Page 104 - Spielfeld_Mai_2021
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Fan der ersten Stunde
Das Afrika-Trikot
der TSG durfte in der privaten Sammlung der Kiroglous nicht fehlen.
  Als Ilkay Kiroglou am 10. Dezember 2005 zum Spiel selbst gebastelt, zum Beispiel haben meine Frau Dilana und
Schalke 04 gegen Mainz 05 in die Veltins Arena fuhr,
konnte er nicht ahnen, dass dies der Grund sein würde, dass er neun Jahre später auf dem ersten Bild mit seinem neugeborenen Sohn Diego ein gelbes Hoffenheim-Trikot tragen würde. Doch der Reihe nach. Tief im Westen erlebte der FC Schalke 04 wieder stürmische Zeiten. Ilkay Kiroglou arbeitete nebenberuflich in der Schalker Arena und wurde nach dem Spiel vom Schalke-Profi Hamit Altintop eingeladen, noch die Spieler-Lounge zu besuchen. Dort traf er auf den damaligen 04-Coach Ralf Rangnick, der im Clinch mit der eigenen Klubführung lag. Sie sprachen und fachsimpelten miteinander – und Kiroglou fuhr beeindruckt nach Hause. Zwei Tage darauf wurde Rangnick beurlaubt, ein halbes Jahr später übernahm der heutige Trainer von Manchester United den damaligen Regionalligisten TSG Hoffenheim. Und Kiroglou wurde Fan.
Es war der Beginn einer außergewöhnlichen Leidenschaft: „Ich habe die TSG in der Regionalliga gesehen und bin da- mals schon ab und zu die fast 400 Kilometer von Dülmen nach Hoffenheim gefahren. In den folgenden Jahren habe ich jedes Auswärtsspiel der TSG in Nordrhein-Westfalen besucht und mir in jeder Saison sämtliche Trikot-Modelle gekauft.“ Eine komplizierte Aufgabe – Merchandising und Fanshop waren in jenen Zeiten längst nicht auf dem heutigen Niveau, wie er sich erinnert: „Fan-Artikel haben wir uns
ich einen Plüsch-Elch im Ikea gekauft, ihm ein TSG-Trikot angezogen und zu Hause aufgestellt. Auswärtskarten wurden zudem teilweise nur an Fans aus Baden-Württemberg ver- kauft. Ich musste sie dann persönlich am Telefon bestellen und vergewissern, dass ich TSG-Fan bin. Später habe ich dann andere Hoffenheimer kennengelernt, die mir Tickets mitgebracht haben.“ Noch komplizierter gestaltete sich die Trikot-Liebe. „Das gelbe Trikot haben sie beim Pokal-Spiel auf Schalke im Jahr 2013 getragen, eventuell als Provokation, weil sie nun wie der BVB aussahen“, erzählt Kiroglou und lacht. „Ich wollte unbedingt eins haben, aber es war eine Sonder-Edition. Dann habe ich mich an die TSG gewandt und sie haben mir noch eins ohne Nummer und Name geschenkt. Mittlerweile habe ich mehr als 40 TSG-Trikots.“
Das gelbe Pokal-Shirt war von Beginn an ein herausste- chendes Exemplar der imposanten Sammlung – doch durch den 21. September 2014 erhielt es noch einmal eine ganz besondere Bedeutung. Kiroglou trug es am Tag der Geburt seines Sohnes Diego – und somit auf dem ersten gemein- samen Foto. Geplant war das Outfit aber nicht, vielmehr untermalt es die tiefe TSG-Verbundenheit des Westfalen. „Die Geburt verzögerte sich und ich musste nochmal nach Hause. Dort trug ich dann, wie häufig, das gelbe Trikot. Als der Anruf kam, bin ich sofort losgefahren – und hatte das Trikot noch an.
Aus dem Schnappschuss ist eine Tradition geworden: An jedem Ge- burtstag stellen es Ilkay und Diego nach, mittlerweile dokumentieren acht Bilder die Zuneigung und Treue der beiden zur TSG. Die Nähe besteht bei Diego – wenn auch nicht ganz freiwillig – bereits seit der Geburt, wie Ilkay Kiroglou lächelnd erklärt: „Er sollte unbedingt TSG-Mitglied seit seiner Geburt werden. Dann wurde er aber an einem Sonntag geboren und es gab keine aktuellen Mitgliedsaus- weise. Ich habe deshalb mit der TSG schon alles vorher abgeklärt und so wurde am Tag nach der Geburt seine Mitgliedschaft zurückdatiert. Er ist also offiziell ein TSG-Mitglied seit seiner ersten Stunde.“
Seltener Schatz: die beeindruckende Trikot-Sammlung von Ilkay Kiroglou
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