Page 92 - Spielfeld_August_2021
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 EMOTIONALE BILDER AUCH FÜR KERN
Die Bilder von Christian Eriksen (im Bild) gingen bei der Europa- meisterschaft um die Welt. Der 29 Jahre alte dänische Nationalspie- ler musste in der Partie gegen Finnland auf dem Feld reanimiert werden, nachdem er zusammengebrochen war. Der TSG-Doc ist froh darüber, eine solche Situation noch nicht erlebt zu haben. Die Ansicht der Bilder lösten auch bei ihm Emotionen aus. „Man sorgt sich natürlich um den Spieler, aber denkt auch an den Kollegen. Man kann die Situation schon nachempfinden. Das ist wahnsinnig schwierig, du bist verantwortlich, aber nicht jeder Mannschaftsarzt ist auch ausgebildeter Notfallmediziner. Man erlebt diese Situation so gut wie nie und dann muss man funktionieren – vor Publikum unter diesen Umständen. Deshalb machen wir bei der TSG jährlich Fortbildungen, um im Fall der Fälle besser vorbereitet zu sein.“
ERIKSENS LEBENSRETTER IST KERNS AUSBILDER
Eriksen hatte bei der EM das Glück, dass ein Experte am Spielfeld- rand war – nämlich der Ausbilder von Ralph Kern. „Der deutsche Arzt Jens Kleinfeld hat Eriksen das Leben gerettet. Er leitet ab- wechselnd mit Dr. Oliver Gutzeit die Reanimationskurse. Zudem ist er bei der UEFA tätig und war deshalb bei dem Spiel im Einsatz. Wir hatten danach auch schon Kontakt, da ging es auch darum, ob wir die Kurse demnächst häufiger machen. Das war schon einer der ersten Gedanken bei der Ansicht der Bilder.“ Mitspieler Simon Kjaer leistete wichtige Vorarbeit, in dem er Eriksen „die Zunge aus dem Hals holte“, weil sonst Erstickungsgefahr bestanden hätte. Für Kern eine lebensrettende und vorbildliche Aktion. „In so einem Fall sind die ersten Sekunden entscheidend. Deshalb sollte man auch als Laie eingreifen und die Atemwege wieder freimachen. Aber man muss nicht tief in den Rachen greifen, sondern durch eine Lagever- änderung die Atemwege wieder freimachen.“ Denn, das betont Kern, der umgangssprachliche Begriff beschreibt ein falsches Szenario: Man kann seine Zunge nicht verschlucken, sie rutscht bloß nach hinten, wodurch sie die Luftröhre verstopft.
JEDER KANN UND SOLL DEFIBRILLATOREN BEDIENEN
Neben dem schnellen Eingreifen von Simon Kjaer und Dr. Kleinfeld sicherte ein am Spielfeldrand positionierter Defibrillator das Überle- ben von Christian Eriksen. Man sieht die Geräte in Kaufhäusern und öffentlichen Einrichtungen – und auch die TSG-Geschäftsstelle ist mit Defibrillatoren ausgestattet. Der Wert der „Schockgeber“ ist für Kern unermesslich hoch: „Diese Geräte können der ausschlaggebende Faktor für eine Lebensrettung sein. Mit einer Herzdruckmassage ist das nicht immer möglich, weil die Erregungsleitung zum Herz gestört ist, schlägt es gar nicht mehr oder viel, viel zu schnell. Durch den Impuls des Defibrillators schlägt das Herz im besten Fall wieder normal.“ Was viele nicht wissen – die Geräte sind so konzipiert, dass sie jeder in einer Notfallsituation anwenden kann: „Die modernen Defibrillatoren sind einfach konzipiert. Sie geben einem alles vor, ‚reden‘ mit einem und erklären genau und Schritt für Schritt, was man tun muss und wo man etwa die Elektroden anbringen muss. Deshalb sind sie überall angebracht: Damit jeder sie auch benut- zen kann.“ Aber falls kein Defibrillator vorhanden ist, bleibt für die Lebensrettung eine Herzdruckmassage mit Beatmung, wie man sie in Erste-Hilfe-Kursen lernt, entscheidend.
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