Page 83 - TSG_Spielfeld_Januar_2022
P. 83

 SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
83
INTERVIEW
  „DAS THEMA HAT EINE GROSSE DYNAMIK“
Stefan Wagner, Leiter der Stabstelle Unternehmensentwicklung der TSG, ist ein vielgefragter Experte auf seinem Gebiet und Gründer des Netzwerks „Sports for Future“. Im Interview schildert er, wie sich der Fußball beim wichtigsten Zukunftsthema aufgestellt hat.
Die TSG Hoffenheim ist bekannt für
ihr Engagement in Sachen Umwelt-
und Klimaschutz. Ist in der gesamten Fußball-Bundesliga das Bewusstsein gewachsen, dass auch der Profifußball
seinen Beitrag leisten muss, um den fort- schreitenden Klimawandel aufzuhalten?
„Das Thema hat eine recht große Dynamik bekommen. Nur in Ausnahmefällen wird
noch daran gezweifelt, dass der Fußball
auch etwas für den Klimaschutz leisten
kann. Einen sehr bedeutenden Schritt hat die Deutsche Fußball Liga am 14. Dezember mit ihrer Entscheidung vollzogen, künftig Kriterien für Umwelt- und Res- sourcenschutz sowie nachhaltiges Handeln in ihre Lizenzierungsvorschriften aufzunehmen. Das wird alle Bundesliga-Vereine dazu verpflichten, künftig ihren Beitrag zu leisten.“
Klimaschutz, der nur auf Deutschland beschränkt wäre, ist allein durchaus wichtig, aber es muss ja global gehandelt werden. Was bewegt sich auf der Ebene des internationalen Fußballs?
„Verbände wie der Weltfußball-Verband und das Internationale Olympische Komitee sind dem Sports for Climate Action Framework der Vereinten Nationen beigetreten. Darin verpflichten sie sich, ihren CO2-Fuß- abdruck gegenüber 2019 bis 2030 zu halbieren und bis 2040 Netto-Null Emissionen zu erreichen. Durch viele relevante Verbände und Ligen, wie etwa auch die Premier League, die diesem Netzwerk angehören, wird dies wichtige Effekte nach sich ziehen.“
Wie verhält sich der DFB als Deutschlands bedeu- tendster Sportverband?
„Er gehört auch dem UN Sports for Climate Action Framework an. Da die Zielsetzungen für 2030 und 2040 erst jüngst rund um die Klimakonferenz in Glasgow verkündet wurden, haben alle bisherigen Unterzeichner die Möglichkeit zu prüfen, ob sie diese Ziele erreichen können und wollen.“
Und was macht die TSG Hoffenheim? Kann sie für sich noch in Anspruch nehmen, im deutschen Fußball ein Vorreiter für Klimaschutz zu sein? „Wir als TSG sind seit 2019 bilanziell klimaneutral für unseren CO2-Fußab- druck, der dabei aber noch nicht etwa sämtliche Lieferketten oder die Fan- Mobilität umfasst. Aktuell berechnen wir dies umfassend und streben weitere Ziele an. Das ist eine anspruchsvolle
Aufgabe, weil dabei alle Prozesse überprüft werden müssen, zum Beispiel, wie unsere Zulieferfirmen für den Fanshop, den Betrieb des Trainingszentrums und der Akademie ihre Rohstoffe beschaffen und wie ihre Logistik aussieht. Mit den Erkenntnissen lassen sich weitere Schritte für den Klimaschutz einleiten und der Ruf als Vorreiter kann erneuert werden.“
Was tun die übrigen Bundesliga-Klubs konkret?
„Der Bundesligist, der sich an der UN-Kampagne ‚Race to Zero‘ (Rennen zur Null, gemeint ist das Erreichen der Klimaneutralität auf allen Ebenen) beteiligt und seine Ziele sehr konsequent verfolgt, ist der VfL Wolfsburg, der auch in allen unabhän- gigen Untersuchungen als aktivster deutscher Profiklub ermittelt wird. Der 1. FSV Mainz 05, der sich als erster Bundesligist schon 2010 der Klimaneutralität verpflichtet hat, hat umfangreiche Schritte vorgenommen, zum Beispiel eine komplette Umstellung auf Öko-Strom und des Fuhrparks auf e-Autos oder die CO2-Kompensation für die Anreise der Gastmannschaften, womit er dem Beispiel der TSG gefolgt ist. Aktuell gibt es auch in anderen Klubs eine Menge Bewegung, etwa beim 1. FC Köln, beim FC Augsburg, dem FC St. Pauli oder auch bei Fortuna Düsseldorf. Wichtig ist, dies nicht als Konkurrenzkampf zu betrachten, sondern in der Gemeinschaft des Fußballs, der hier als Vorbild vorangehen kann und sollte.“
    













































































   81   82   83   84   85