Page 72 - TSG_Spielfeld_März_2022
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Mira Mangold und Emre Cankurtaran sind die neuen Gesichter des TSG-Fanprojekts in Sinsheim. Mit ihrer Arbeit wollen sie die Interessen jüngerer Hoffenheim-Anhänger vertreten, ihnen eine Stimme geben. Corona und die leeren Stadien erschwerten den Start und den Kontakt zur Zielgruppe zwar, doch die beiden haben große Pläne.
W as wäre der Fußball ohne Fans?“ Dass diese Frage durch die Pandemie zumindest im Stadion stumm beantwortet wurde, darauf
hätte Mira Mangold gerne verzichten können. Sie weiß, dass die Anhänger mindestens genauso wichtig für ihre Vereine sind wie umgekehrt. Gemeinsam mit Emre Cankurtaran ist sie seit August für das TSG-Fanprojekt in Sinsheim verantwortlich. Die beiden vertreten die Interessen der Fans und sind zugleich Beratungs- und Anlaufstelle, vor allem für jugendliche und junge erwachsene TSG-Anhänger.
Der wesentliche Unterschied zur Arbeit der Fan- betreuer der TSG: Mangold und Cankurtaran sind unabhängig vom Klub, Träger des Projekts ist seit August der Internationale Bund, vorher war es die Arbeiterwohlfahrt. „Wir können als dritte und au- ßenstehende Person aktiv auf die TSG zugehen und, wenn nötig, auch mal kritisch Partei für die Fans ergreifen“, sagt die 23-Jährige. Das gilt aber nicht nur für die TSG, auch gegenüber der Kommunalpolitik, der Presse oder der Polizei wollen sie vermitteln und als Sprachrohr fungieren. „Generell können die Fans mit all ihren Sorgen zu uns kommen: finanzielle, psychische oder Drogenprobleme, Jobsuche oder Konflikte mit der Polizei. Soweit es uns möglich ist, unterstützen wir sie.“
Die Kooperation mit den Fanbeauftragten der TSG ist eng: „Wir arbeiten sehr gut zusammen, planen gemeinsame Projekte. Gerade organisieren wir gemeinsam eine Gedenkstättenfahrt, basierend auf der Geschichte von Menachem und Fred, die manche vielleicht aus dem Film ,Zahor – Erinnere Dich‘ kennen“, sagt Mangold. Carsten Lindwurm, Leiter der TSG-Fanbetreuung, bestätigt das gute Verhältnis: „Es macht absolut Sinn, dass beide Säulen der Fanarbeit im regen Austausch stehen. Sie haben den Fokus stärker auf den Jugendlichen und jungen Erwachsenen, wir machen beispielsweise deutlich mehr für die Fanclubs und sind intensiver in die Sicherheitsabläufe einbezogen.“ Dass das Projekt einen festen Platz im Fanbeirat habe, sei eine logische Konsequenz.
Das Thema Nummer 1, mit dem die Fans zu Mangold und dem 36-jährigen Cankurtaran kommen, sei die Kommerzialisierung des Fußballs. Die Fanszene wolle wahrgenommen und gehört werden, die Ver- eine sollten sich nicht weiter von ihren Anhängern entfernen. „Von außen wird die TSG ja manchmal abwertend als Dorfverein bezeichnet. Die Fans aber sagen: Ja genau, das ist unsere Identität, dazu stehen wir und das wollen wir auch signalisieren“, sagt Mangold.
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