Page 35 - Spielfeld_August_2021
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SPIELFELD TSG HOFFENHEIM 35
In der Sommerpause bestimmte eine ungewohnte Unsicherheit den Alltag von Sebastian Rudy. Nach seinem misslungenen Engagement bei Bundesliga-Absteiger FC Schalke 04 und der zweiten Leihe zur TSG Hoffenheim suchte der 31-Jährige nach einem dauerhaften Job – und einem festen Wohnsitz für sich und seine junge Familie. Mit dem Wechsel zu seinem Wunschverein ist nun „die beste aller Varianten in Kraft getreten“, freut sich der Mittelfeldspieler. Vor seiner bereits zehnten Spielzeit im Kraichgau spricht Sebastian Rudy selbstbewusst über seine Erwartungen für den insgesamt vierten Anlauf bei der TSG.
Kinder spielten im Verlauf der Saisonvorberei- tung eine besondere Rolle für Sebastian Rudy. Beim Trainingsauftakt der TSG Hoffenheim
im Juli war es Sohn David, der seinen Papa am Spielfeldrand immer wieder laut anfeuerte und sichtlich erfreut den Kontakt zum ihm suchte. Dass er in Zuzenhausen in die Vorbereitung für die Spielzeit 2021/22 starten durfte und nicht im 350 Kilometer entfernten Gelsenkirchen, entfachte auch bei Sebastian Rudy ein Dauerlächeln während der ersten Trainingseinheit. „Von mir aus war immer klar, dass ich wieder voll hier sein will. Hoffenheim war für mich Priorität Nummer eins. Dass nun sogar meine Familie beim Trainingsstart anwesend sein konnte, freut mich ungemein“, sagte die Nummer 16 der TSG im Anschluss.
Im Trainingslager der TSG Hoffenheim in Rot- tach-Egern am Tegernsee war es dann erneut der Nachwuchs aus dem Hause
Rudy, der den TSG-Profi wäh-
Nervenzehrende Ungewissheit erlebte der 29-fache deutsche Nationalspieler auch schon vor der Rück- kehr zur TSG – da allerdings nicht freiwillig. Als sich seine Mitspieler nach einer intensiven Saison in den Sommerurlaub begaben, klärte der 31-Jährige seine sportliche Zukunft: „Die Unsicherheit war immer da. Vor allem die Frage, wo wir in der nächsten Saison wohnen werden, hat mich sehr beschäftigt. Als Single wäre es einfach, von einem auf den anderen Tag die Koffer zu packen“, sagte er und ergänzte: „Mit einer Familie sieht das jedoch anders aus. Deswegen wa- ren die vergangenen Wochen schwierig und ich bin nun glücklich, wieder fest von der TSG verpflichtet worden zu sein.“
Ausgeschlossen hatte er zuvor lediglich die Rückkehr zu den Schalkern, bei denen er im Juni seinen bis 2022 gültigen Vertrag aufgelöst hatte. Der Abstieg und die zahlreichen Enttäuschungen während seiner Schalker
Zeit hatten Spuren hinterlassen. „Mir kam es so vor, als sei ich in der Öffentlichkeit zum Gesicht der Krise auserkoren worden. Auch wenn ich die Fehler immer erst bei mir selbst suche und sicher welche gemacht habe: Da hat
Schalke es verpasst, mich als Spieler zu schützen“, sagt Rudy entschieden.
Der Zeitpunkt seines Transfers zur TSG, „der in die- sem Jahr sogar schon vor dem 30. Juni feststand“, erfreut Rudy besonders. Die überpünktliche Vertrags- unterzeichnung machte die Rückkehr zu seinem Herzensklub perfekt. Ein wichtiger Unterschied zu den Vorjahren, denn in den vergangenen zwei Spiel- zeiten stieg er entweder erst spät in die Vorbereitung ein oder kam sogar im Laufe der Saison zur TSG. „Zuletzt hatte ich bei der TSG keine richtige Saison- vorbereitung. Nun war es für mich umso wichtiger, im Urlaub Gas zu geben und dort einiges zu machen, so dass ich zum Vorbereitungsstart schon in einer guten Verfassung war“, sagt Rudy, der im Sommer 2010 zum ersten Mal nach Hoffenheim wechselte – damals vom VfB Stuttgart.
rend der Einheiten auf dem
Platz beschäftigte – auch wenn
dieser zu dem Zeitpunkt noch
gar nicht auf der Welt war.
Frau Elena war im neunten Schwangerschafts-Monat und erwartete täglich den nächsten Nachwuchs der Familie Rudy – obwohl die Geburt eigentlich erst für die erste Augustwoche prognostiziert wurde. Die Folge: Wenn der gebürtige Schwarzwälder trainierte, lag sein Handy stets in Hörweite. Zudem parkte Teammanager Maximilian Vollmer den Wagen von Rudy am Trainingsplatz, damit der auf Abruf trainierende Profi jederzeit die Fahrt ins Krankenhaus antreten kann. Ob Sohn David später eine Schwester oder einen Bruder begrüßen würde, wusste die Familie zu diesem Zeitpunkt noch nicht: „Das wollten wir bewusst nicht vor der Geburt erfahren“, sagte Rudy und ergänzte lächelnd: „Wir wollten uns überraschen lassen.“ Das Telefon des Bundesligaprofis blieb während der Trainingsein- heiten allerdings still – und ein rasender Rudy der TSG erspart.
„Ich bin sehr glücklich, wieder fest von der TSG verpflichtet worden zu sein.“


















































































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