Page 72 - TSG_Spielfeld_September_2021
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  Zur Person
Malaika Mihambo wurde am 3. Februar 1994 in Heidelberg geboren, schon im Alter von drei Jahren wurde sie Mitglied in ihrem heutigen Verein, dem TSV Ofters- heim. Nach Ballett und Judo wurde sie bei einem Ferienprogramm der Leichtath- letik „entdeckt“ und direkt ins reguläre Leichtathletik-Training eingeladen. Im Alter von 16 Jahren spezialisierte sich Mihambo auf Sprint und Sprung. Ihre erste internationale Medaille gewann die Sportlerin im Alter von 19 Jahren. Knapp drei Jahre später startete sie erstmals bei den Olympischen Spielen, 2018 gewann sie in Berlin die Europameisterschaften, 2019 wurde Malaika Mihambo in Doha mit einer Weite von 7,30 Metern Weltmeisterin. 2019 und 2020 wurde sie zur Sportlerin des Jahres gewählt – und gewann 2021 bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio Gold.
 Welchen Anteil hat Ihre Heimatregion an diesem Erfolg?
„Ich bin hier geboren und aufgewachsen, tief ver- wurzelt. Aber ich würde sagen, das Wichtige sind die Menschen, weniger der Ort an sich. Und für die bin ich sehr dankbar. Natürlich auch denen, die mich auf dem Weg nach Tokio, Doha, Berlin und zu anderen Wettkämpfen begleitet haben.“
Zum Wettkampf in Tokio: Was ging Ihnen vor Ihrem Sprung zu Gold durch den Kopf?
„Ich habe mir einfach gesagt: Okay, ich habe jetzt noch eine letzte Chance, also gebe ich einfach mein Bestes. Ich habe in mir dieses starke Selbstver-
Meter? In der Zeitlupe konnte man dann ja sehen, dass ich 19,5 Zentimeter am Brett gelassen hatte. Von daher hat mich mein Körpergefühl nicht getrogen.“
Wie schaffen Sie es, in solchen Situationen mental und nervlich so stark zu bleiben? Sie meditieren regelmäßig, spielt das eine Rolle?
„Auf jeden Fall, aber ebenso wichtig ist es, dass du offen zu dir selbst bist, um mit dir selbst im Reinen zu sein. Ich weiß, was ich physisch draufhabe, von daher gab es auch keinen Grund für Selbstzweifel. Das erst öffnet den Raum, im Finale eben nochmal einen draufzusetzen. Dieses ungebrochene Selbst- vertrauen ist wichtig. Sonst neigt man oft dazu,
trauen gespürt, meine innere Stärke. Ich wusste, dass ich mich darauf verlassen konnte. Und dann wurde ich ganz ruhig. Die Bronzemedaille war mir ja schon sicher. Von daher spürte ich keine Aufre- gung oder Selbstzweifel. Es war ein ruhiger und positiver Moment.“
Im Moment des Absprungs – spürten Sie, das wird ein guter Versuch?
Das habe ich direkt beim Absprung gemerkt, ja. Und dann kam zuerst der Blick zur Fahne, um mich zu vergewissern, dass der Sprung auch gültig war. Was nützt ein toller Sprung, wenn er ungültig ist? Als ich in die Grube schaute, dachte ich: Hm, nur sieben
selbstkritisch zu sein und sich klein zu machen. Wenn du lernst, das abzustellen, kannst du über dich hinauswachsen.“
Ein bisschen Druck scheint auch nicht zu schaden.
„Natürlich macht dir das den Ernst der Lage noch offensichtlicher und bringt dich dazu, es dir bewusst zu machen: Okay, das ist die letzte Chance. Will ich die nutzen, selbstbestimmt mein Bestes geben und fest an den Erfolg glauben? Oder will ich mich der Angst und dem Druck hingeben und mich davon übermannen lassen? Auch wenn es dann am Ende nicht reicht, fühlt es sich anders an, wenn du alles gegeben hast.“
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