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MÄNNER
09.07.2021

Wie Corona das Spiel verändert

Haben Fans einen Einfluss auf den Ausgang der Partien? Sorgen die leeren Ränge für weniger Heimsiege? Ändern Teams ihre Taktik durch den engen Spielplan? SPIELFELD und tsg-hoffenheim.de haben sich mit der Frage beschäftigt, ob sich der Fußball durch die Corona-Pandemie verändert hat und darüber mit dem renommierten Sportpsychologen Prof. Dr. Jan Mayer, seit Anfang Juni Geschäftsführer der TSG Hoffenheim, gesprochen.

Herr Mayer, hinter uns liegt eine Saison, die von der Corona-Pandemie geprägt wurde. Beinahe durchgehend waren keine Zuschauer in den Stadien erlaubt. Inwieweit hatte dies Einfluss auf die Spiele?

„Uns allen haben die Fans gefehlt. Umso mehr hoffen wir darauf, dass nächste Saison wieder Zuschauer dabei sind. Eine klare Linie, wie die Spieler auf solche Umstände reagieren, gibt es jedoch nicht. Mental gibt es viele Aspekte, die betrachtet werden. Inwiefern reagieren die Spieler auf die Stille in den Stadien? Wir haben im Footbonaut unter Lärm trainieren lassen. Bei einem Drittel der Spieler wurde die Leistung besser, bei einem Drittel wurde es schlechter und bei einem Drittel war die Leistung unverändert. Ähnlich gestaltet es sich bei Stille. Die Spieler reagieren darauf individuell.“

Woran lassen sich die Unterschiede erkennen?

„Manche Spieler können sich ohne Lärm besser auf die eigenen Stärken konzentrieren. Es gibt Sportarten wie Tennis, wo Ruhe herrschen muss während des Ballwechsels. Das trägt den Gedanken mit sich, dass Stille die Leistungen in diesen Sportarten fördert. Gleichzeitig gibt es jedoch auch Spieler, die diese Atmosphäre brauchen, um an das Leistungsmaximum zu kommen.“

Was kann der Verein in dieser Situation tun, um möglichst alle Spieler ans Leistungsmaximum zu bringen?

„Es besteht immer die Möglichkeit, eine neue Situation als Chance oder Beeinträchtigung zu sehen. Wir haben es als Chance gesehen. Es ist dann unser Job, dies den Profis zu vermitteln. Vor allem die Spieler, die Probleme mit der Stille haben, müssen besonders gecoacht werden. Die Aufmerksamkeit der Spieler soll nicht auf den Bedingungen liegen, sondern auf den eigenen Fähigkeiten. Da die Anweisungen besonders gut zu hören waren, wurde das Coaching während des Spiels nochmal wichtiger. Man muss wissen, welche Spieler Hinweise brauchen.“

Durch den späten Saisonstart mussten die Spieler mehr Partien in einem engeren Terminplan bestreiten. Inwiefern wurde die Belastung der Profis zu einem Faktor? 

„Jeder Spieler reagiert anders darauf. Es gibt kein perfektes Mittel für die gesamte Mannschaft. Wenn Spieler A einen Tag nach der Partie schon wieder Vollgas im Training geben kann, braucht Spieler B vielleicht einen anderen Trainingsplan. Dabei ist individuelles Belastungsmanagement das Zauberwort. Wir machen sehr viele Tests, um die Daten der einzelnen Spieler stets im Blick zu haben.“

Die Statistiken zeigen, dass es einige statistische Veränderungen in der Bundesliga gegeben hat – weniger Heimsiege, weniger Platzverweise, mehr Elfmeter oder auch mehr Flanken. Was sagen Sie dazu?

„Aus analytischer Sicht ist das nach einer Saison eher schwer zu beurteilen. Dafür gibt es zu wenig Vergleichsdaten. Dennoch sind die Statistiken natürlich enorm interessant und bieten viel Interpretationsspielraum. Für wissenschaftlich belastbare Schlüsse bräuchte es aber mehr Daten aus einem längeren Zeitraum. Aber, um ehrlich zu sein: Wir hoffen alle, dass dies nicht passieren wird.“

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