Page 99 - Spielfeld_November_2021
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SPIELFELD TSG HOFFENHEIM 99
  Die Ost-West-Grenze im deutschen Fußball
Auffällig viele Vereine mit dem Namen BSG (Betriebssportgemeinschaft) existieren im Osten Deutschlands. Dies hat einen Grund: Bürgerliche Vereine waren in der DDR verboten, weshalb neugegründete Sport- gemeinschaften (SG) fast alle an einen Betrieb angegliedert wurden und anschließend das Kürzel BSG erhielten. Heute existieren noch 21 Betriebssportgemeinschaften, davon 16 im Osten.
1950 wurden die Betriebssportgemeinschaften in der DDR dann einer Sportvereinigung zugeordnet und waren gezwungen, fortan deren Namen anzunehmen. Die Sportvereinigungen entsprachen den 18 Gewerkschaftsfeldern der DDR. Zu diesen zählten unter ande- rem Rotation (Druck und Papier), Wismut (Uranabbau) und Turbine (Energiesektor). Nach der Wende erfolgte eine große Umbenennungs- welle – das Kürzel BSG blieb als Verweis auf die Vereinshistorie aber vielerorts bestehen. Am häufigsten bei den Vereinen mit den Namen Lokomotive, Traktor und Empor. Insgesamt erinnern heute noch 235 Vereine im Osten an die alten Gewerkschaftsbindungen.
   Was sind eigentlich Beinamen?
Die beliebten Kürzel stiften Identität und enthalten oft wichtige Informationen, wie beispielsweise Herkunft, Sportart und – wie im Falle des VfL Bochum 1848 – das Gründungsjahr des Vereins. Es bestehen aber Vereinsnamen, die weder informativ sind noch zur Abgrenzung dienen. In der Bun- desliga beispielsweise Borussia Dortmund, Eintracht Frankfurt oder Arminia Bielefeld. Sprachwis- senschaftler sprechen dann von sogenannten „Beinamen“, die in den meisten Fällen einen gewissen Appell-Charakter besitzen. Die folgenden Beinamen sind die gängigsten im deutschen Fußball:
n Fortuna (Glück)
n Borussia (Preußen)
n Eintracht (Friedlicher Zusammenhalt einer Gruppe) n Viktoria (Sieg)
n Concordia (Göttin der Eintracht)
n Teutonia (Lateinische Bezeichnung für Deutschland) n Alemannia (Deutschtum im äußersten Westen)
Zurückzuführen sind die Beinamen auf einen Latinisierungstrend in der Entstehungsphase des deutschen Fußballs Ende des 19. Jahrhunderts. Geografische Bezüge spielten ebenfalls eine be- deutende Rolle, sowohl auf nationaler (Germania, Teutonia, Borussia), als auch auf regionaler Ebene (Bavaria, Hassia, Westfalia). In einigen Fällen ist das Kürzel aber auch ein Verweis auf das Ziel der Gründung, wie bei Eintracht und Union. Englische Bezüge sind hingegen der Hintergrund für die Kickers Offenbach oder Stuttgarter Kickers.
Der häufigste Beiname im deutschen Fußball lautet DJK (Deutsche Jugendkraft) als katholischer Sportverband, der sinnbildlich für den Einfluss der Kirchen bei den Vereinsgründungen steht. Schaut man auf die kicker-Deutschlandkarte, lässt sich noch heute ein Zusammenhang zwischen dem Anteil der Katholiken und der Verteilung der DJK feststellen – so spielen die meisten dieser Vereine in Nordrhein-Westfalen und Bayern.
Kickers 60 Wacker 54
        DJK 484
   Eintracht 299
 Viktoria 132
  Fortuna 120
Union 73
         















































































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