TSG Lützelsachsen
Offene Hilfen / ASG Crailsheim
Fröbelschule / ASG Crailsheim