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FRAUEN
27.11.2012

Frauen: "Die harte Arbeit zahlt sich aus"

Die Athletik hat im Frauenfußball in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Seit dieser Saison arbeitet auch bei 1899 Hoffenheim ein Athletiktrainer mit den Zweitligafrauen: Manuel Ruep hat in Heidelberg Sportwissenschaften und Sport im Bereich Prävention und Rehabilitation studiert und fordert die Mannschaft immer mal wieder zu Höchstleistungen. Im Gespräch erzählt er über seine Aufgaben, gutes Athletiktraining und die Wichtigkeit dessen im Fußball.

Was genau sind deine Aufgaben als Fitnesstrainer bei den Hoffenheimer Frauen?

Ich kümmere mich um den allgemeinen Fitnesszustand, die speziellen Anforderungen im Frauenfußball, Verletzungsprophylaxe und Reha-Anschlußtraining bei Bedarf. Des Weiteren gebe ich Tipps zu Ernährung und Regeneration.

Hat sich die harte Arbeit der Vorbereitung bereits ausgezahlt?

Auf alle Fälle. Wobei ich Training immer als einen langfristigen, kontinuierlichen Prozess betrachte, was im Mannschaftssport wegen der strukturellen Rahmendbedingungen nicht immer der Fall ist. Von daher haben wir mit der intensiven Vorbereitung mit Sicherheit Impulse gesetzt, aber damit war es nicht getan.

Wo lagen die Schwerpunkte in der Vorbereitung, wo werden sie im Winter liegen und wo während der Saison?

In der Vorbereitung lag der Fokus auf der spezifischen Ausdauer, da ich hier noch das größte Potential gesehen habe. Dieses kann man in solch einem kurzen Zeitintervall deutlich verändern. Daneben habe ich viel Wert auf die Ausbildung bestimmter Bewegungsmuster gelegt, um die Verletzungsrate auf lange Sicht senken zu können. Das sind allerdings Themen, die langfristig angegangen werden müssen.

Während der Saison arbeiten wir an Schnelligkeit und Schnelligkeitsausdauer, um auf dem Platz über die volle Zeit giftig agieren zu können. Im Winter werden wir zwar nochmals Akzente im Bereich der Ausdauer setzen, hauptsächlich aber die verschiedenen Kraftarten besser ausbilden.

Sind die Spielerinnen in etwa auf dem gleichen Niveau oder gibt es große Unterschiede?

Es gibt schon deutliche Unterschiede im Hinblick auf Ausdauer und Schnelligkeit, aber wir reden hier natürlich von der 2. Bundesliga, da gibt es schon gewisse Mindeststandards, die ich erwarte. Einige Spielerinnen haben ein sehr gutes Niveau bei Trainingsbeginn aufgewiesen. Andere haben sich in den letzten drei, vier Monaten enorm verbessert.

Was macht Athletiktraining aus?

Ich versuche Athletiktraining als etwas Ganzheitliches anzugehen. Wenn die Ernährung und der Schlaf nicht stimmen, nützt alles Training der Welt nichts. Es gilt hier immer die richtigen Weichen zu stellen, um das nächste Leistungslevel zu erreichen. Außerdem besteht die Kunst im Weglassen, nicht im Hinzufügen- denn aus dem Werkzeugkoffer eines Athletiktrainers kann ich zeitlich und ressourcenbedingt nur eine Auswahl treffen. Den Luxus alles optimal nach Lehrbuch zu trainieren gibt es nicht. Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Beweglichkeit werden gern in den Mittelpunkt gestellt. Aber ich kann generell sagen dass Verletzungsprophylaxe bei mir an erster Stelle steht, denn eine Verletzung bedeutet fast immer Trainingsausfall und damit Leistungsrückgang. Die eigentliche Leistungssteigerung durch Athletiktraining erreiche ich am besten durch das Gewährleisten eines kontinuierlichen Trainingsprozesses.

Gibt es Programme, an denen du dich orientierst oder nach denen du arbeitest?

Ich habe mir viel Trainingszentren und Programme in den USA und Australien angeschaut, daneben verschlinge ich alle Literatur zu dem Thema, weil ich das wahnsinnig spannend finde. So gibt es etliche Spitzentrainer aus aller Welt, deren Programme mir als Inspiration dienen, aber genau genommen passe ich alles auf die Situation und nach meinen persönlichen Erfahrungswerten an.

Gibt es explizite Athletikübungen für Fußballtraining und für Frauen?

Es gibt eine Vielzahl von Übungen von denen die Fußballspielerinnen profitieren, aber das muss nicht spezifisch für den Fußball gelten. Natürlich müssen wir immer wissen, was wir mit welcher Übung genau erreichen wollen und ob es einen Transfer auf den Platz gibt. Bei Frauen machen wir bestimmte Übungen, die auf frauentypische Verletzungsmuster eingehen. Frauen reißen sich das vordere Kreuzband drei bis acht Mal häufiger als ihre männlichen Kollegen. Das hat eine Vielzahl von Ursachen, die speziell im Frauenfußball angegangen werden müssen.

Also ist Athletiktraining für Fußballerinnen sehr wichtig?

Ja, äußerst wichtig. Nicht nur wegen der angesprochenen Verletzungsproblematik, sondern auch, um eben auf einem gewissen Level mitspielen zu können. Wobei ich immer betonen muss - Athletiktraining ist kein Selbstzweck sondern nur Hilfsmittel, am Ende des Tages geht es hier schließlich um Fußballspielen.

Ein paar Worte zu Trainingsplänen – Haben die Spielerinnen einen während der Saison, wie sieht es in der Winterpause aus?

Es gibt individuelle Pläne für einige Spielerinnen während der Saison, aber das hängt auch von der Zeit und dem Leistungsstand der jeweiligen Spielerin ab - für die Winterpause gibt es auch wieder einen Rahmenplan.

Das Athletiktraining ist in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden – Was sind die größten Änderungen in den letzten Jahren?

Fußball ist sehr viel anspruchsvoller geworden, hauptsächlich wegen des höheren Tempos. Ein großer Fokus wurde auf die Schnelligkeit gelegt. Das zieht natürlich wieder Bausteine wie Ausdauer und technisches Vermögen mit sich, denn all das muss sich dem höheren Spieltempo bzw. den gelaufenen Mehrkilometern anpassen.

Muss man mit einer Abwehrspielerin anders arbeiten als mit einer Stürmerin?

Dazu gibt es unterschiedliche Ansichten. Ich persönlich bin kein Freund des sog. positionsgebundenen Athletiktrainings, ich versuche mich eher an der Spielerin individuell zu orientieren, welche Defizite und Stärken besitzt sie und woran können wir arbeiten.

Inwiefern bist du als Athletiktrainer für die Regeneration der Spielerinnen verantwortlich?

Für die Regeneration sind die Spielerinnen zum größten Teil selbst verantwortlich, ich kann ihre Ernährung, das Freizeitverhalten und den Schlaf ja (Gott sei Dank) nicht kontrollieren. Hier kann ich nur Empfehlungen aussprechen – ich versuche in kurzen Lehreinheiten wichtige Zusammenhänge herzustellen, um das Verständnis zu wecken. Nur zu sagen „Ihr müsst soundsolang schlafen“ bringt aus meiner Sicht wenig. Ansonsten versuche ich schon die Rahmenbedingungen so zu beeinflussen, dass eine optimale Regeneration gewährleistet wird.

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