Page 93 - TSG_Spielfeld_März_2022
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 SPIELFELD TSG HOFFENHEIM 93 INTERVIEW
„BEI DER TSG IST
JEDER MENSCH WICHTIG“
Benjamin Gutwein (37) und Marcus Seeburger (28) sind bereits seit vielen Jahren TSG-Fans und Mitglieder im DEAF-Fanclub, dem tauben, hörbehinderten und taubblinden Fanclub der TSG Hoffenheim. Gutwein und Seeburger sind taub geboren und kommunizieren mit der Gebärdensprache. Im SPIELFELD-Interview spricht das Duo so über ihre Probleme im Alltag, Verbesserungswünsche sowie die Beziehung zur TSG. Dolmetscherin war Petra Daalmann.
Benjamin und Marcus, wie seid Ihr zur TSG gekommen?
Marcus Seeburger: „Ich war früher eigentlich Stuttgart-Fan, bin dann zu Regionalliga-Zeiten auf die TSG aufmerksam geworden. Ich habe da erst realisiert, dass der Klub nicht weit von meinem Wohnort entfernt beheimatet ist. Ich wollte den Verein dann unterstützen und habe meine Liebe zur TSG entdeckt.“
Benjamin Gutwein: „Ich habe damals in der Nähe von Eppelheim gewohnt und war im Jahr 2000 bei einem Hal- lenturnier in der Region das erste Mal bei einem Spiel der TSG. Spätestens mit dem Aufstieg in die Regionalliga im Jahr 2001 wurde ich Fan und habe schon seit mehr als 13 Jahren eine Dauerkarte.“
Was macht die TSG für Euch so besonders?
Benjamin Gutwein: „Hoffenheim ist ein Verein der Region. Er steht für die Werte unserer Gegend. Es ist ein sehr sozialer Klub, bei dem alle Menschen einbezogen werden. Hier ist jeder Mensch wichtig, deshalb fühlen wir uns so wohl und sind stolz, TSG-Fan zu sein. Dietmar Hopp und der Verein hatten eine Vision, die super umgesetzt wurde. Hier wurde nicht einfach blind Geld investiert, sondern vor allem an die Jugend gedacht. Ich finde es toll, wie sich der Verein seit 2000 entwickelt hat.“
Ihr seid Mitglied im DEAF-Fanclub. Wie kamt Ihr dazu?
Benjamin Gutwein: „Ich habe den Fanclub 2013 gegründet, weil ich trotz der großen Masse an Zuschauern irgendwie immer das Gefühl hatte, allein im Stadion zu sein. Und ich dachte mir, dass es mehr gehörlose TSG-Fans geben muss, denen es ähnlich wie mir geht. Und tatsächlich haben sich einige gemeldet. Wir sind mittlerweile schon circa 30 Mitglieder und haben einen Block in der Arena mit zwölf Sitzplätzen. Es ist der erste Gehörlosenblock der Bundesligageschichte. Unsere Sprache verbindet uns und lässt ein Gemeinschaftsgefühl entstehen. Das ist ein tolles Gefühl, das ich vorher so nicht kannte.“
Marcus Seeburger: „Wir sind ein kleiner Fanclub, aber freu- en uns, dass wir immer für die Spiele zusammenkommen. Für uns gibt es viele Barrieren und gemeinsam können wir diese besser bewältigen. Jeder gemeinsame Stadionbesuch ist ein Highlight.“
Spielt Ihr selbst auch Fußball?
Marcus Seeburger: „Ich spiele schon mein Leben lang. Für mich ist Fußball die perfekte Ablenkung. Bis zu meinem 14. Geburtstag habe ich in einem Verein mit Hörenden gespielt. Aktuell spiele ich in einem Gehörlosen-Verein in Karlsruhe und beim hörenden Klub SV Treschklingen. Daher trainiere ich derzeit doppelt, aber Fußball ist mir sehr wichtig. Ich bin sogar deutscher Nationalspieler bei den Gehörlosen.“ Benjamin Gutwein: „Ich habe früher auch Fußball gespielt, musste aber leider aufhören. Ich leide am Usher-Syndrom und verliere immer mehr von meiner Sehfähigkeit. Das macht es mir leider unmöglich, selbst auf dem Rasen zu stehen.“
Die TSG-Fans Benjamin Gutwein (l.) und Marcus Seeburger kämpfen um bessere Bedingungen für Gehörlose.
  



















































































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