Page 81 - TSG_Spielfeld_Juni_2021

SPIELFELD TSG HOFFENHEIM 81
EMPFEHLUNG DES HAUSES
Eine Ausstellung in der Heidelberger halle02 widmet sich mit mehr als
100 Repliken dem Mysterium um das Streetart-Phantom. Die Schau umfasst zwei Jahrzehnte Kunstgeschichte aus der Sprühdose.
Die Schau umfasst sein erstes bekanntes Wandbild „The mild mild West“ (1999), das Polizeigewalt kritisiert, sowie eines seiner aktuellsten Werke „Game Changer“, in dem ein Kind seine Spiderman- und Batman-Fi- guren gegen eine neue Superheldin eingetauscht hat: eine Krankenschwester-Puppe mit Mund-Nasen- Schutz. Banksy schenkte es einem britischen Kran- kenhaus, bei einer Versteigerung erzielte es fast 20 Millionen Euro, die auf Wunsch des unsichtbaren Künstlers an den britischen Gesundheitsdienst NHS gespendet wurden. Banksys Kunst bewirkt etwas. Ein Teil der Ausstellung widmet sich der Thematik Flücht- lingskrise. Er zeigt ein hoffnungslos überladenes Flüchtlingsboot, romantische Meereslandschaften mit angespülten Rettungswesten und den Minia- tur-Nachbau des Schiffs „Louise Michel“, das Banksy finanziert und im Mittelmeer Flüchtlinge in Not rettet. Wer will, kann vor Ort für das Projekt spenden. „Auch
ein Teil der Einnahmen der Ausstellung geht an die Louise Michel“, sagt Jean. Technisch betrachtet, ist ein Banksy nicht außergewöhnlich aufwendig oder komplex. „Was er mit so wenig – einer Schablone und einer Sprühdose – erschafft, sagt mehr als 1000 Worte. Meistens steckt noch diese sehr britische bittersüße Ironie dahinter. Und dass er es in diesem Zeitalter schafft, anonym zu bleiben, ist ein Kunstwerk für sich“, findet Jean, die britische Wurzeln hat und in Berlin lebt. Ob die Anonymität und das Mysterium um seine Person zur enormen Popularität beigetra- gen haben? „Ich glaube es geht dabei vielmehr darum, die Wahrheit sagen zu können“, sagt Jean. Banksy habe dazu einmal sinngemäß gesagt: „Wenn man wirklich die Wahrheit sagen will und möchte, dass die Leute einem zuhören, muss man eine Maske tragen. Und wenn man ehrlich sein will, muss man irgendwo immer eine Lüge leben.“