Page 77 - Spielfeld_Juni_2022
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  SPIELFELD TSG HOFFENHEIM 77
 Kleine Bäume, riesiges Sortiment: Auf dem großzügigen Gelände stehen junge, alte, kleine und ganz kleine, Indoor und Outdoor-Bonsais sowie verkäufliche und unverkäufliche Exemplare.
Ziegler bezieht seine Bäume direkt aus Japan, Indo- nesien, China oder Korea und ist auch regelmäßig vor Ort. Oft bestellt er dann containerweise. „Bei mir kaufen Studenten und Scheichs“, sagt er. Er wolle alle glücklich machen, deshalb kriege man in seinem Zentrum schon Stücke für 34 Euro. Auch aus einem günstigen Fikus lasse sich was machen. „Mit der richtigen Pflege und 250 Jahre warten...“, sagt Ziegler und lacht. Im Sommer kommen 150 bis 200 Besucher pro Tag zu ihm. Eine Frau reiste extra aus Dänemark an, um sich das Bonsai-Museum, das Ziegler 2019 auf dem Gelände eröffnete, anzuschau- en. „Es war ihr Lebenstraum, diese Bäume hier zu sehen. Das hat mich so stolz gemacht.“
Im Prinzip könne man aus jeder Gattung einen Bonsai machen, so Ziegler. Das Wort Bonsai be- steht aus den japanischen Wörtern „bon“, was so viel wie flache Schale oder Tablett bedeute, und „sai“, das für Pflanze stehe. Die Bäume würden so gestaltet, dass sie normal großen ähneln. Ziel sei es, die Natur wiederzugeben. „Sie wachsen immer in Richtung Sonne. Aber wir spielen Gott, bestimmen mit Drähten, wohin die Bäume wachsen, biegen uns die Äste so wie wir wollen.“ Beim Schneiden
müsse man auf den richtigen Zeitpunkt warten und der variiere von Baum zu Baum. Generell gebe es kein Schema F, auch nicht beim Gießen. Besonders wichtig für ihn: „Wir müssen an den Bäumen arbei- ten, sie weiterentwickeln, sonst verlieren sie auch an Wert.“ Die Verjüngung etwa spiele eine wichtige Rolle, der Stamm solle an seiner Basis dicker sein als an der Spitze und der Baum nach oben hin eine Feinverzweigung aufbauen.
Was ihn derart an den Miniatur-Bäumen fasziniert? „Die Definition von Schönheit. Die entsteht für mich oft erst, wenn ein Baum Fehler hat, nicht perfekt ist.“ In der Natur sterbe schließlich auch mal ein Ast ab. „Ein bisschen wie bei uns Menschen. Wir alle haben unsere Fehler, aber das macht doch den Charakter erst aus, macht uns perfekt.“
    




























































































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