Page 16 - Spielfeld_Mai_2021
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Erfordert es mentale Kraft, um diesen Zusammen- halt vorzuleben?
„Meine Mentalität ist hier zu meiner Stärke geworden. Es ist leicht, beleidigt zu sein und zu weinen oder anderen die Schuld dafür zu geben. Aber das ist zu einfach. Man muss in jedem Training vorleben: Ich und auch wir als Mannschaft schaffen unsere Ziele nur, wenn wir alle jeden Tag hart arbeiten. Ich habe Rückschläge stets als Herausforderungen aufgefasst und sie angenommen. Ein Beispiel: Als ich nach Gladbach gegangen bin und eine Zeit lang nicht ge- spielt habe, weil Christoph Kramer und Granit Xhaka das zentrale Duo bildeten, wollte mein Berater zu Manager Max Eberl fliegen. Da habe ich ihm gesagt: ‚Lass das, ich will nicht, dass ihr sprecht. Ich will meine Füße sprechen lassen und Leistung zeigen, damit ich wieder in die Stammelf komme.‘ Auch in Hoffenheim war es phasenweise nicht einfach mit meinen ganzen Verletzungen, sportlich ist es nicht immer optimal für mich gelaufen. Aber ich habe mich durchgekämpft und versucht, diese positive Einstellung vorzuleben. Ich habe in der Mannschaft auch von negativen Erfahrungen erzählt, Mitspie- lern zugehört und sie mental unterstützt, wenn es mal nicht so lief. Am Ende war ich als Typ für die Mannschaft wichtiger als auf dem Platz.“
Eine beachtliche Aussage für dieses Geschäft, die man nicht oft von Spielern hört. Es geht um Kon- kurrenz und darum, der Beste zu sein.
„Die menschliche Komponente ist in einem Teamsport aber auch von großer Bedeutung für das Gesamt- paket, wie eine A- und eine B-Note. Klar habe ich auch mal meine Aussetzer im Training und die Emotionen sind auch wichtig. Aber grundsätzlich musst du auf dem Platz keinen Krieg führen und du kannst auch dort ein netter Mensch sein. Ich habe immer gern eine gute Beziehung zu meinen Gegenspielern gehabt. Ich hatte über all die Jahre zum Beispiel super Dialoge während der Spiele mit Thomas Müller.“
Was erzählt man sich da? Im Fernsehen sieht man ja meist die Streitereien...
„Einmal habe ich einen Pass gespielt, der eigentlich nach Außen gehen sollte, aber abrutschte und zu einem perfekten Ball hinter die Kette wurde. Und dann hörte ich plötzlich, wie er sich hinter mir kaputtlacht und sagt: Den wolltest du niemals so spielen. Dann habe ich meinen Kopf geschüttelt und wir haben beide gelacht. Diese Dialoge gehören dazu, deine Gegenspieler sind auch Menschen. Das vergessen manche Profis.“
„Als Spieler bist Du nur eine Schachfigur in einem großen Business.“
  Liebgewonnener Rivale: Mit Thomas Müller verbindet Håvard Nordtveit eine besondere Beziehung auf dem Rasen.
PROFIS

























































































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