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U23
12.04.2021

„Hoffe zwo“-Serie (21): Rückschau mit den Heinleins

TSG Hoffenheim II, U23 oder einfach nur „Hoffe zwo“ – der Unterbau unseres Bundesliga-Kaders hat viele Bezeichnungen, aber nur ein Ziel: den TSG-Talenten beim Sprung von den Junioren zu den Senioren den letzten Schliff zu verpassen. In den „U23-Wochen“ blicken wir auf ehemalige wie aktuelle „Hoffe zwo“-Protagonisten und denkwürdige Ereignisse. Heute reisen wir mit den Gebrüdern Achim und Willi Heinlein, Zeitzeugen der ersten Stunde, in die 90er und 00er Jahre zurück.

Achim (54) und Willi (64) Heinlein sind in Hoffenheim eine Institution. Beide sind in Hoffenheim geboren und aufgewachsen und schnürten bereits in der Jugend die Stiefel für die TSG, später dann auch für die erste Mannschaft. Die Heinleins bezeichnen sich selbst gerne als die – zu ihrer aktiven Zeit – „gefährlichste Flügelzange im Kraichgau“. Unvergessen ist ein Tor, das die beiden in Co-Produktion in Rohrbach erzielt haben: Willi Flanke von rechts, Achim volley mit links. Beide ließen, wenn auch zu unterschiedlichen Zeiten, ihre Laufbahn in der „Zweiten“ ausklingen – und könnten Bücher mit Anekdoten füllen, die den Aufstieg des Profi-Unterbaus von der B-Klasse bis in die Regionalliga begleiteten. Heute sind sie noch immer als Team- (Willi) und Schiedsrichter-Betreuer (Achim) für die TSG im Einsatz. Im Doppel-Interview teilen Sie ihre „Hoffe-zwo-Erinnerungen“.

Wisst ihr noch, von wann bis wann ihr jeweils für die zweite Mannschaft am Ball wart?

Achim: „Von 1995 bis 1999. Ich habe zwei Aufstiege von der B-Klasse in die Bezirksliga mitgemacht. Meine Trainer waren zunächst Michael Groß und mein Bruder, später schließlich Peter Meyer.“

Willi: „Ich habe von 1992 bis 1994 als Spielertrainer in der Zweiten gekickt. In jungen Jahren hatte ich als Rechtsaußen angefangen, bin aber mit zunehmendem Alter immer weiter nach hinten gerückt. In der Zweiten lief ich nur noch im defensiven Mittelfeld oder als Libero auf. Einmal musste ich sogar früh in der zweiten Halbzeit ins Tor, weil beide Keeper ausgefallen sind. Das war auf der Anlage am Schwimmbadweg auf Platz 3 gegen Türkgücü Sinsheim. Das Spiel endete 0:0, und ich war sozusagen der erste ‚Manuel Neuer‘. Im folgenden Jahr wurde Michael Groß, der sich als Spieler der SG Kirchheim in der Verbands- und Oberliga in der Region einen Namen gemacht hatte, mein Trainer und ich sein Co. Diese Funktion habe ich dann später unter Peter Meyer beibehalten.“

Die Zweite dümpelte Anfang der 90er in der B-Klasse herum, die Erste spielte zu dieser Zeit in der Landesliga. Wie war das damals?

Willi: „Die Zweite hätte eigentlich abgemeldet werden sollen. Aber wir Hoffenheimer haben uns auf die Hinterbeine gestellt und wollten das Team unbedingt am Leben halten. Uns war aber klar, dass wir uns zusammenreißen mussten und es uns nicht erlauben konnten, aufgrund von Urlauben etc. am Wochenende keine Mannschaft zusammenzukriegen.“

Wo wurde trainiert und gespielt?

Achim: „Wir haben auf dem alten Kunstrasen neben dem heutigen Dietmar-Hopp-Stadion trainiert – und meistens auch gespielt. Da gab es nach jedem Spiel Verbrennungen, Schürfwunden und blutige Knie. Manchmal durften wir aber auch im gerade fertiggestellten neuen Stadion ran.“

Eure schönsten Erlebnisse?

Achim: „Die Aufstiege natürlich!“

Willi: „Von der Kreis- bis in die Landesliga sind wir ungeschlagen geblieben. Weniger schön ist hingegen die Erinnerung an das Kreispokal-Finale 2000 in Ehrstädt, in das wir als haushoher Favorit gegangen sind. Wir hatten mit Spielern wie Andreas Gaber, Marco Reinwald und Uwe Meyer, dem Ex-Bundesliga-Profi des SV Waldhof Mannheim, eine richtig starke Truppe beisammen. Der Sieg gegen den SV Reihen war nur Formsache. Allerdings spielte dort ein gewisser Timo Maag, der uns dann ordentlich frisch gemacht und drei Tore erzielt hat. Am Ende hieß es 3:5, an dieser Niederlage hatte ich lange zu knabbern – und sie sorgt noch immer für Frotzeleien zwischen uns und Timo, der später als Spieler zu „Hoffe zwo“ kam und heute unser Zeugwart ist. Er ist der beste Kopfballspieler, den ich je gesehen habe. Er hatte ein sensationelles Timing.“

Bei diesem Pokalspiel wart ihr nicht mehr als Spieler, sondern als Funktionäre dabei. Wie ging es denn weiter, nachdem ihr die Schuhe an den Nagel gehängt hattet?

Achim: „Ich wurde Spielleiter bzw. Teammanager, ab 2002 dann Mannschaftsbetreuer unter Roland Dickgießer bis zur Oberliga Baden-Württemberg. Seit 2004 bin ich mittlerweile Schiedsrichterbetreuer.“

Willi: „Ich war bis 2005 Co-Trainer unter Peter Meyer, Werner Teufel und Roland Dickgießer, mit dem wir 2003 in die Oberliga aufgestiegen sind. Das war eine super Zeit, Roland war ein sehr sympathischer Typ. Ein Menschenfänger, der gut mit jungen Spielern umgehen konnte, sie jedoch auch wenn nötig in den Senkel stellte. Danach hat er sie aber wieder in den Arm genommen.“

Der Oberliga-Aufstieg wurde über die Relegation geschafft…

Willi: „Richtig, wir wurden Zweiter in der Verbandsliga und mussten in der Relegation gegen den FC Emmendingen ran, da haben wir zwei Mal klar gewonnen. Spannender und enger war es dann gegen Heidenheim: Auswärts machen wir ein überragendes Spiel und gehen durch Marco Unser in Führung, Timo Maag legt das 2:0 nach. Am Ende gewinnen wir 3:1. Zu Hause geraten wir dann früh 0:1 in Rückstand, dann hämmert Nešo Đurić den Ball aus 30 Metern in den Winkel und wir steigen auf. Anschließend sind wir in die Tschechei gefahren, aber darüber keine Details.“

Du bist in Lauda mal vom Platz geflogen! Was war da los?

Willi: „Lauda war immer ein heißes Pflaster. Wir sind früh durch Kai Herdling 1:0 in Führung gegangen, haben dann aber drei Platzverweise kassiert. Roland war außer sich. Ich dachte aber, bevor er auch noch Rot sieht und gesperrt wird, gebe ich das HB-Männchen. Wenn ich gesperrt werde, ist das nicht so schlimm. Wir haben 1:2 verloren und ich musste eine vereinsinterne Strafe von 150 Euro abdrücken. Habe ich aber nicht gemacht.“

Du sollst auch der erste Videoanalyst der TSG gewesen sein. Stimmt das?

Willi: „Als Rainer Scharinger 2007 Trainer wurde, wollte er, dass ich die Spiele aufnehme. Das ging noch über Kassette, ich musste sie dann auf CDs brennen. Aber was soll ich sagen? Ich war bei den Spielen meistens zu emotional bei der Sache, habe hin und wieder Tore verpasst – und wurde bald meiner Pflichten entbunden. So wurde ich schließlich Betreuer. Bis heute.“

An welche Hoffe-zwo-Anekdote denkt ihr besonders gerne zurück?

Achim: „Das war 1998. Wir wussten, dass wir an diesem Heimspieltag die Meisterschaft in der B-Klasse gewinnen und den Aufstieg feiern würden. Ein Teamkollege, der Küchenbauer war, brachte zwei alte Arbeitsplatten und Silikon mit, um die von beiden Seiten zugängliche Gemeinschaftsdusche abzudichten.“

Das hört sich nicht gut an…

Willi: „Die Jungs haben schon vor dem Anpfiff das Wasser aufgedreht, und so haben sie sich für die Meisterfeier ein Entmüdungsbecken hingezaubert. Das Problem war nur, dass ein weiblicher Fan ungestüm in den Duschraum stürmte und über die Arbeitsplatte stolperte.“

Achim: „Die Kabine wurde komplett überschwemmt und das Wasser lief über die Eingangstreppe auf die damals noch vorhandene Tartanbahn hinunter. Ein halbes Jahr später wurde das alte Klubhaus dann ohnehin abgerissen, von daher war das Ganze, nunja, nicht so schlimm.“

Ihr habt in eurer jahrelangen Tätigkeit viele Spieler und Trainer durch die „Zweite“ laufen sehen. Wer hat bleibenden Eindruck hinterlassen?

Achim: „Alfred Schön, weil er sich als langjähriger Bundesliga-Profi nicht zu schade war, noch unterklassig bei uns zu spielen und dann sogar noch bei Auswärtsspielen dem Gastgeber half, die Tore aufzubauen.“

Willi: „Über Roland Dickgießer habe ich schon gesprochen. Zu jener Zeit kam auch der heutige Profi-Torwarttrainer Michael Rechner zu uns, weil er gerade vereinslos war und sich bei uns fit halten wollte. Ich habe dann mit ihm auf dem Rasenplatz des Stifts Sinsheim trainiert, wobei er mir vorher die Übungen gesagt hat. Danach war ich kaputter als er. Michael war ein feiner, fokussierter Typ. Von den Spielern ist mir Tabe Nyenty besonders in Erinnerung geblieben. Der war ausgesprochen lustig, hilfsbereit und höflich. Als einmal der Mannschaftsbus in fragwürdigem Zustand hinterlassen wurde und ich meinem Ärger Luft verschaffte, meldete er sich freiwillig zum Reinigungsdienst. Nicht nur dieses eine Mal, sondern auch später. Tabe war trotz seines jungen Alters sehr verantwortungsbewusst und hatte immer alles unter Kontrolle.“

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