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U23
30.09.2022

Andu Kelati: Energischer Start in neuer Umgebung

Mit 20 Jahren hat Andu Kelati, Sommer-Neuzugang der U23, bereits mehr als 50 Spiele in der Regionalliga Südwest absolviert. Bei seinem langjährigen Verein FSV Frankfurt, dem er in der Jugend stets treu geblieben war, hat er sich einen Namen gemacht. Nun freut er sich, im Hoffenheimer Profi-Unterbau den nächsten Schritt in seiner Entwicklung gehen zu können. Im Gespräch verrät Kelati unter anderem, warum die ersten Wochen im Kraichgau für ihn etwas Besonderes waren.

Andu Kelati muss nicht lange überlegen. „Ja. Am 22. Oktober“, antwortet er auf die Frage, ob er schon nachgeschaut hat, wann es für ihn zum Aufeinandertreffen mit seinem Ausbildungsverein kommen wird. Am vorletzten Samstag im Oktober gastiert die U23 der TSG um 14 Uhr beim FSV Frankfurt. Für Kelati, 20, der seit Saisonbeginn für „Hoffe zwo“ aufläuft, wird die Partie in der hessischen Metropole eine ganz besondere sein, schließlich hat er vor seinem Wechsel in den Kraichgau nahezu sein komplettes Fußballerleben am Bornheimer Hang verbracht.

Höflich und zurückhaltend führt er sein erstes größeres Interview, der offensive Mittelfeldspieler, der auf den Außenbahnen und auf der „Zehn“ zum Einsatz kommen kann. Das freilich tut Kelati seit Saisonbeginn sehr regelmäßig. Trotz großer Konkurrenz im Aufgebot von „Hoffe zwo“. Und obwohl in den ersten Wochen der Saison 2022/23 immer wieder auch Spieler aus dem Profikader Matchpraxis in der Regionalliga sammelten, was für Stammkräfte aus dem Kader von Trainer Vincent Wagner die Einsatzchancen temporär einschränkte. Kelati aber war bisher immer dabei. Fünf Mal von Beginn, drei Mal als Joker, einmal über die vollen 90 Minuten. Zwei Treffer hat er dabei vorbereitet. Nur drei weitere „Hoffe zwo“-Akteure (Kapitän Max Geschwill sowie Sören Dieckmann und Umut Tohumcu) waren ebenfalls in allen acht Spielen im Einsatz.

„Das Niveau ist immer hoch“

„Mit den ersten Wochen bin ich im Großen und Ganzen zufrieden. Ich bin fit hierhergekommen, war voller Energie und hatte auch das Glück, dass ich mich in der Vorbereitung nicht verletzt habe, anders als noch in den Jahren zuvor. Ich habe bisher viel Spielpraxis bekommen, und auch als Mannschaft sind wir insgesamt auf einem guten Weg“, sagt der 1,79 Meter große Mittelfeldmann, schiebt allerdings schnell hinterher: „Ich weiß auch, dass es noch viele Dinge gibt, die ich verbessern muss.“ Insgesamt fühlt er sich im Team aber gut angekommen: „Wir haben sehr viele sehr starke Spieler in unseren Reihen, das Niveau ist immer hoch, in jedem Training. Das bringt mich weiter.“

Kelati hat mit seinen 20 Jahren bereits 52 Einsätze in der Regionalliga Südwest vorzuweisen – neben den bisher acht für die U23 der TSG in dieser Saison noch 44 für den FSV Frankfurt in den zurückliegenden drei Spielzeiten. Sein Debüt hatte er als 17-Jähriger gegeben – am 22. Februar 2020 als Einwechselspieler bei der 0:1-Niederlage der Frankfurter gegen den 1.FC Saarbrücken.

Als Talent in jungen Jahren gefördert

Kurz darauf erreichte die Corona-Pandemie Deutschland, die im Fußball gerade Jugendspielern schwer zu schaffen machte, schließlich kam der Spielbetrieb im Nachwuchs für knapp anderthalb Jahre fast vollständig zum Erliegen, nach der ersten Welle ab März 2020 ein zweites Mal im Herbst desselben Jahres. Kelati, damals eigentlich noch im Aufgebot der A-Jugend des FSV Frankfurt gelistet, durfte dennoch weiterhin auf den Fußballplatz: Sein Förderer beim FSV, Thomas Brendel, Urgestein bei den Hessen, damals Trainer am Bornheimer Hang und mittlerweile Sportdirektor des ehemaligen Zweitligisten, zog ihn Ende des Jahres 2020 fest in den Regionalliga-Kader hoch, dessen Spielbetrieb weiterlief. Anstatt wochenlang Hometraining-Einheiten ohne den Ball am Fuß durchziehen zu müssen, durfte der gerade einmal 18-jährige Youngster mit den FSV-Routiniers auf dem Rasen arbeiten – und sicherte sich bis zum Frühjahr 2021 einen Stammplatz.

Es ist nur allzu logisch, dass irgendwann auch andere Teams auf Kelati aufmerksam wurden. Dennoch kam es für ihn nicht infrage, seinen bis 2022 laufenden Vertrag nicht zu erfüllen – sehr wohl aber, danach einen sauberen Abgang hinzulegen. „Mir war klar, dass ich in eine U23 eines Bundesligisten wechseln möchte. Den Erwachsenen-Fußball, in dem es am Ende nur um die Ergebnisse geht, habe ich in Frankfurt kennengelernt. Jetzt bin ich in einem Team mit vielen Spielern in einem ähnlichen Alter, die als Einheit, aber auch bewusst individuell gefördert werden“, erläutert Kelati, der sich als Jugendspieler noch gegen Wechsel entschieden hatte und dies so begründet: „Damals war ich körperlich noch nicht so weit im Vergleich zu anderen Spielern.“ In seiner Laufbahn hat er deswegen kein einziges Junioren-Bundesligaspiel absolviert, denn weder die U17 noch die U19 des FSV war in seinem Jahrgang in der obersten Spielklasse vertreten.

Bewegte Familienhistorie

Die sportliche Heimat hieß für ihn A- und B-Junioren-Hessenliga, die zweithöchste Stufe also. „Aber für meine eigene Entwicklung war das nicht hinderlich, im Gegenteil. Ich habe das Vertrauen gespürt und auch gewusst, was ich am FSV hatte. Umgekehrt glaube ich, dass die Verantwortlichen dann in diesem Jahr Verständnis für meinen Wunsch nach einer sportlichen Veränderung hatten.“

Zum FSV war er mit neun Jahren gewechselt, gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Yeman, mit dem er bis zur U13 zusammenspielte und auch schon die erste Fußballstation beim FV Eschersheim erlebt hatte, dem Verein aus jenem Frankfurter Stadtteil, in dem die Kelatis heimisch geworden waren. Andu und Yeman haben noch eine Schwester, Milena (23). Die Eltern waren in den Neunzigern als Geflüchtete nach Deutschland gekommen – aus Eritrea, jenem nordostafrikanischen Staat, in dem zwischen 1961 und 1991 ein Unabhängigkeitskrieg tobte.

„Wir können uns das gar nicht richtig vorstellen“

Kelatis Mutter sowie seine beiden Onkel hatten im Krieg für die Freiheit ihres Landes gekämpft. Die beiden Onkel kamen dabei ums Leben. Andu und Yeman sind nach ihnen benannt. Der Vater kam über Russland nach Deutschland. Die Mutter folgte etwas später. Die beiden wohnten zunächst in München, später in Frankfurt. Dort wurden Milena, Andu und Yeman geboren.

„Wenn uns unsere Mutter von der Vergangenheit in Eritrea erzählt, können wir uns das gar nicht so richtig vorstellen. Wir merken dann auf jeden Fall, wie gut wir es heute haben“, untermauert Kelati und weiß zu schätzen, dass es ihm und seiner Familie jetzt gut geht – und natürlich auch, dass ihm der Fußball Chancen bietet, die er unbedingt ergreifen möchte.

Die erste eigene Wohnung

Dabei schreitet auch die Entwicklung außerhalb des Platzes voran. Kelati, der in Frankfurt sein Fachabitur gemacht hat, hat für den Wechsel zur TSG das Kinderzimmer verlassen und gegen die erste eigene Wohnung eingetauscht. In Waibstadt hat er die Wohnung des ehemaligen Hoffenheimers Michael Guthörl übernommen. „Es ist eine ganz neue Erfahrung für mich, die mich persönlich weiterbringt. Ich habe mich insgesamt auch gefragt, wie es sich anfühlen wird, in ein neues Umfeld zu kommen und eine Mannschaft komplett kennenzulernen. Ich wurde aber sehr gut aufgenommen, verstehe mich mit allen aus dem Team gut.“

Das Heimweh hält sich auf diese Weise in Grenzen – auch wenn die Freude auf das erste Gastspiel in Frankfurt beim FSV schon jetzt groß ist. „Es werden sicherlich ganz viele Freunde, Bekannte und natürlich die Familie im Stadion sein“, sagt Kelati, der aber weiß, dass es bis zum 22. Oktober noch etwas hin ist: „Es stehen noch ganz viele andere wichtige Spiele an, in denen wir erfolgreich sein wollen.“ Das nächste am Samstag beim VfR Wormatia Worms. 

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