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MÄNNER
17.04.2018

Oliver Baumann: "Druck kann auch positiv sein"

Oliver Baumann hat am vergangenen Wochenende beim Heimspiel der TSG Hoffenheim gegen den Hamburger SV (2:0) sein 262. Bundesliga-Spiel absolviert. Der 27-Jährige ist seit bald vier Jahren "Hoffes" Rückhalt im Tor und musste dabei auf dem Platz schon manch brenzlige Situation klären oder Kopf und Kragen für sein Team riskieren. achtzehn99.de hat mit "Oli" unter anderem über seine Jugend sowie Druck im Profisport – und wie er persönlich damit umgeht - gesprochen.

Als junger Fußballprofi ist man – anders als die Altersgenossen, die noch studieren oder nach ihrer Ausbildung gerade erste Schritte im Beruf gehen – schon mittendrin, steht jedes Wochenende unter dem Druck eines Ligaspiels, unter der Woche im Konkurrenzkampf um einen Platz im Kader. Hättest du dir manchmal gewünscht, den Stress des Profifußballers gegen den eines "ganz normalen" jungen Mannes zu tauschen?

Oliver Baumann: "Nein, ich hätte nie tauschen wollen. Es war immer mein Traum, in der Bundesliga zu spielen und darauf habe ich immer hingearbeitet. Natürlich musste ich dafür auch einiges opfern, aber ich habe es nie bereut – im Gegenteil. Als Profifußballer spürt man Druck, aber diesen kann man auch in positive Energie, Emotionen oder Gedanken umwandeln. Als Beispiel: Es ist einfach geil, in einem großen Stadion vor so vielen Menschen zu spielen. Unser Beruf bringt Druck mit sich, weil wir erfolgreich sein und die Fans unterhalten wollen.“

Spätestens wenn der Stadionsprecher die Mannschaftsaufstellungen ins Mikrofon brüllt, beginnt es bei zehntausenden Fans im Stadion und noch mehr an den Fernsehschirmen zu kribbeln. Wenn Du als Profifußballer dagegen den Rasen betrittst, hast du dich schon tagelang auf das Spiel vorbereitet, hast taktische Anweisungen im Kopf, Informationen über deine Gegenspieler, musst in den folgenden 90 Minuten in viele Situationen lösen und in Sekundenbruchteilen ständig Entscheidungen treffen. Was sind für Dich persönlich die stressigsten Situationen vor und während eines Spiels? 

Baumann: "Vor einem Spiel ist es die Phase, bevor ich meine gewohnten Abläufe absolviere. Also die Zeit vor dem Ankommen im Stadion, dem Umziehen in der Kabine, dem Aufwärmen und der unmittelbaren Vorbereitung auf den Anpfiff. Das klingt vielleicht merkwürdig, da man in dieser Zeit ja eigentlich Ruhe hat, aber diese Zeit, in der man sich nicht körperlich betätigt, empfinde ich als stressig. Während des Spiels ist für mich als Torhüter am stressigsten, das gesamte Spiel über angespannt, fokussiert und konzentriert zu sein. Ich möchte immer zur richtigen Zeit die bestmögliche Entscheidung treffen. Das ruft schon ein gewisses Stresslevel hervor.“ 

Viele Menschen finden erst im Lauf Ihres Berufslebens und im fortgeschrittenen Alter den für sie individuell passenden Umgang mit ihrem beruflichen Stress. Als Fußballprofi bleibt nicht viel Zeit, diese Lebenserfahrung zu sammeln. Was sind Deine Rezepte, mit Deinem Job umzugehen? Und wie hast Du diese gefunden? 

Baumann: "Durch die vielen Spiele, die permanente Wiederholung der Spielsituationen – auch im Training – sammelt man Erfahrung und weiß mit der Zeit, wie der eigene Körper am besten mit Anspannung und Entlastung umgeht. Nach einer Partie spiele ich zu Hause zum Beispiel ganz gerne Playstation, um wieder runterzukommen und mich zu entspannen. Wir arbeiten mit unserem Sportpsychologen Prof. Dr. Jan Mayer bei der TSG Hoffenheim immer wieder an unserer Konzentrationsfähigkeit – zum Beispiel mit Hilfe verschiedener Apps. Darüber hinaus eignen wir uns die Fähigkeit an, den Druck positiv zu sehen und entsprechend damit umzugehen."

Auch ein Profisportler hat ein Privatleben. Was sind für Dich persönlich stressige Situationen und wie löst Du diesen Stress für Dich auf? 

Baumann: "Das Reflektieren hilft dabei sehr. Der positive Bundesliga-Stress führt dazu, dass man mit dem Alltagsstress besser umgehen kann. Termin- oder Zeitdruck ist dafür ein gutes Beispiel. Damit kann ich dann abseits des Fußballs sehr gut umgehen und das entsprechend einordnen."

Zum Abschluss: Du bist Vorbild für viele junge Kicker, die von einer Profikarriere träumen. Welchen Tipp kannst Du Kindern und Jugendlichen geben, um die richtige Balance zwischen Ehrgeiz, der oft zu selbstgemachtem Stress führt, und der nötigen, aber nicht übertriebenen Hang-Loose-Attitüde zu finden?

Baumann: "Die gesunde Mischung macht es. Ich finde, man sollte immer danach streben, sich zu verbessern. Damit geht viel Disziplin einher. Trotzdem darf man den Spaß am Fußball oder generell am Sport niemals verlieren. Talent und auch das nötige Glück sind weitere wichtige Bausteine, aber vor allem auch der Ehrgeiz. Am Ende des Tages wird einem Talent aber der nötige Antrieb fehlen, wenn der Spaß zu kurz kommt."

Zum Spielerprofil von Oliver Baumann >>

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