Page 8 - TSG_Spielfeld_April_2022
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  Bundesliga-Geschichte: Tomislav Piplica ist kurz nach seinem Eigentor fassungslos darüber, was wenige Sekunden zuvor passiert ist.
Der 6. April 2002 ist ein Tag, den Tomislav Piplica niemals vergessen wird – und der ihn nach eigener Aussage „noch heute verfolgt“. Dabei begann alles recht normal. Sein
Team von Energie Cottbus empfing im Abstiegskampf Borussia Mönchengladbach. Und es sollte ein Festtag werden: Mit einem Sieg konnte Energie bereits am 30. Spieltag den Klassenerhalt sichern – alles war angerichtet für eine besondere Partie in Cottbus. Und die wurde den Zuschauern geboten, was nicht nur am spektakulären Treffer zum 3:3 lag. Bis zum erneuten Ausgleich der Gäste in der 85. Minute hatten die Fans schon viel geboten bekommen. Doch der ganz große Moment, der aus den Zuschauern im Stadion der Freundschaft Zeugen eines historischen Ereignisses machte, war das letzte Tor dieser denkwürdigen Partie. Piplica, schon zuvor ein Torwart mit Kult-Potenzial, sah einem Angriff der Borussia entgegen. Marcel Witeczek zog von der Strafraumgrenze ab, doch der Ball wurde abgefälscht, so dass er in hohem Bogen auf das Energie-Tor zuflog. Piplica richtete den Blick nach oben, ging ein wenig in die Knie und verharrte plötzlich – bis der Ball, fast senkrecht fallend, auf seinem Hinterkopf landete und von dort ins Tor kullerte. Es machte die Szene aus Sicht des Torhüters nicht besser, dass er nach dem Ballkontakt umkippte und ebenfalls ins Tor fiel. Es passte allerdings zur Slapstick-Anmutung – so wurde das wohl legendärste Eigentor der Bundesliga-Historie ein Gesamtkunstwerk. Da Cottbus am Ende die Klasse hielt und der Fehler keine größeren Auswirkungen auf seine Laufbahn hatte, kann Tomislav Piplica schon seit vielen Jahren über sein Missgeschick schmunzeln: „Ich habe unter der Latte gestanden und war mir sicher, dass der Ball übers Tor geht. Es gab viel Wind an diesem Tag und auf einmal hat der Ball meinen Hinterkopf getroffen und war drin. Dieses Tor vergisst man niemals.“
 MIXED ZONE
Härringers Ecke
Kinder, wie die Zeit vergeht EIN EIGENTOR ALS KULT
  © 2022 Christoph Härringer, www.facebook.com/Spottschau



























































































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