Page 96 - TSG_Spielfeld_Februar_2022
P. 96

96
Was tun gegen den Zufall?
Pep Guardiola gilt als Coach im Profi-Fußball, dessen Manie es ist, alles planbar zu machen. Der Trainer des englischen Champions Manchester City, der auch den FC Bayern München zu drei Meistertiteln führte, möchte nicht nur die Struktur seiner Mannschaften, die grundlegende Strategie und die jeweilige Taktik, sondern möglichst auch jede einzelne Aktion auf dem Spielfeld bestimmen. Am liebsten würde der Spanier alle möglichen Spielsituationen vorausberechnen – was nicht heißt, dass er das Konzept während der Partie nicht ändert. Vermutlich nicht so besessen wie Guardiola, aber im Prinzip arbeiten alle Trainer mit ihren Mannschaften daran, den Zufall im Spiel möglichst klein zu halten. Und tatsächlich hat die Kölner Studie ergeben, dass der Anteil an Zufallstoren über die sieben ausgewerteten Jahre in der Premier League von 50 Prozent auf 44 Prozent gesunken ist. Das könnte daran liegen, dass die Spielvorbereitung immer professioneller und die Spieler selbst technisch immer besser werden.
Warum erwähnen Spieler den Zufall nicht?
Obwohl die Rolle des Zufalls im Fußball bedeutend ist, wird sie in den Kommentaren der Spieler und Trainer nach der Partie nicht erwähnt. Der Zufall hat bei ihnen einen anderen Namen bekommen, sie sprechen vom „Glück“. Fehlendes Glück zählt zu den beliebtesten Entschuldigungen, die die Profis und die Verantwortlichen nach einer Niederlage anfüh- ren. So sprach Union Berlins Trainer Urs Fischer nach dem 2:1-Sieg gegen die TSG davon, dass Union „die entscheiden- den Momente auf ihrer Seite“ hatte. Nicht selten wird auch zugegeben, man habe ein Spiel „glücklich gewonnen“. Der frühere Bundesliga-Torjäger Jürgen „Kobra“ Wegmann hat die Abhängigkeit vom Zufall in die eine oder andere Richtung mal so zusammengefasst: „Zuerst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu.“ Man kann sich ziemlich gut vorstellen, wie so ein Spiel gelaufen ist.
„Zuerst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu.“ BUNDESLIGA-TORJÄGER JÜRGEN „KOBRA“ WEGMANN
 Sehr kurios und höchst zufällig: Am 21. August 1982 überwindet der Bremer Uwe Reinders (nicht im Bild) den Bayern-Torwart Jean-Marie Pfaff bei dessen Bundesliga-Debüt mit einem Einwurf aus 35 Metern.
  KIDS



























































































   94   95   96   97   98