Page 56 - Spielfeld_November_2021
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 Der Mann hinter der Mannschaft
Seit mehr als 200 Spielen hat Volunteer Thomas Zachler einen festen und ziemlich exklusiven Platz im Stadion: hinter dem Südtor. Zum Jubiläum bekam der langjährige Helfer ein TSG-Trikot geschenkt.
 Einmalig: Damir Sunjic (r.) überreicht Thomas Zachler „sein“ Sondertri- Dkot mit der Nummer 200.
ie Aufstellung wechselt, einer aber bleibt: Thomas Zachler. Seit mittlerweile mehr als 200 Heimspielen steht er hinter der Mannschaft. Als Volunteer schaut er
im Stadion-Innenraum nach dem Rechten. Heißt: Vor Anpfiff legt er mit Kollegen die 3D-Cam-Carpets links und rechts neben dem Tor aus, hängt die Torwerbung auf und stellt an den Seitenlinien die kleinen Werbebanden auf. Verrutscht davon während des Spiels etwas, muss der hauptberufliche Polizeihauptkommissar es wieder diskret und faltenfrei geraderücken. Los ging es mit dem ersten Bundesliga-Heim- spiel der TSG am 23. August 2008 gegen Mönchengladbach, damals noch im Mannheimer Carl-Benz-Stadion.
Als Dank für seinen treuen Freiwilligendienst überreichte ihm Damir Sunjic, der den Einsatz der Volunteers im Innenraum koordiniert, nun nach dem Spiel gegen den 1. FC Köln ein Trikot mit der Aufschrift „Danke Thomas“ und der Nummer 200. „Thomas ist ein Weltklasse-Typ. Auf ihn kann man sich immer zu 100 Prozent verlassen“, sagt Sunjic. Zachler war völlig überrascht: „Damit hatte ich nicht gerechnet, das hat mich riesig gefreut.“ Ein passenderes Präsent hätte man
ihm kaum machen können: Der 60-Jährige aus Edingen- Neckarhausen sammelt seit Jahrzehnten Trikots aus aller Welt, besitzt mittlerweile mehr als 500.
Als TSG-Fanbus-Begleiter hat er es inzwischen auch schon auf 187 Spiele gebracht. Wenn er aber auf seine bisherige Karriere hinter dem Südtor zurückblickt, fallen ihm direkt mehrere Anekdoten ein: Als es am 12. Mai 2018 im letzten Saison-Heimspiel gegen Dortmund um den Einzug in die Champions-League ging, liefen sich Mario Götze und Gonzalo Castro neben ihm warm. Hoffenheim führte und so war für den BVB das Ergebnis zwischen dem direkten Konkurrenten Leverkusen und Hannover entscheidend. „Jedes Mal, wenn sie an mir vorbeiliefen, fragte Götze: Wie steht's? Irgendwann sagte ich: ‚Komm, nimm doch einfach mein Handy mit.‘ Er überlegte kurz, lehnte dann aber dankend ab.“ Irgendwann konnte Zachler sie erlösen: Abpfiff in Leverkusen, Dortmund und die TSG waren in der Königsklasse, Götze und Castro überglücklich.
Beim 6:2 gegen den VfL Wolfsburg im Jahr 2014 erlebte er dagegen einen kopflosen Hoffi: „Nach dem fünften oder sechsten Treffer sprang er vor lauter Freude über die Bande, stolperte und legte sich hin. Dabei verlor er den Kopf. Wir sind aber schnell hin und haben ihm das Haupt wieder aufgesetzt.“
Einmal schenkte ihm die TSG zum Geburtstag ein 4:1 ge- gen den VfB Stuttgart. Drei Treffer fielen vor Zachlers Tor: „Ich habe die Torschützen direkt in Empfang genommen.“ Besonders in Erinnerung blieb ihm die Eröffnungsfeier der Arena im Januar 2009 mit dem Spiel gegen eine Auswahl der Metropolregion, dem Konzert von David Garrett und einem spektakulären Feuerwerk: „Das war schon gigantisch. Als ich da stand, dachte ich mir: So eine Arena wird nur einmal eröffnet. Und du bist mittendrin.“
  Kopflos: Als Hoffi im Torjubel kurz die Orientierung verlor, sorgte Zachler im Verbund mit den TSG-Profis um Roberto Firmino, Sejad Salihovic und Sebastian Rudy wieder für Ordnung.
Große Gefühle: Im Januar 2009 wird die Rhein-Neckar Arena eröffnet – und Thomas Zachler erlebt das gigantische Feuerwerk aus dem Innenraum.
VEREIN





















































































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