Page 28 - TSG_Spielfeld_Dezember_2021
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 Es ist eine aufreibende Zeit für Frank Briel als Sport- und Finanzgeschäftsführer. „Wir müssen die Gesamtsituation und die daraus resultierenden Realitäten annehmen, auch wenn wir in der aktuellen Lage sicher mehr Fragezeichen als Ausrufezeichen haben. Zahlreiche Dinge sind noch weniger planbar geworden. Deshalb gilt umso mehr: Die Dinge, die wir beeinflussen können, müssen wir einfach bestmöglich machen.“
Briel weiß natürlich, dass die Zeiten aus wirtschaftlicher Perspektive noch deutlich anspruchsvoller werden. Mit Beginn der laufenden Spielzeit 2021/22 ist der neue Medienrechte-Vertrag in Kraft getreten, der bei Klubs wie der TSG Hoffenheim im Jahresvergleich zu Minderein- nahmen in zweistelliger Millionenhöhe führt. Zudem wird die TSG Hoffenheim in der Saison 2021/22 keine Erlöse aus der Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb verbuchen können – die im Europa-League-Jahr 2020/21 noch bei rund 17 Millionen Euro lagen. „Wir werden für die laufende Saison, und das ist das Ernüchternde, nochmals ein deutlich schlechteres Ergebnis erleiden“, blickt Briel bereits auf die aktuellen finanziellen Realitäten.
Doch der Blick geht längst wieder nach vorn – und dabei hilft die Rückschau enorm. Denn in der Saison 2020/21 hat die TSG, trotz der heftigen Corona-Auswirkungen, zum sechsten Mal nacheinander mehr als 100 Millionen Euro Umsatz erzielt. „Wir haben uns in den vergangenen Jahren Stück für Stück auf eine neue Stufe vorgearbeitet“, stellt Briel fest. „Wir haben ein stabiles Fundament, das bei uns im Normalfall einen Umsatz in der Größenordnung von rund 110 plus x Millionen Euro bewirkt. Das ist das organische, natürliche Umsatzniveau unseres Klubs.“ Damit bewegt sich die TSG im Liga-Vergleich, je nach Konstellation, auf den Rängen zwischen acht und zwölf. Und dennoch setzt Briel weiter ambitionierte Ziele: „Wir wollen uns dauerhaft in der oberen Tabellenhälfte verorten und dazu gehört selbstverständlich die Zielsetzung, dann auch nicht immer Achter zu werden.“ Mit den Plätzen 4, 3, 9, 6 und 11 wurde das Ziel zuletzt häufig erreicht. „Wir haben uns in den vergangenen Jahren häufig belohnt, haben eigentlich fast in jedem Jahr besser abgeschnit- ten, als wir es rein von den Kennzahlen her schaffen müssten.“
„Seit 14 Jahren ununterbrochen in der Bundesliga mitzuspielen, ist für einen Klub wie die TSG Hoffenheim zuallererst einmal eine respektable Leistung.“
 Keine Frage: Die im Juni beendete Spielzeit hat auch den Geschäftsführer Frank Briel nicht zufrieden gestellt. „Man- che Pläne sind ungeachtet der Komplexität der vergange- nen Spielzeit nicht so aufgegangen, wie wir uns das alle gewünscht hätten, das sehen wir durchaus selbstkritisch. Ich bin jedoch überzeugt: Der Rahmen und die Fundamente des TSG-Hauses stehen und stimmen. Aber: Es ist ‚People Business‘. Wir arbeiten mit und für Menschen an gemein- samen Ideen, die man damit verbindet. Es ist nicht alles planbar, auch Scheitern gehört immer dazu.“ Dennoch, ohne Frage: „Wir wollen unsere Stärken wieder deutlich besser zur Geltung bringen und uns für die an vielen Stellen geleistete gute Arbeit belohnen. “
Einzig die Art und Weise des Scharfrichtertums irritieren eine erfahrene Führungskraft wie Frank Briel, der bereits seit 15 Jahren Verantwortung trägt im Klub. Er sei kein Freund von Schwarz und Weiß, sagt der TSG-Geschäftsführer, „und wenn einer uns graues Mittelmaß nachruft, dann sage ich: Seit 14 Jahren ununterbrochen in der Bundesliga mitzuspielen, ist für einen Klub wie die TSG Hoffenheim zuallererst ein- mal eine respektable Leistung.“ Eine, die im Übrigen von den 17 Liga-Konkurrenten nur vom FC Bayern, Borussia Dortmund, Bayer 04 Leverkusen und dem VfL Wolfsburg übertroffen wird.
Um im Konzert dieser Top-Teams weiter ab und an auf die Pauke hauen zu können, muss ein Klub wie die TSG auch in veränderter Marktlage ihren eigenen Weg weiter gehen und Transferwerte schaffen. Auch dafür dürfte der Kader in den kommenden Transferperioden eher reduziert werden, einige Verträge laufen aus, andere Spieler dürften mit ihrer Rolle kaum zufrieden sein. „Wir werden zugleich natürlich auch darauf achten, dass wir eine gute Struktur im ge- samten Kader und eine spannende wie entwicklungsfähige Mannschaft beisammenhalten“, sagt Briel. Mit Spielern wie den ablösefreien Neuzugängen David Raum und An- gelo Stiller, die nicht nur nach Ansicht des Fachmagazins „kicker“ absolute Top-Transfers waren, ist die TSG wieder ein Stück in ihre Rolle zurückgekehrt: „Wir bleiben nach wie vor ein Entwickler, bauen auf spannende Spieler, auf ‚Hidden Champions‘, die andere nicht sehen, die aber hier die Zeit und das Vertrauen bekommen, sich zu entwickeln. Das ist ein anstrengender Weg. Aber es ist unsere einzige Chance, damit wir als Herausforderer auch immer mal wieder die Etablierten ärgern können. Und das wird immer unser Anspruch sein.“
 Aufmerksame Beobachter: TSG-Geschäftsführer Frank Briel (l.) im engen Austausch mit Sportdirektor Alexander Rosen
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