Page 81 - TSG_Spielfeld_Februar_2022
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SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
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„Ich lese lieber tausend Spiele als ein Buch.“
BASTIAN SCHWEINSTEIGER
Er steht deshalb auch im vitalen Kontrast zum Homo faber, dem grübelnden, zielgerichtet planenden und schließlich zupackend wie strategisch handelnden Macher- und Männlichkeitstyp, den in seiner, dank des WM-Titels von 2014 final vergoldeten Fußbal- lergeneration viel eher Philipp Lahm oder Toni Kroos verkörpern. Dazu passt bestens, dass Basti S., der vom kickenden Lausbuben „Schweini“ zum (notgedrungen) erwachsen werdenden Fan-Idol („Schweinsteiger! Fußballgott!“) reift, von sich selber sagt, „er lese lieber tausend Spiele als ein Buch“.
Natürlich zitiert Martin Suter diesen Satz in seinem Fußballer-Roman. Von psychologischen, gar philo- sophischen Deutungen seines Helden aber hält sich der Autor mit Bedacht fern – Suters Schweizer Naturell ist jedem geistigen Pathos allermeist abhold. Das gilt auch für die Romane, die ihn berühmt gemacht haben, seit er nach Jahrzehnten in der Werbebranche und im Journalismus 1997 mit der in den sogenannt besseren Kreisen spielenden Familien- und Alzheimersaga „Small World“ als Schriftsteller debütierte. Neun weitere Romane sind inzwischen gefolgt, zudem sechs Krimis um den Dandy-Detektiv Johann Friedrich von Allmen, un- längst das Ibiza-Abenteuer „Allmen und der Koi“ (2019): Mit Heino Ferch in der Hauptrolle wurden vier von ihnen inzwischen auch fürs Fernsehen verfilmt. Suter ist ein Unterhaltungsautor von hohen Graden mit wachem Gespür für Zeitgeist-Themen und einer stupenden szenischen Erfindungsgabe. Er ist zumindest besonders gut, wenn er beim Fabulieren jede Erzählbotschaft meidet.
 Größer geht es nicht: Weltmeister Bastian Schweinsteiger reckt am 13. Juli 2014 nach dem gewonnenen Finale gegen Argentinien den WM-Pokal in den Himmel von Rio.
 



























































































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