Page 31 - Spielfeld_August_2021
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SPIELFELD TSG HOFFENHEIM 31
     „EINIGE HIELTEN ES FÜR EINEN PR-GAG. WIR WUSSTEN, WAS WIR TATEN“
12. Februar 2016, Julian Nagelsmann wird Trainer
„Das Spannende war, dass wir Julian Nagelsmann bereits im Oktober 2015 als Coach für die Saison 2016/17 vorgestellt hatten. Er musste dann wegen des gesundheitsbedingten Rücktritts von Huub Stevens und trotz des laufenden Fußballlehrer-Lehrgangs schon früher als geplant ran. Wir wurden damals von vielen Außenstehenden und Medien belächelt, einige hielten es sogar für einen PR-Gag und schrieben von einer ,Schnapsidee'. Wir dagegen wussten sehr genau, was wir taten und was für ein außergewöhnliches Trainer-Talent wir in unseren Reihen hatten. Seine Fähigkeiten waren nicht zu übersehen und zu überhören. (lacht) Ich durfte Julian schon die Jahre zuvor eng begleiten und habe ihm als Leiter der TSG-Akademie gemeinsam mit Bern- hard Peters schon mit 23 Jahren das Cheftrainer-Amt der U16 übertragen. Kurze Zeit später wurde er mit der U19 dann sogar Deutscher Meister. Im Februar 2016 waren wir trotz der prekären Tabellensituation der absoluten Überzeugung, dass die Mann- schaft viel mehr leisten kann, wenn die richtigen Entscheidungen getroffen werden. Das hat Julian vom ersten Tag an glänzend verstanden und unmittelbar nach dem ersten Spiel in Bremen (1:1), als wir endlich auch mal wieder Spielglück hatten, war bei allen das Gefühl da: ‚Es fängt an, sich zu drehen.‘ Danach haben wir relativ schnell mit Volldampf einen Weg eingeschlagen, der alle begeistert hat.“
„DEN RESET-KNOPF GEDRÜCKT“
05. April 2013, 28. Spieltag: TSG – Fortuna Düsseldorf 3:0
„Ich kann mich noch gut an diese Zeit erinnern. Ich war über Ostern ein paar Tage mit meiner Familie am Gardasee, als mich Dietmar Hopp anrief und fragte, ob ich als sportlicher Leiter der Profis anfangen möchte. Da haben wir den Urlaub natürlich sofort abgebrochen und am 2. April wurden Markus Gisdol und ich offiziell vorgestellt. Schon drei Tage später stand das Heim- spiel gegen Fortuna Düsseldorf an, es war also überhaupt keine Zeit, sich vorher groß Gedanken zu machen. Wir bekamen nicht die Vorgabe der TSG, mit aller Macht in der Klasse zu bleiben. Natürlich gab es noch Hoffnung und die Ambition das schier Unmögliche möglich zu machen, aber es waren nur noch sieben Spiele, wir waren Vorletzter, hatten neun Punkte Rückstand auf Düsseldorf und Platz 15. Die Idee war, unabhängig von der Liga, eine Art Reset-Knopf zu drücken und die TSG-Identität wieder zurückzubringen. Also die offensive Spielweise, die Förderung von jungen Spielern und die Perspektive, dass der Klub sich wirtschaftlich selbst tragen kann. Der Rest der Geschichte ist ja bekannt und mit dem unfassbaren Spiel in Dortmund und der erfolgreichen Relegation gegen Kaiserslautern haben wir ein kleines Stück Bundesligageschichte geschrieben. Es war der verrückte und wun- derbare Beginn meiner Amtszeit als Sportdirektor. Ich war damals 33 Jahre alt - eigentlich ein unwirkliches Alter, um in eine so verantwortungsvolle Position zu kommen. Ich musste aber nie alles auf meinen Schultern tragen, im Gegenteil: Ich war sofort in einem starken Team. Das ist bis heute so. In Hoffenheim kann man sich entwickeln, weil man hier Leuten früh Vertrauen schenkt. Das ist sicher etwas, was die TSG auszeichnet.“
  



























































































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