Page 15 - Spielfeld_August_2021
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 SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
„Grundsätzlich kann ich mich mit der Aussage iden- tifizieren. Aber für mich als Trainer ist der Prozess interessant. Es reicht nicht, einfach nur ein Ergeb- nisziel zu formulieren, das zwölf Monate weg liegt. Deswegen bin ich immer dafür, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, die Dinge, die du in der Hand hast, gut zu machen – zum Beispiel das Verhalten bei Standards, den Willen zu zeigen, das Tor hart zu verteidigen. Das macht Ziele dann greifbarer und hilft dir dann auch, etwas zu entwickeln. Damit erhöhst du die Wahrscheinlichkeit, am Ende erfolgreich zu sein. Aber grundsätzlich sind wir ehrgeizig, ambitioniert und wollen das Maximale rausholen. Auch ich habe den Anspruch, oben anzugreifen – das heißt, die Klubs, die eigentlich finanzstärker sind, zu ärgern und auch den ein oder anderen hinter sich zu lassen. Diesen Ehrgeiz und diese Ambition, die brauchen wir – und die habe ich auch.“
Sie haben eine ganze Menge Druck gespürt, da braucht es Rückgrat, um die Ruhe zu bewahren. „Du brauchst ein dickes Fell, ohne Frage, und darauf wirst du auch nicht richtig vorbereitet. Es gab schon Phasen, die waren sehr intensiv und trotzdem besit- ze ich die Fähigkeit, mich selbst nicht zu verlieren. Möglicherweise ist es auch ein Teil meiner Persön- lichkeit, in solchen Phasen ruhig zu bleiben. Wir im Trainerteam haben es, natürlich mit Unterstützung des Klubs, dann geschafft, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren.“
Aber auch ein betont ruhiger Sebastian Hoeneß muss doch mal ins Grübeln geraten?
„Natürlich kenne ich den ersten Impuls, wenn ich teils bösartige Kritik lese oder höre: Boah, Wahnsinn. Dann geht es mal hier kurz in die Magengrube rein, wenn du Dinge liest, die sachlich nicht stimmen. Da hast du ein Unrechtsbewusstsein und weißt nicht genau, wohin damit. Aber ich habe verstanden: Das Einzige, was wir machen können, ist zu versuchen, sportlich erfolgreich zu sein. Und so lange gilt es, Ruhe zu bewahren.“
Wie gelingt Ihnen das?
„Ich habe eine intakte Familie. Und natürlich hilft das, einfach nach Hause zu kommen und da einen siche- ren Hafen zu haben, um zu erkennen: Alles klar, am Ende ist es jetzt doch nur ein Beruf, es ist ein Sport und es gibt Schlimmeres. Aber das sind innere Pro- zesse und vielleicht besitze ich so eine innere Gelas- senheit oder Sicherheit, zu sagen: Egal, was kommt, alles wird gut.“
 „Ich freue mich auf die Emotionen“
Für Sebastian Hoeneß dürfte es in dieser Spielzeit, so Corona es zulässt, eine ganz besondere Premiere geben – ein Bundes- liga-Heimspiel mit mehr als zehntausend(en) Fans. Bisher war die Partie gegen den FC Bayern München mit 6.030 Zuschau- ern am 27. September 2020 seine Bestmarke in der PreZero Arena. „Da war unglaublich laut“, erinnert sich Hoeneß an den 4:1-Triumph gegen den Rekordmeister. „Aber natürlich ist das Spiel auch so gelaufen, wie es laufen muss. Deshalb habe ich da eine großartige Erfahrung gemacht.“ In dieser Saison könn- ten es, abhängig von den rechtlichen Grundlagen, bereits zum Heimauftakt gegen Union Berlin (22. August), weitaus mehr Zuschauer sein. Wie es sich für den Trainer anfühlen wird? „Es gibt ja immer zwei Möglichkeiten“, sagt Hoeneß. „Es kann zur Verunsicherung beitragen, weil Unruhe aufkommt und bei den Spielern die Nervosität steigt. Natürlich muss ich auch erstmal erleben, wie ich damit umgehe. Aber es kann auch etwas zum Positiven verändern, gerade wenn wir zu Hause spielen und von den Rängen noch mal ein richtiger Push kommt, du neue Energie bekommst. Das wird eine neue Erfahrung und ich freue mich auf die Emotionen, weil sich die Siege am Ende dadurch noch geiler, noch größer anfühlen. Dieses emotionale Level mit vielen Zuschauern ist nun einmal ein ganz anderes.“
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 Enger Austausch: Sebastian Hoeneß und Andrej Kramarić
























































































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