Page 14 - Spielfeld_August_2021
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Auch ich habe den Anspruch, oben anzugreifen – das heißt, die Klubs, die eigentlich finanzstärker sind, zu ärgern und auch den ein oder anderen hinter sich zu lassen. Diesen Ehrgeiz und diese Ambition, die brauchen wir – und die habe ich auch.
 Ein Blick zurück: Sie haben sich als Bundesliga- Novize vor ihrer ersten Saison sicher auch Gedanken gemacht, wie groß der Sprung tatsächlich sein wird. „Dass der Unterschied groß wird, war mir ja klar. Es gibt zusätzliche Aufgabenfelder wie Medienarbeit oder den deutlich größeren Staff, durch den man noch viel mehr in eine Führungsrolle rückt. Und es macht natürlich einen enormen Unterschied, mit Spielern zu arbeiten, die schon gewisse Erfahrungen auf höchstem Niveau gemacht haben. Das sind sicher signifikante Unterschiede zu der Arbeit in der 3. Liga. Was am Ende aber gleichbleibt, ist das Spiel an sich: Die Spielphasen, über die man sich Gedanken ma- chen muss, bleiben von der U19 bis zur Bundesliga unverändert.“
Sie hat es in der abgelaufenen Saison aufgrund der Umstände aber besonders hart getroffen.
„Ich musste einfach permanent auf Situationen reagie- ren, die vorher nicht planbar waren. Insbesondere in einer Saison, die durch die Corona-Pandemie geprägt war, die später anfing, aber dennoch zum gleichen Zeitpunkt endete – und wir hatten noch die zusätz- lichen Aufgaben in der Europa League zu bewältigen und somit sehr viele Spiele in wenigen Wochen. Wenn dann – wie bei uns geschehen – noch unzählige Ver- letzungen und Erkrankungen hinzukommen, wird man plötzlich zum Krisenmanager.“
Mit neuem Aufgabenprofil.
„Ich musste schnell lernen, auf Dinge zu reagieren, trotzdem lösungsorientiert zu denken, positiv bleiben und nach vorn schauen. Das war das Entscheidende. Und ich glaube, das war schon auch etwas Besonderes: Gleich in der ersten Saison dies alles zu erleben, das war ein Einstieg von Null auf Hundert. Schneller geht es nicht, ich wurde ins kalte Wasser geworfen und musste mich freischwimmen. Das haben wir auch
als Klub getan und das sind Erfahrungen, die uns in dieser Saison helfen werden. Wir wissen, dass wir Krisen bewältigen können und hoffen aber dennoch, dass wir sorgenfreier durch die neue Spielzeit kommen und wir aus der Rolle des
Krisenmanagers in die des Entwicklers wechseln.“
Gab es aufgrund der vielen Rückschläge irgendwann mal Phasen der Frustration?
„Die gab es zwischendurch, glaube ich, im gesamten Klub. Durch das Corona-Thema gab es überhaupt keine Blaupausen, in denen wir mal einfach Dinge abarbeiten konnten. Das Jahr war sehr, sehr fordernd und, ja, eine sehr, sehr große Herausforderung. Aber am Ende kann ich sagen: Wir haben alle Prüfungen gemeistert.“
Sie haben der TSG-Saison in einem Interview mit der Heilbronner Stimme die Schulnote „2- oder 3+“ gegeben. Was hat rückblickend gefehlt, um eine bessere Note zu erreichen?
„Das ist schwer zu sagen. Erstens bin ich ein demütiger Mensch, ich würde mir wahrscheinlich ohnehin nie eine besonders gute Note geben. Und du kannst dir ja keine Eins geben, wenn du Elfter wirst, auch wenn man diese Saison nicht nach normalen Standards bewerten kann. Man muss die Rahmenbedingungen miteinbeziehen, das ist die Kunst. Und da sage ich am Ende, auch mit dem finalen Schlussspurt mit sieben Spielen ohne Niederlage, nachdem es zwischenzeitlich eng wurde: Wir können schon auch stolz sein. Was wir trotz der Umstände geleistet haben, ist positiv zu bewerten. Es haben fast durchgängig zehn oder mehr Spieler gefehlt. Das sind keine Entschuldigungen, aber natürlich hat es Auswirkungen, wenn wir nur ein einziges Mal in der Saison mit derselben Startelf nacheinander ins Spiel gehen können. Doch auch da darf man sich nicht hinstellen, jammern und sagen: ‚Ja gut, wir konnten ja gar nichts dafür.‘ So einfach machen wir es uns nicht.“
Einige Spieler haben jetzt schon öffentlich bekun- det: ‚Wir wollen wieder oben angreifen. Wir waren unzufrieden mit Platz 11.‘ Wie würde es der Trainer Sebastian Hoeneß formulieren?
PROFIS




















































































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