Page 48 - TSG_Spielfeld_Februar_2022
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Da musste ich immer an die Grenze gehen, auch beim Ellenbogeneinsatz“, sagt Brand und lacht. „Ich würde es auf jeden Fall wieder so machen. Ich habe davon stark profitiert.“
Sie hat es nun bis ganz nach oben geschafft, diese pfeilschnelle, durchsetzungsstarke Offensivspielerin mit dem starken linken Fuß. Dabei steckte sie, bis zu ihrem Wechsel nach Hoffenheim, auch bei den Junioren-Teams des DFB eher in der Schublade „auf Abruf“ fest. „Da hatte mich ja keiner richtig auf dem Schirm“, sagt Jule Brand. „Ich war zwar bei U15, U16 schon auch oft eingeladen, aber ohne feste oder zentrale Rolle.“ Die heute 19-Jährige weiß natürlich, dass der Wechsel in die U17 zum renommierten Bundesliga-Klub nach Hoffenheim auch ihre Eintrittskarte ins schwarz-weiße Trikot war. „Hier steht man natürlich mehr im Fokus als in Speyer“, sagt Brand. Erst recht, weil die TSG seit Jahren einen außerordentlich guten Ruf genießt und sich zu einem Quell deutscher Nationalspielerinnen entwickelt hat: Tabea Waßmuth, Lena Lattwein, Maxi Rall, Fabienne Dongus, Martina Tufekovic – sie alle sind DFB-Spielerinnen made in Hoffenheim. „Du hast hier einfach tolle Bedingungen“, schwärmt Brand. Sie kann das gut beurteilen. Ihr älterer Bruder Felix, der sie einst zum Fußball mitnahm, steht schließlich beim FSV Zwickau in der 3. Liga unter Vertrag. Da
darf sich Jule bei der TSG Hoffenheim privilegiert vorkommen. „Hier ist es extrem professionell. Egal, ob auf dem Platz dank guter Trainer, die mit uns auch individuell an vielen Dingen arbeiten – oder abseits des Rasens mit Themen wie Footbonaut, Helix und Athletikeinheiten. Auch die kleinen Details werden hier trainiert.“
Da gibt es bei einer jungen Spielerin wie Brand, deren Vertrag in Hoffenheim derzeit noch bis ins Jahr 2023 datiert ist, selbstverständlich noch ge- nügend Ecken zum Feilen. „Ihre große Stärke ist, dass man sie in kein Raster drücken kann. Sie ist unheimlich spielintelligent“, lobte TSG-Coach Gabor Gallai jüngst seine Nummer 29. „Sie antizipiert Situationen gut und trifft mit ihren ersten ein, zwei Kontakten häufig die richtige Entscheidung.“ Man nennt es wohl Instinkt. Denn das ist etwas, was die junge Pfälzerin auszeichnet – dieses Ursprüngliche, Ungezügelte. Eine „Bolzplatzmentalität“ attestier- te ihr der Trainer. Jule Brand lächelt, wenn sie den Ausdruck hört. „Ich spiele einfach wahnsinnig gern. Und wenn ich Fußball spiele, dann denke ich nicht viel nach. Sondern renne und versuche die Dinge, die mir Spaß machen, bestmöglich zu machen. Ohne Druck, mit maximaler Freude.“ Es sieht dann an guten Tagen sehr nach ungeheurer Leichtigkeit, fast schon Übermut aus, wenn die junge Frau mit dem Pferdeschwanz mit gewaltigem Tempo durch die Abwehrreihen dribbelt. Und wenn sie hängenblieb? Dann hat sie es einfach immer wieder versucht. Sie wusste, dass man es ihr nachsehen würde. „Ich stand ja oft noch unter Welpenschutz“, sagt Brand dann fast entschuldigend.
    17.04.2021, 18:30 Uhr, Bundesliga: FC Bayern München – TSG 2:3 (2:0)
„Der 3:2-Sieg bei den Bayern war etwas sehr Besonderes. Wir lagen nach einer Viertelstunde ja schon 0:2 hinten und alle haben sich gedacht: ‚Das könnte ’ne Packung geben.‘ Und wie wir dann zurückgekommen sind, wie wir innerhalb von 10 Minuten den Ausgleich schießen – das war groß. Jede und jeder hat geschrien, wollte mehr, hat sich gepusht. Und dann trifft Nici zum 3:2, wir gewinnen bei den Bayern, die zuvor in ihren 17 Spielen keinen einzigen Punkt abgegeben hatten. Das war schon ein sehr, sehr geiles Gefühl.“
VEREIN
  


























































































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