Page 13 - Spielfeld_November_2021
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SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
Chris, Du fühlst Dich hier unter dem Basket- ball-Korb erkennbar wohl. Woher kommt Deine Liebe zu diesem Sport?
„Mein Vater war früher Basketball-Profi. Das prägt natürlich. Als ich aufgewachsen bin, war Basketball immer das große Thema in unserer Familie. Mein Vater hat nach meiner Geburt noch zwei Jahre in Australien gelebt, kam dann aber zu uns zurück. Zuvor hat er bereits auf dem College, in Island und in Bolivien gespielt. Natürlich war es auch danach weiterhin seine Faszination, und er hat mir die Sportart beigebracht. Wäre es nach ihm gegangen, wäre ich auch Basketball-Spieler geworden.“
Wie sah Dein Alltag in Deiner Jugend zwischen Basketball und Fußball aus?
„Ich bin morgens um 5 Uhr aufgestanden und direkt zum Basketball-Training gefahren. Danach hatte ich Schule und anschließend wieder Basket- ball-Training. Von dort aus bin ich dann direkt zur Fußball-Einheit gelaufen und anschließend erst nach Hause gekommen. Als ich neun Jahre alt war, habe ich sogar noch Leichtathletik gemacht – aber das wurde dann auch mir zu viel.“ (lacht)
Deine intensive Beziehung zur Sportart spürt man nicht nur, man sieht sie auch. Du hast ein Kobe-Bryant-Tattoo, seinen Spitznamen ‚Mamba‘ trägst Du in Deinem Instagram-Profil. Was hat es damit auf sich?
„Er hatte diese Gewinnermentalität in sich, die etwas ganz Besonderes ist. Er war immer der här- teste Arbeiter und eine absolute Maschine auf dem Platz. Er hat nie aufgegeben. Selbst als er sich die Achillessehne gerissen hat, ist er zur Freiwurf-Linie angetreten und hat beide Würfe versenkt. So etwas sieht man nicht von jedem Sportler. Leider ist er auf tragische Art und Weise viel zu früh ums Leben gekommen, aber ich bin stolz, dass ich zumindest Teile seiner Karriere erleben durfte. Er ist ein Riesenvorbild für mich.“
Du hast Dich jedoch trotz des familiären Hintergrunds und der Begeisterung für den Fußball entschieden. Was war der Hauptgrund dafür?
„Ich habe meine ganze Jugend immer beide Sport- arten ausgeübt. Als ich 16 war, haben wir mit mei- nem Fußball-Team einen Ausflug zu einem Turnier nach Argentinien gemacht. Ich habe mich in die Atmosphäre in den Stadien verliebt und mir war ab diesem Zeitpunkt klar, dass ich Fußball mehr liebe und mich darauf konzentrieren will.“
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War Dein Vater enttäuscht von Deiner Entscheidung?
„Er hatte immer hohe Erwartungen an mich und hat in mir ein großes Basketball-Talent gesehen. Natürlich war er ein wenig enttäuscht, aber er konnte verstehen, dass ich das machen will, was ich liebe. Und dabei hat er mich dann komplett unterstützt.“
Du bist mit 16 Jahren aus Alabama nach Houston gezogen, um Fußball zu spielen. Hattest Du damals Bedenken, dass es ein zu großer Schritt sein könnte? „Ich liebe meine Familie und ohne ihre Unterstützung könnte ich heute nicht hier sein. Natürlich hat das wehgetan und ich hatte auch Heimweh in den ersten Wochen. Ich bin ein sehr familiärer Mensch. Mein Bruder war zu jenem Zeitpunkt erst drei Jahre und meine Schwester neun Jahre alt. Es war klar, dass ich vermutlich nie mehr zu Hause wohnen werde. Das war keine einfache Zeit, aber sie haben mich immer unterstützt und mir Mut zugesprochen. Das hat mir geholfen, um keine großen Zweifel zu haben.“
Bevor Du nach Houston gegangen bist, wurdest Du zunächst bei einem Probetraining vom FC Dallas abgelehnt. Wie hast Du Dich danach gefühlt?
„Für mich ist eine Welt zusammengebrochen. Als 16-Jähriger dachte ich, dass alles vorbei ist. Aber ich habe kurz darauf das Angebot aus Houston bekom- men. Ich wusste, dass wir in der Liga gegen Dallas spielen und wollte beweisen, dass es ein Fehler war, mich nicht aufzunehmen. Und tatsächlich haben sie sich nach der Partie gemeldet und gesagt, dass ich nächstes Jahr für sie spielen soll. Im Nachhinein war die Entwicklung das Beste, was
mir passieren konnte.“
Hattest Du schon immer das Ziel, eines Tages als Fußballspieler nach Europa zu kommen?
„Es war zumindest im-
mer mein Traum. Aber
als ich aufgewach-
sen bin, haben nicht
viele US-Amerika-
ner in Europa ge-
spielt. Es gab viel-
leicht vier oder
fünf, die eine wich-
tige Rolle bei einem
größeren Klub ge-
spielt haben. Daher war
es nie wirklich realistisch für mich.“
 „Mein Vater war früher Basketball-Profi. Das prägt natürlich. Als ich aufgewachsen bin, war Basketball immer das große Thema in unserer Familie.“




































































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