Page 77 - Spielfeld_August_2021
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                       SPIELFELD TSG
 HOFFENHEIM
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 „Das Engagement ist ein großer Motivationsschub für mich. Es bringt mich dazu, häufiger den Berg per Rad hochzufahren, damit ich den Briefkasten leere, die Zeiten eintragen kann und die Fahrer nicht zu lang warten müssen.“ BERNHARD RABOLD
  Kurz hinter dem Ortsschild von Waldhilsbach steht eine unauffällige Holzhütte. Der dort angebrachte Automat in der kleinen Gemeinde
der Stadt Neckargemünd fällt auf den ersten Blick nicht auf. Spinnweben haben ihn schon halb überzo- gen und lassen darauf schließen, dass der Automat mit der knallgelben Farbe schon länger dort steht. Allerdings ist das Gerät keine gewöhnliche Erschei- nung wie etwa ein Zigaretten-Automat – sondern ein Stück Regionsgeschichte. Denn seit 2008 dient der Stoppomat dem Erfassen der Zeit, die man benötigt, um hinauf auf den Königstuhl zu kommen.
Denn nicht nur in Waldhilsbach steht ein solcher Au- tomat, sondern auch oben am Königstuhl, denn dort liegt das Ziel der 5,2 Kilometer langen Rad-Reise. Das Prozedere ist simpel: Unten am Startpunkt nehmen sich die Fahrradfahrer eine der ausgelegten Papierkarten, stecken sie in den Automaten und versehen ihn somit mit einem Zeitstempel. Oben am Königstuhl wartet der zweite Stoppomat. Erneut wird die Karte – die einem klassischen Parkticket ähnelt – gestempelt, so dass beide Zeiten eingetragen werden.
Wer den Königstuhl einmal selbst mit dem Fahrrad hochgefahren ist, weiß: 5,2 Kilometer können ziemlich oder sogar sehr lang sein. Die Strecke entspricht in etwa der Distanz vom Trainingszentrum der TSG Hof- fenheim in Zuzenhausen zum Dietmar-Hopp-Stadion in Hoffenheim; und eben auch der von Waldhilsbach
hinauf zum Königstuhl, dem stolzen Heidelberger Hausberg. Der kleine, aber feine Unterschied der beiden Distanzen beträgt 330 quälende Höhenmeter. Wenn der Berganstieg geschafft ist und die Sportler wieder zu Kräften gekommen sind, füllen sie die bereits zweifach gestempelte Karte mit dem eigenen Namen aus und werfen sie in den Briefkasten, der sich am oberen Zeitmess-Häuschen befindet. Jetzt kommt Bernhard Rabold ins Spiel: Der 59-Jährige kümmert sich seit 14 Jahren um den Stoppomat am Königstuhl und trägt die Zeiten der Fahrer in einem Computer-Programm ein. „Das Engagement ist ein großer Motivationsschub für mich. Es bringt mich dazu, häufiger den Berg per Rad hochzufahren, damit ich den Briefkasten leere, die Zeiten eintragen kann und die Fahrer nicht zu lang warten müssen“, sagt Rabold.
Akribisch und enorm genau pflegt der Rohrbacher die Datenbank. Mehr als 2.500 verschiedene Per- sonen sind den Anstieg bereits hochgefahren. Eini- ge davon mehrfach. Rolf Barth führt mit knapp 1.000 Fahrten die historische Rangliste seit 2008 an. Doch die Teilnehmer werden von Jahr zu Jahr geringer. Immer mehr steigen auf die digitale Zeiterfassung von Apps oder Uhren um. „Dagegen kommen wir leider nicht an. Allerdings ist es auffällig, dass die digitalen Versionen nicht so genau sind wie der Stoppomat. Zudem ist es eine schöne Tradition. Hier können sich alle Fahrer untereinander messen“, sagt Rabold.
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