Page 73 - TSG_Spielfeld_Dezember_2021
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SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
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  Johanniter-Haus am Waldpark eine Ausbildung zur examinierten Pflegefachkraft. Die Begründung ist einleuchtend: „Zuhause müssen die Menschen für eine Ausbildung zum Pfleger in die Hauptstadt Ouagadougou. Das ist sehr weit entfernt und teuer.“ Und der Bedarf ist groß. Zumal es im Krankenhaus seiner Heimatstadt nur einen einzigen Arzt gebe. Ein Großteil der medizinischen Arbeit werde häufig vom Pflegepersonal gemacht.
Guengane war für Ensink stets wie ein Patenkind, ohne im Patenschaftsprogramm des Vereins zu sein. Nach dem ersten Kennenlernen blieben die beiden in Kontakt, meist per E-Mail. „Ich war regelmäßig in Garango und wir haben uns immer gesehen. Moumini begleitete mich, übersetzte und erklärte mir, wie die Dinge in seiner Heimat so laufen. Das half mir unheimlich“, erzählt die heute 66 Jahre alte Pflegewissenschaftlerin. Sie förderte und unterstützte ihn von Deutschland aus – und genau dort wollte Guengane unbedingt einmal hin. Ensink und die Vision der Pflegeschule ermöglichten es ihm. Da seine Frau Krankenpflegerin ist, war ihm dieser Beruf durchaus bekannt. Zudem betreute er seinen Großvater bis zu dessen Tod: „Das war ein Vorteil für meine Ausbildung. Wir haben einen sehr großen Respekt vor alten Menschen.“
Für die duale Ausbildung fand Ensink eine Schule, die ihn – ohne ihn zu kennen – annahm. Fehlte nur noch eine Einrichtung. „Beim Afrikatag unseres Vereins unterhielt ich mich mit Christiane Reuter, der Leiterin des Johanniter-Hauses am Waldpark – und sie sagte sofort zu: ‚Ich mach‘ das‘.“ Seit April 2019 absolviert der 32-Jährige dort nun seine Ausbildung. „Moumini lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Er ist immer fröhlich und sehr beliebt bei den Bewohnern. Ich bin froh und stolz, dass wir ihn haben“, lobt Reuter.
Auch Guengane fühlt sich wohl. Wenngleich er seine Frau und seine beiden Töchter vermisst und sein Deutschland-Abenteuer mit einem Kulturschock begann. „Ich war baff, als ich am Frankfurter Flug- hafen landete und mich nicht zurechtgefunden habe.“ Gut, dass Ensink und ihre Frau Ursula Haverkate, damals ebenfalls im Vereinsvorstand, ihn abholten. „Die Menschen sind schon sehr anders hier. Pünkt- lichkeit kennen wir ehrlich gesagt nicht“, sagt er und lacht. Ensink unterbricht: „Er lernte das aber schnell und ist sehr pünktlich.“ Auch an die Direktheit muss- te sich der Burkiner erst gewöhnen. „Bei uns wäre es undenkbar, zu sagen: ‚Das geht so nicht.‘ Da muss man einen anderen Weg finden, um seinen Gesprächs- partner nicht zu verletzen. Andererseits kann man viel Zeit sparen, wenn man direkt ist“, sagt Guengane und lächelt.
  Pfleger Guengane an seinem Arbeitsplatz, dem Johanniter-Haus am Waldpark in Ladenburg, das von Christiane Reuter geleitet wird (von oben).




























































































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