Page 68 - TSG_Spielfeld_Oktober_2021
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 „Mit der U17 ist Fußball ein schnelleres Spiel, es ist einfach mehr Tempo und Dynamik aufgrund der körper­ lichen, der genetischen Veranlagung drin.“
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Er räumt ein, dass ihm bei seiner neuen Aufgabe, die Jahrgänge 2005 und 2006 zu Topfußballern aus- zubilden, manchmal noch die Routine fehlt. „Da bin ich ehrlich, dass mir noch generell die Erfahrung im Jugendfußball und in der Talentförderung fehlt. Ich war schließlich acht Jahre für die Frauen tätig“, sagt der Coach, der vor seiner vierjährigen Amtszeit als Cheftrainer in Wolfsburg zunächst zwei Jahre für die zweite Mannschaft in der zweiten Bundesliga und anschließend zwei weitere Jahre als Co-Trainer von Ralf Kellermann tätig war. „Deswegen ist die U17 bei der TSG kein Neuanfang als Trainer für mich, eher ein neues Kapitel. Ich starte nicht bei Null. Viele Dinge sind ähnlich. Die Erfahrungen, die ich in Wolfsburg gesammelt habe, sind eine gute Basis, aus der ich das Beste rausziehen und bei der TSG einbringen kann“, sagt Lerch.
Es gibt viel Verbindendes zwischen dem alten und dem neuen Job, vor allem bei vielen Trainingsübungen. „Vieles funktioniert genauso gut bei der U17“, erklärt Lerch, der aber auch die Unterschiede beschreibt. „Mit der U17 ist Fußball ein schnelleres Spiel, es ist einfach mehr Tempo und Dynamik aufgrund der kör- perlichen, der genetischen Veranlagung drin“, erklärt der gebürtige Hesse. „Aber auch die Ansprache ist eine andere, die Art der Kommunikation. Ich muss
sagen, bei den Frauen war ich in vier Jahren noch nie so deutlich wie hier bei den Jungs. Der Umgang mit ihnen ist nicht unbedingt rauer, aber er ist emotionaler. Das liegt auch am Naturell der Jungs.“
Der Konkurrenzkampf bei den Talenten, die alle vom Aufstieg in den Profifußball träumen, sei noch härter als bei den VfL-Frauen, die gestandene Profispiele- rinnen mit meist vielen Länderspieleinsätzen waren. „Da ist es klar, dass man ihnen auf einer anderen Ebene begegnet“, erklärt Lerch und bezieht sich dann auf den Trainer, der die TSG-Männer in die Bundesliga geführt hat: „Ralf Rangnick hat mal gesagt, dass man als Trainer die Führung mit Liebe und Konsequenz praktizieren soll. Da würde ich jetzt tendenziell sagen, bei den Jungs ist es eher ein bisschen mehr konse- quent, bei den Frauen ein bisschen mehr mit Liebe.“ Als Mann in einer großen Frauen-Gruppe, zumal als die entscheidende Führungsfigur, agierte er auch distanzierter. Bei den Junioren ist Lerch, wie er betont, „nun auch Ratgeber und Pädagoge. Ich muss Ver- ständnis für sie haben, auf sie zugehen, aber sie manchmal auch härter angehen.“ Die Jungs würden seine Anweisungen im Training meist ohne zu fragen umsetzen. Bei den Frauen habe er fast jede Übung sehr detailliert erklären und begründen müssen. „Da musste man auf alles vorbereitet sein, während hier die Jungs einfach sagen: Okay, gib uns den Ball und dann geht’s los", sagt Lerch. Dass die privaten Her- ausforderungen seiner 15 und 16 Jahre alten Schütz- linge auf den Fußball abstrahlen, gehört zu den Dingen, die neu für Lerch waren. Die schulischen Verpflich- tungen, die Abhängigkeit vom Fahrdienst, der auch mal im Stau stehen kann, die insgesamt für viele Jungen oft sehr langen Tage, „das alles sind Rahmen- bedingungen, die ich nicht in der Intensität auf dem Schirm hatte“. Von der Perfektion, mit der die TSG das ganze Drumherum für die Akademiespieler organisiert, ist Lerch deshalb sehr beeindruckt.
 Erfolgreicher Beginn: Die U17-Junioren sind unter ihrem neuen Trainer Stephan Lerch erfolgreich in die Saison gestartet.
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