Page 12 - TSG_Spielfeld_Februar_2022
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Baumi, Du hast uns auf dem Trampolin enorm beein- druckt. Woher stammt Dein akrobatisches Talent? „Mein Bruder, meine Freunde und ich haben das als
Kinder schon immer gemacht. Wir hatten ein Trampolin im Garten stehen. Da sind wir dann irgendwie in die Akrobatik reingewachsen. Wir haben uns Videos angeguckt und wollten es nachmachen. Mir macht das einfach extrem viel Spaß. Für den Baumi vor zehn Jahren wäre es vermutlich noch besser gewesen. Gerade für Kinder und Jugendliche gibt es auf dem Trampolin unzählige Möglichkeiten und man macht sich noch weniger Gedanken.“
Hast Du das Gefühl, dass Dir diese Fähigkeiten auch beim Fußball nützen?
„Ich habe eine gute Körperbeherrschung, kann meinen Körper in der Luft kontrollieren. Das zahlt sich nicht nur beim Springen und beim Kopfball aus. Man hat meistens noch einen Gegenspieler, muss mit den Armen arbeiten und braucht das richtige Timing. Da ist es wichtig, dass man in der Luft sehr stabil ist. Da hilft mir die Erfahrung auf jeden Fall, weil ich dieses Körpergefühl zum Glück schon seit meiner Kindheit habe.“
Du hast dann als 17-Jähriger Deine Heimat Österreich ver- lassen, um zur TSG zu kommen. Ein großer Schritt?
„Es war nicht immer ganz leicht, da muss man schon ehrlich sein. Ich war zwar zuvor schon auf dem Fußballinternat in St. Pölten, aber das war nur eine Stunde von meinen Eltern in Horn entfernt. Da war Hoffenheim schon ein deutlich größerer Schritt. Ich war zum ersten Mal in meinem Leben richtig auf mich allein gestellt, weil ich direkt mit meinem damaligen Mitspieler Corey Lee Anton in einer WG gewohnt habe und nicht mehr in einem Internat. Als meine Freundin aus Österreich dann nachgekommen ist, haben wir uns eine eigene Wohnung gesucht. Wir haben es bewusst ohne die Hilfe des Vereins gemacht, weil auch das ein Schritt in der Entwicklung ist. Wir wohnen jetzt etwas abseits und nahe an der Natur. Das ist perfekt für uns. Ich habe in der Zeit gelernt, selbstständig zu werden. Das hat mir enorm fürs Leben geholfen. Es war im Nachhinein ein sehr großer Schritt, aber der richtige – nicht nur sportlich, sondern für mein ganzes Leben.“
Zeitgleich mit Dir kamen 2017 auch weitere Talente zur TSG, die es nicht in die Bundesliga geschafft haben. Wel- che Faktoren haben eine Rolle gespielt, dass Du Dich durchgesetzt hast?
„Das Gesamtpaket muss stimmen. Und natürlich gehört auch immer eine ordentliche Portion Glück dazu. Wenn sich Nadiem Amiri an jenem 33. Spieltag
der Saison 2018/19 nicht verletzt hätte, wäre
ich in dem Heimspiel gegen Werder Bremen vielleicht erst gar nicht eingewechselt worden. Und dann hätte ich gegen Mainz vermutlich nicht in der Startelf gestanden. Und dann? Vielleicht hätte ich mich dann verleihen lassen, um Spielpraxis zu
sammeln. Und dann weiß man nicht, wie es dort läuft. Aber ich bin schon der Meinung, dass sich über kurz oder lang die
Qualität durchsetzt. Zum einen natürlich fußballerisch, aber ich glaube noch viel entscheidender mental. Man braucht die nötige Geduld und muss trotzdem eine gewisse Gier be- sitzen. Diesen Mittelweg muss jeder für sich finden. Julian (Nagelsmann, Anm. d. Red.) hat mir das Gefühl gegeben, dass ich meine Chance bekommen werde, und ich wusste, dass ich dann da sein muss. Man muss seine Chance eben nutzen, da trennt sich die Spreu vom Weizen. Am Ende trifft also Zufall auf Bereitschaft, das nennt man dann wohl das Glück des Tüchtigen.“
Hast Du in der Übergangszeit von der Akademie zu den Profis Druck verspürt?
„Da hat die Vereinsführung einen extrem guten Job gemacht. Ich hatte das Gefühl, dass ich es schaffen kann, und auch der Verein hat das bestärkt. Aber es gab einen klaren Plan und geregelten Ablauf. Klar, in der Situation als junger Spieler findest du es immer geil, wenn du so früh wie möglich dabei bist. Aber für den Spieler ist es manchmal gar nicht schlecht, einfach noch den einen oder anderen Monat länger bei der U19 oder U23 zu spielen, anstatt sofort in der Bundesliga dabei zu sein. Damit du dann, wenn es wirklich so weit ist, auch tatsächlich bereit bist. Darauf hat mich die TSG perfekt vorbereitet, das ist für den Kopf gar nicht so einfach. Ich habe bei meinen ersten Einsätzen dann gemerkt, dass ich fußballerisch das Niveau mitgehen kann.“
Bei Deinem ersten Startelf-Einsatz hast Du in der ersten Hälfte die Gelb-Rote-Karte gesehen. Die TSG hat in Mainz nach einer 2:0-Führung noch 2:4 verloren und die Teilnahme an der Europa League verspielt. Wie sehr hat Dich dieses Erlebnis geprägt?
„Ich bin oft gefragt worden, ob ich die Zeit zurückdrehen und etwas anders machen würde. Ich habe dem gesamten Verein und auch mir selbst geschadet. Wir wollten alle international spielen. Dennoch war es im jungen Alter sehr lehrreich. Es geht im Fußball nicht immer nur bergauf. Glücklicherweise
läuft es bei mir sehr gut, aber es kommen immer wieder Momente, die nicht perfekt laufen. Das habe ich am eigenen Leib erfahren. Das war eine harte Zeit. Ich ziehe aber viel Kraft daraus, es hat mich als Mensch und
Spieler weitergebracht.“
Geburtstag: 01. August 1999 Geburtsort: Horn (Österreich) Nationalität: Österreichisch Bei der TSG seit 07/2017
Spiele/Tore bei der TSG
75/16 Bundesliga 6/0 DFB-Pokal
Vorherige Vereine
2012 – 2017: St. Pölten 2005 – 2012: SV Horn
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  PROFIS









































































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