Page 34 - Spielfeld_Mai_2021
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 „Er ist ein wirklich guter Junge“
Als er Tom Bischof das erste Mal im TSG-Training sah, erlebte Håvard Nordtveit eine Zeitreise. Nordtveit hatte im gleichen Alter wie der 16-Jährige seine ersten Erfahrungen im Profi-Fußball gesammelt und stellte nun Parallelen fest – zu ihm und einem weiteren berühmten Norweger, der über Real Madrid beim FC Arsenal gelandet ist. „Man hat sofort gemerkt, dass er ein netter Kerl ist, mit dem man reden kann und der sehr interessiert zuhört. Martin Ødegaard war genauso, als ich ihn als 16-Jährigen bei der Nationalmannschaft kennenlernte. Damals hat er mich gefragt, wie es war, als ich so jung zu Arsenal ins Ausland gewechselt bin. Tom und Martin sind beides Typen, die nach dem Training zehn Runden um den Platz laufen würden, wenn man ihnen das sagt. Ich habe auch auf die erfahrenen Spieler gehört und war bereit, alles für den Erfolg zu investieren.“ Auch spielerisch beeindruckt ihn der jüngste TSG-Spieler der Bundesliga-Historie. „Er spielt sehr selbstbewusst und ist gerade auf engem Raum wahnsinnig gut. Und als Linksfuß hat er nochmals einen Vorteil, sie sind einfach seltener und gefragter. Er hat eine große Zukunft vor sich.“
Nordtveit gefällt die Rolle des Ratgebers und kümmert sich intensiv um den 16-Jährigen. In vielen Gesprächen gibt der 31-Jährige auch wichtige Ratschläge für das Verhalten außerhalb des Rasens, das schon viele Talente die Karriere ge- kostet hat: „Ich sage ihm immer: ‚Lass die anderen sich verändern, aber bleib, wie du bist. Das ist entscheidend – nicht nur für deine Karriere.‘ Aber da mache ich mir bei ihm keine Sorgen, er ist ein wirklich guter Junge.“
  Da weiß ich, dass die Glückwünsche wirklich von ganzem Herzen kommen. Wir sehen uns durch mein Training nicht mehr so oft wie früher, aber wenn wir uns treffen, ist alles ganz normal. Da ist dann Fußball zum Glück auch nicht immer Thema Nummer eins.“ Der Linksfuß hat nicht vergessen, wo er herkommt. Tom Bischof legt Wert darauf, dass er auch als Fuß- ball-Profi der gleiche Mensch ist wie zuvor. Nicht nur der Kontakt zu seinen Freunden, sondern auch zu seiner Familie ist ihm wichtig. Mindestens einmal pro Woche besucht er seine Großeltern und genießt die Zeit mit der Verwandtschaft. Umso bedeutender ist es für den U17-Nationalspieler, dass seine Eltern im Berliner Olympiastadion live beim Debüt dabei sein konnten. „Sie hatten nach dem Spiel beide Tränen in den Augen. Das freut einen dann natürlich nochmal mehr, wenn man auch sieht, was es für meine Familie bedeutet.“
Sein Vater war es auch, der ihn während der Corona- Pandemie kreativ unterstützte. In der Hochphase fiel das Training in den Jugendmannschaften aus, die Spieler mussten sich selbst fit halten. Mit seinem
Vater mähte er eine leere Wiese in seiner Heimat Amorbach, stellte ein großes Tor darauf und baute einen Fangzaun dahinter. Fertig war der eigene Trai- ningsplatz in der Heimat, der während der Pandemie zumindest ein Schusstraining ermöglichte. Ein Un- terfangen, das die Professionalität des Teenagers zeigt. Partys lässt er aus, er konzentriert sich seit seiner Jugend fast ausschließlich auf Fußball – doch mittlerweile hat Bischof eine weitere Vorliebe entdeckt: Seit seinem Abschluss an der Realschule besucht Bischof eine Sprachschule und lernt Englisch, Spanisch und Französisch. Statt nach dem Training gelangweilt zu Hause zu sitzen, will er die Zeit nutzen, um sich weiterzubilden. „Meinen Eltern und mir selbst war es wichtig, dass ich auch nach der Schule noch etwas mache und nicht nur Fußball spiele. Dafür kann im Leistungssport zu viel passieren. In der Sprachschule werden die Stunden an meinen Trainingsplan ange- passt. Das ist natürlich ein Riesenvorteil. Ich kann mir sogar gut vorstellen, dass ich es auch nach meinem 18. Geburtstag noch weitermache. Sprachen machen mir einfach enorm Spaß, vor allem Spanisch interessiert mich sehr.“
PROFIS



























































































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