Page 14 - TSG_Spielfeld_Dezember_2021
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 Enge Beziehung: Jacob Bruun Larsen mit seiner Schwester Line
In anderen Ländern wird mit dem Thema Psycho- logie offener umgegangen, in Deutschland zögern viele Menschen noch vor dem Schritt, sich Hilfe zu holen ...
„Ich sehe das so: Man muss nicht krank sein, um zum Arzt zu gehen. Man kann auch nur Zweifel haben und sich einen Rat einholen. Ich bin auch nicht krank, aber ich spreche gern über die Dinge, die mich bewegen. Man lernt unglaublich viel über sich selbst, aber auch über andere Menschen und Situationen. Man darf auch nicht von sich erwarten, dass man alles weiß. Und wenn ich auf einem Gebiet etwas lernen möchte, muss ich mit einem Fachmann sprechen, der es besser weiß. Man hört ja auch auf den Trainer, weil er fußballerisch schlauer ist als man selbst. Darum lasse ich mich gern von einem Psychologen beraten. Es ist für mich, wie nach dem Training noch 30-mal aufs Tor zu schießen, um meinen Abschluss zu verbessern. Das ist Selbsttraining, es hilft mir und macht mich stärker.“
Auch im Privatleben wurdest Du mental sehr ge- fordert. Deine Schwester ist bereits zwei Mal an Krebs erkrankt. Lassen Dich Erfahrungen wie die Deiner Schwester anders auf die Bedeutung des Profi-Sports blicken?
„Wenn jemand aus deiner Familie so schwer erkrankt, der zudem noch sehr jung ist, ändert das natürlich viele Dinge und Ansichten in deinem Leben. Ich habe damals gesagt: ‚Ich würde sofort mit dem Fußball aufhören, wenn meine Schwester wieder gesund sein könnte.‘ Leider war das natürlich nicht so leicht, aber das gilt immer noch. Fußballspieler zu sein, ist für mich der geilste Job der Welt. Wir sind sehr privilegiert, ich schätze und genieße das. Im Alter von sechs Jahren habe ich mit diesem Sport begonnen und werde wohl erst mit 36 aufhören. Aber danach hört das Leben nicht auf und das Wichtigste wird immer sein, gesund zu bleiben. Egal, ob man Fußballer, Lehrer oder Bauarbeiter ist. Wenn man das nicht ist, ist alles andere egal. Das habe ich leider auf die harte Tour lernen müssen, aber es ist ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich bin froh, dass es meiner Schwester mittlerweile wieder gut geht und hoffe, dass es so bleibt.“
Wie sehr haben Euch diese harten Phasen zusam- mengeschweißt?
„Ich bin an jedem freien Tag mit Erlaubnis von Borussia Dortmund nach Hause geflogen, um bei ihr zu sein. Ich war so oft es ging im Krankenhaus und hätte auch gern dort übernachtet, wenn es erlaubt gewesen wäre. Ich habe riesigen Respekt vor meinen Eltern, dass sie das alles geschafft haben, obwohl sie ja arbeiten mussten. Für sie war es nicht so einfach wie für mich, mal zwei Tage freizubekommen. Dass sie dennoch positiv geblieben sind und stark waren,
  PROFIS


























































































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