Page 46 - Spielfeld_August_2021
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Und auch sein neuer Cheftrainer ist froh, den er- fahrenen Profi im Aufgebot zu haben: „Wir hoffen alle, dass Ermin wieder sein altes Leistungsniveau erreichen kann. Er ist eine enorm wichtige Person für das Team und eine Identifikationsfigur für die Fans. Aber wir brauchen Geduld und dürfen nicht zu früh zu viel erwarten“, sagt André Breitenreiter. Bičakčić selbst gelingt das mal besser und mal schlechter, was auch am Einsatz bei Borussia Mön- chengladbach am letzten Spieltag der Vorsaison liegt. Fünf Minuten vor dem Abpfiff war es endlich soweit gewesen: Die Rückennummer 4 wurde wieder hochgehalten. Es war einer der schönsten Momente der vergangenen zwei Jahre – und der gesamten Karriere. „Mir kamen sofort tausend Gedanken in den Kopf“, blickt Bičakčić zurück und fährt mit weit geöffneten Augen emotional fort: „Ich habe monate- lang auf diesen Tag hingearbeitet. Dieses Gefühl kann man gar nicht wirklich in Worte fassen. Es hat auch noch Tage danach angedauert, dass ich es richtig realisiert habe. Da denkt man dann: ‚Scheiße, das war ein verdammt harter Weg.‘“ Dass am Ende dieses persönlich so wundervollen Schlusspunkts der Saison das Verpassen der Europapokal-Plätze stand, ärgert ihn aber noch heute. Die vergangene Spielzeit ist noch nicht verdaut. „Manchmal hätte ich den Sitz im Stadion rausreißen können. Uns hat vergangene Saison eine gewisse Reife gefehlt. Da hätte ich mit meiner Erfahrung helfen können.“
Und doch spendet die Erinnerung an den Kurzeinsatz in Mönchengladbach Motivation für das nächste Comeback. Dass Momente auf dem Feld momentan so besonders sind und nicht mehr zum Alltag ge- hören, zeigt Bičakčić aber auch die Vergänglichkeit der aktiven Laufbahn schonungslos auf. Und sorgte auch mal für belastende Gedankengänge. „Es gab Momente, in denen ich Zweifel bekommen habe. Wenn das Knie plötzlich reagiert und keiner weiß, woran es liegt, ist es das Schlimmste. Die Ungewissheit ist ein fieses Gefühl.“
Doch Bičakčić fand eine Antwort auf die quälenden Fragen: Training. Und so brachte er sich – abgesehen vom Knie – in eine Verfassung, die er durchaus stolz als „bestes Level meiner Karriere“ bezeichnet. Auch deshalb gibt er die Hoffnung auf eine dauerhafte Rückkehr nicht auf. „Ganz der Alte“ werden ist das Ziel, wobei das mental nicht möglich sein wird – aus guten Gründen: Bičakčić hat viel gelernt seit dem verhängnisvollen Kreuzbandriss. Eine psychologische Fortbildung, die er trotz all des Frusts rund um seine Verletzungsprobleme nicht mehr missen möchte: „Ich bin viel gelassener geworden als Mensch. Ich will den Fußball jetzt genießen und so lang spielen, wie mich meine Beine tragen.“
Denn sich dauerhaft die gute Laune vermiesen zu lassen, ist für Mr. Sunnyboy keine Option.
  Geburtsdatum: Geburtsort: Nationalität:
24. Januar 1990
Zvornik (Bosnien-Herzegowina) bosnisch/deutsch
Bei der TSG seit 07/2014 Frühere Vereine:
2012 – 2014: 2006 – 2011: 2005 – 2006: 1995 – 2004:
Eintracht Braunschweig VfB Stuttgart
FC Heilbronn
Spvgg. Möckmühl
Spiele/Tore gesamt:
153/7 Bundesliga 17/2 DFB-Pokal
Spiele/Tore bei der TSG:
121/6 Bundesliga 11/1 DFB-Pokal
 Wollen endlich wieder gemeinsam mit dem Ball auf dem Rasen stehen: Ermin Bičakčić und Andrej Kramarić
PROFIS
















































































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