Page 29 - TSG_Spielfeld_April_2022
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 In 80 Tagen um die Welt
Der Bundesliga-Spielplan führt die TSG am 10. April zum Spiel nach Leipzig. Was bedeu- tet das konkret für Max Vollmar? „Wenn die DFL die Termine bekannt gibt, geht bei mir sofort die Organisation los“, erzählt Vollmar. „Die erste Frage ist: Wann reisen wir an? In diesem Fall ist es ein Sonntagabend-Spiel. Da gehe ich zu David Krecidlo (Co-Trainer; d. Red.) und mache ihm einen Vorschlag: „Logistisch wäre aus meiner Sicht das Beste, wenn wir am Sonntagmorgen hinfliegen, die Aktivierung dann vor Ort machen. Und ich kläre mit dem Flughafen in Leipzig, ob wir da trotz Nachtflugverbot nach dem Spiel noch starten und hier auch wieder landen können.“ In Sachen Hotel kennt Vollmar an jedem Bundesliga-Standort die präferierten Unterkünfte, weiß wie dort die Ausstattung ist und zudem, wie lange die Anfahrt vom Flughafen oder Bahnhof dauert. Zudem vernetzt er unter anderem den TSG-Er- nährungsberater und das Hotel, damit der Menüplan entsprechend ausfällt.
Wenn der Kader dann einen Tag vor dem Spiel bekannt gegeben wird, bringt Vollmar in Erfahrung, wer alles mitfährt, wer bei der U23 eingesetzt werden soll oder Spiel- ersatztraining macht. Er erstellt eine finale Liste mit dem zumeist knapp 40-köpfigen Reisetross, die sowohl ans Hotel geht – mit der Bitte um entsprechende Zimmerschlüs- sel – als auch an die Fluggesellschaft zur Vorbereitung des Check-In.
Bei Europacup-Spielen wäre nicht nur der Tross größer, aufgrund von Pass- und Visums- themen, von fehlenden Erfahrungswerten mit Hotels bis hin zu den Fragen „Können die für uns adäquate Sportlernahrung ko- chen? Oder brauchen wir da vielleicht einen eigenen Koch?“ wäre der Aufwand um ein Vielfaches größer. Eine Aussicht, die Vollmar aber freut: „Genau für diese Chance, diese Reisen machen wir das hier doch. Ich hätte darauf sehr große Lust.“
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  „Es geht immer um gegenseitigen Respekt. Denn du musst die Jungs ja auch mal mit unangenehmen Sachen konfrontieren, ihnen Dinge abverlangen, auf die sie nicht immer spontan Lust haben.“
Und während er in der Domstadt das viel beschworene männliche „Mädchen für alles“ war, liegt sein Fokus in Hoffenheim auf den übergeordneten, strukturellen Dingen. Bei der TSG kann Vollmar, auf seine Mitar- beiter Christoph Kraatz und Cesar Thier im Players Service vertrauen, welche sich um die klassischen, sehr spielernahen Themen wie Wohnungssuche, Umzüge, Kfz-Anmeldung oder Kindergarten-Recherche kümmern. Vollmars häufigster Gang hingegen führt zu Alexander Rosen. Mit dem Direktor Profifußball stimmt sich Vollmar ebenso eng und häufig ab wie mit dem Trainer-Team um Chefcoach Sebastian Hoeneß. Wann müssen wir zum Spiel aufbrechen? Wie kommen wir eigentlich nach Leipzig? Was müssen wir vor Ort beachten? Was gibt es wann zu essen? Wo schlagen wir unser Trainingslager auf? Alle diese Fragen (siehe Kasten) sind nur ein Aus- riss der Tätigkeit des rastlosen Vollmar, der für einen möglichst reibungslosen Ablauf sorgt, damit sich das gesamte Team auf das Fußballspielen konzentrieren kann. Wenn kein Murren einsetzt, hat Vollmar – wieder einmal – alles richtig gemacht.
Wer den gern gut gelaunten Rheinländer fragt, welche charakterlichen Talente es für seinen Job bedarf, bekommt relativ zügig einen Dreiklang als Antwort: „Belastbarkeit, Empathie, Organisationstalent.“ Denn schließlich hält er als Team-Manager viele Bälle in der Luft, muss ein Stück weit als eine Art Oberhirte seine Gruppe zusammenhal- ten. „Auf dieser Position kannst du keinen Filou gebrau- chen“, sagt Vollmar. „Da brauchst du eine ganz klare Struktur.“ Und zwar mit der Fähigkeit, sich grundsätzlich in andere hineinzuversetzen, ohne die Spieler zu verhät- scheln. „Es geht immer um gegenseitigen Respekt“, sagt Vollmar. „Denn du musst die Jungs ja auch mal mit un- angenehmen Sachen konfrontieren, ihnen Dinge abver- langen, auf die sie nicht immer spontan Lust haben.“ Schließlich hätten Profi-Fußballer geschafft, wovon Millionen Kinder (vergeblich) träumen. „Das heißt, die Spieler sind per se schon mal eher Typ Alpha-Männchen als Gamma-Esel. Die haben einen Führungsanspruch für sich selbst und auch eine Durchsetzungsfähigkeit. Denn sonst landest du nicht da oben.“



























































































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